Vegi-Produkte: Zu viel Salz, zu viele ungesunde Fette
Vegetarische Fertigprodukte im Test: Fast die Hälfte schnitt ungenügend bis schlecht ab. Solche Vegi-Produkte machen die Vorteile der fleischlosen Ernährung zunichte, sagen Experten.
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Gesundheitstipp 03/2011
13.03.2011
Letzte Aktualisierung:
22.03.2011
Ines Vogel
Cervelats und Hamburger kommen immer mehr in Verruf: Oft stammt das Fleisch aus Massentierhaltung. Zudem ist eine Ernährung mit weniger Fleisch gesünder:
Sie sorgt für einen tieferen Blutdruck, bessere Blutwerte und schützt vor Diabetes und Krebs. Denn man nimmt weniger Fette zu sich, dafür gesündere.
Auch Grossverteiler erkennen den Trend und stocken ihr Sortiment mit vegetarischen Fertigprodukten auf. Diese sehen aus wie Würste oder...
Cervelats und Hamburger kommen immer mehr in Verruf: Oft stammt das Fleisch aus Massentierhaltung. Zudem ist eine Ernährung mit weniger Fleisch gesünder:
Sie sorgt für einen tieferen Blutdruck, bessere Blutwerte und schützt vor Diabetes und Krebs. Denn man nimmt weniger Fette zu sich, dafür gesündere.
Auch Grossverteiler erkennen den Trend und stocken ihr Sortiment mit vegetarischen Fertigprodukten auf. Diese sehen aus wie Würste oder Burger, enthalten aber oft Tofu aus Sojabohnen.
Doch eine Stichprobe des Gesundheitstipp deckt jetzt auf: Viele Produkte sind nicht viel gesünder als Wurst und Fleisch. Sie enthalten zu viel Salz und zu viel ungesundes Fett. Von insgesamt 15 vegetarischen Burgern, Würsten und Plätzli fielen in der Stichprobe 7 durch.
Mehrere Hersteller geben ihren Vegi-Würsten und -Burgern Palmfett bei. Es enthält viel gesättigte Fette, die das Risiko für Herz- und Gefässkrankheiten erhöhen.
Der Anteil dieser gesättigten Fettsäuren war bei den Délicorn-Würsten von Coop sowie bei den Bio-Tofu Cerfu der Migros am höchsten: Über 40 Prozent des Fettanteils bestanden aus gesättigten Fettsäuren.
Darüber hinaus mangelt es beiden Produkten an gesunden Omega-3-Fettsäuren. Sie schnitten mit «ungenügend» ab (siehe Tabelle im pdf-Artikel). Zudem enthielten viele der Vegi-Burger und -Würste zu viel Fett: 21,5 Gramm waren es bei der Gemüse-Bratwurst von Grano Vita.
Davon waren ebenfalls fast 40 Prozent gesättigte Fettsäuren. Die Bratwurst schnitt im Test am schlechtesten ab. Für den Arzt und Ernährungsexperten David Fäh von der Universität Zürich ist klar: «Dieses Produkt kommt aufgrund seiner Inhaltsstoffe einer Fleischwurst nahe.»
Der Gesundheitstipp liess die Produkte auch auf ungesunde Transfettsäuren untersuchen. Erfreulich: Alle blieben unter der Höchstgrenze von 2 Prozent im Fettanteil.
Salz: Nicht mehr als 5 Gramm pro Tag
Salz kann bei empfindlichen Menschen den Blutdruck in die Höhe treiben und so das Herz schädigen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt daher, höchstens 5 Gramm Salz am Tag zu essen.
Die Stichprobe zeigte, dass in den Fleischersatz-Produkten zum Teil viel zu viel Salz steckt. Beispiel Cornatur Bio-Tofu Cerfu: Eine Portion von 100 Gramm enthält mehr als 2 Gramm Salz – ohne Sauce und Beilagen.
Auch die Soyana Vegilat- wurst enthielt 2 Gramm Salz. Ernährungsberaterin Steffi Schlüchter von der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung sagt: «Ein Stück Fleisch mit so viel Salz wäre versalzen.»
Vier Produkte kommen erfreulicherweise mit höchstens 1 Gramm aus und beweisen: Es geht auch mit wenig Salz. Der Arzt für Ernährungsmedizin David Fäh kritisiert: «Mit solchen Produkten gehen Gesundheitsvorteile der vegetarischen Ernährung verloren.»
Der Gesundheitstipp legte die Resultate der Stichprobe den Anbietern und Herstellern vor. Die Produzenten berufen sich auf die guten Eigenschaften des Palmfetts beim Verarbeiten: Weil es fest ist, brauche man keine zusätzlichen härtenden Stoffe.
So entstünden auch keine Transfette. Baer und Coop verwenden bei ihren Burgern Sonnenblumenöl zum Frittieren. Beide argumentieren, Öle mit viel Omega-3-Fettsäuren seien ungeeignet, da diese bei Hitze zerfallen.
Viele Hersteller sagen, die Vegi-Produkte seien immer noch weniger fetthaltig als die Varianten aus Fleisch. Darauf beruft sich auch Gerd Mevissen von Grano Vita, die das fettigste Produkt herstellt. Er behauptet, das Palmfett in der Gemüsewurst habe einen «positiven Effekt» auf die Blutwerte.
Auch den hohen Salzgehalt hält er für problemlos. Soyana schreibt, dass die Kunden reichlich Salz in den Würsten wollen. Aldi hält den Salzgehalt seines Burgers von «unter 2 Gramm» für «durchaus akzeptabel».
Anders die Migros: Sie kündigt an, das Salz im Bio-Tofu Cerfu (Cornatur) im Laufe des Jahres auf 1,5 Gramm zu reduzieren. Taifun schreibt, bei eigenen Analysen habe man in den Wienerli nur 1,1 Gramm Salz ermittelt.
Jörg Helbling von Noppa kündigt an, seine Tofu-Wurst weiter zu verbessern und das Sonnenblumenöl durch Rapsöl zu ersetzen. Eurospar sowie das Reformhaus Ruprecht verwiesen auf die jeweiligen Hersteller der Produkte. Die übrigen Anbieter nahmen nicht Stellung.
Tipps: So finden Sie gesunde Vegi-Produkte
- Kaufen Sie Produkte mit möglichst reinem Tofu oder Saitan (Weizen-Eiweiss).
- Achten Sie bei Burgern und Würsten auf die Zutatenliste: Je weiter vorne Fette stehen, desto mehr davon ist drin.
- Meiden Sie Palm- und Kokosfett. Beide enthalten viel ungünstiges Fett.
- Essen Sie wenig Sonnenblumenöl. Es hemmt die gesunde Wirkung des Omega 3.
- Erhitzen Sie Tofu-Produkte nicht zu stark. Die Omega 3-Fettsäuren sind empfindlich auf Hitze.
Die Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung gibt kostenlos Auskunft zur Ernährung, 8.30 bis 12 Uhr, Tel. 031 385 00 08, www.sge-ssn.ch