Zahnpasta sollte keine Schadstoffe enthalten. Denn nach dem Putzen schluckt man unweigerlich kleine Resten der Pasten. Ein Labortest des Gesundheitstipp zeigt aber: Praktisch alle Zahnpasten enthalten Blei und Titandioxid.
Der Gesundheitstipp liess zwölf Zahnpasten in einem spezialisierten Labor untersuchen, darunter waren neun Naturkosmetikprodukte und drei mit synthetischen Inhaltsstoffen. Das Labor prüfte sie auf das Schwermetall Blei, auf Titandioxid und Arsen sowie auf Substanzen, die Allergien auslösen können (siehe «So hat der Gesundheitstipp getestet»).
Im Test konnte nur die Zahnpasta «Complete Care» von Lavera glänzen. Im Naturkosmetikprodukt hat es weder Titandioxid noch Blei. Es enthielt auch keine Stoffe, die Allergien auslösen können. Alle anderen Pasten enthielten mindestens einen der Schadstoffe, deshalb kann sie der Gesundheitstipp nicht ohne Vorbehalt empfehlen.
Am schlechtesten schnitt die «Minze Zahncreme forte» der Naturkosmetikmarke Dr. Hauschka ab. Das Produkt war mit einem Preis von über neun Franken für 100 Milliliter das teuerste im Test. Es enthielt mit Abstand am meisten Blei: nämlich 1,5 Milligramm pro Kilogramm Zahnpasta. Diese Menge liegt deutlich über den in Europa tolerierten Rückständen von 0,5 Milligramm pro Kilo Zahnpasta. Das Schwermetall kann schon in kleinen Mengen der Gesundheit schaden.
Verunreinigte Zutaten für Bleigehalt verantwortlich
Laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit und der Weltgesundheitsorganisation gibt es für Blei keine sichere Dosis. Eine wiederholte Aufnahme über eine längere Zeitspanne kann laut dem Schweizer Bundesamt für Lebensmittelsicherheit die Nieren schädigen.
Sieben andere Pasten enthielten zwischen 0,1 und 0,4 Milligramm Blei pro Kilogramm Zahnpasta. Blei kann über verunreinigte Zutaten in die Produkte gelangen. Vier Produkte zeigen, dass es auch anders geht: Neben Lavera «Complete Care» sind dies «Zahngel Sensitiv» von Alviana, «Dental Med Zahncreme Minze» von Sante und die Zahnpasta «Calendula Pfefferminz» von Coop Naturaline. Die Produkte enthielten keine messbaren Bleirückstände.
Fünf Pasten enthielten Titandioxid. Die Gehalte reichten von 5 bis 12,8 Gramm pro Kilo Zahnpasta. Am meisten Titandioxid fand das Labor in den Produkten von Dr. Hauschka und der Coop-Marke Dentamed.
Entzündungsreaktionen im Darm möglich
Der Farbstoff Titandioxid macht Zahnpasta weiss. In Lebensmitteln ist er als Zusatzstoff seit letztem Jahr verboten, weil er zu Chromosomenschäden führen kann. Der Körper reichert Titandioxid an. Forscher der Uni Zürich fanden heraus, dass kleinste Titandioxidteilchen Entzündungsreaktionen im Darm verstärken. In Zahnpasten und Kosmetikprodukten ist der Zusatzstoff nach wie vor erlaubt.
Vier Produkte enthielten Stoffe, die Hautallergien auslösen können. Es handelte sich vor allem um Limonen und Eugenol, die den Pasten einen würzigen Duft verleihen. Beide Stoffe lösen laut dem wissenschaftlichen Ausschuss Verbrauchersicherheit der EU oft Allergien aus. Das «Pflanzen-Zahngel» von Weleda sowie das «Zahngel Sensitiv» von Alviana enthielten mehr als 400 Milligramm Limonen pro Kilo.
Hersteller versprechen, Titandioxid zu verbannen
Weleda schreibt, dass der Duftstoff Limonen auf der Verpackung vorschriftsgemäss deklariert sei. Allergiker könnten deshalb das Produkt meiden. Ähnlich argumentiert Wala Heilmittel, welche die Marke Dr. Hauschka produziert. Den hohen Bleigehalt begründet die Firma mit den mineralischen Zutaten in der Zahnpasta. Diese seien mit Blei verunreinigt. Derartige Rückstände seien technisch nicht vermeidbar. Titandioxid will der Hersteller bald aus der Zahnpasta verbannen. Die verbesserte Rezeptur werde nächstes Jahr im Handel sein.
Auch Coop verspricht, seine Produkte künftig ohne Titandioxid herzustellen. Die Migros schreibt, das gemessene Limonen in der Zahnpasta Candida «Fresh Gel» stamme vom Minzöl. Den Bleigehalt stuft die Migros als «unbedenklich» ein, denn der Körper nehme nur einen Teil des Bleis auf.
So hat der Gesundheitstipp getestet
Im Auftrag des Gesundheitstipp untersuchte ein Labor die Zahnpasten auf folgende heiklen Inhaltsstoffe.
Blei: Das Schwermetall gelangt durch verunreinigte Rohstoffe in die Zahnpasta. Blei kann bereits in kleinsten Mengen der Gesundheit schaden, vor allem den Nerven und Nieren. Gemäss der Weltgesundheitsorganisation gibt es keine sichere Dosis für Blei.
Titandioxid: Das weisse Farbpigment setzen Hersteller in vielen Kosmetikartikeln ein. Es kann Entzündungsreaktionen im Darm verstärken. In Lebensmitteln ist es seit letztem Jahr verboten.
Arsen: Der giftige Stoff gelangt über die Rohstoffe in die Zahnpasta. Das Labor fand nirgends Arsen.
Triclosan: Das Desinfektionsmittel ist Bestandteil vieler Kosmetikartikel. Es steht im Verdacht, die Fruchtbarkeit und den Hormonhaushalt zu stören. In keiner Zahnpasta konnten die Experten Triclosan nachweisen.
Allergie-Auslöser: Das Labor prüfte die Pasten auch auf 26 Stoffe, die Allergien auslösen können. Laut dem wissenschaftlichen EU-Ausschuss Verbrauchersicherheit gelten bei Zahnpasten Gehalte unter 100 Milligramm pro Kilogramm als sicher.