Nuggets, Burger und Würste ohne Fleisch: In den Regalen der Grossverteiler gibt es Fertigprodukte für Vegetarier und Veganer, die man auf den Grill oder in die Bratpfanne legen kann. Sie sollen zu einer abwechslungsreichen vegetarischen Ernährung beitragen und laut Herstellern «wertvolle Nährstoffe» liefern.
Das ist bei den meisten Produkten der Fall, wie der Test des Gesundheitstipp zeigt: Das Lebensmittellabor prüfte 14 Produkte auf den Gehalt an Eiweiss sowie Eisen. Diese Stoffe sind vor allem in tierischen Lebensmitteln enthalten, kommen aber auch in Soja und Hülsenfrüchten in grösseren Mengen vor. Das Labor mass zudem, wie viel Fett es in den Produkten hat und ob sie Rückstände von schädlichen Stoffen enthalten (siehe «So wurde getestet»).
Das Testresultat: Die meisten vegetarischen Fertigprodukte sind gute bis sehr gute Eisen- und Eiweisslieferanten. Besonders empfehlenswert für eine ausgewogene Ernährung ist der Eigenmarken-Burger Delicorn von Coop. Er basiert auf Soja und Weizen und enthält keine tierischen Produkte. 100 Gramm Delicorn-Burger enthielten fast 20 Gramm Eiweiss und 2,3 Milligramm Eisen. Damit erreichte der Burger die gleichen Nährwerte wie 100 Gramm hochwertiges Rindfleisch. Zudem enthielt er weniger als 10 Gramm Fett.
Bei drei Produkten war der Fettgehalt hingegen deutlich erhöht. In der «Nature Gourmet Veggie Gemüseecke» von Lidl steckten 15,6 und im Migros Bio «Crispy Tofu» 16,8 Gramm Fett pro 100 Gramm. Zum Vergleich: 100 Gramm Chicken Nuggets enthalten rund 5 Gramm Fett.
Soyana-Wurst enthält über 20 Gramm Fett
Am meisten Fett hatte es in «Ich bin keine Bratwurst» von Soyana. Wer 100 Gramm davon isst, nimmt über 20 Gramm Fett zu sich. Die Wurst enthielt zudem wenig Eisen und Eiweiss. Punkto Fett und Eiweiss ist sie mit einer fettreichen Kalbs- oder Schweinsbratwurst vergleichbar.
Im Soyana «Bio Tofu-Burger» fand das Labor erhöhte Werte des Fettschadstoffs 3-MCPD. Bei Ratten hat dieser Stoff Nieren geschädigt sowie die Bildung von Tumoren begünstigt. Einige Studien deuten darauf hin, dass dies auch für Menschen gelten könnte. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit schlägt deshalb eine maximale tägliche Aufnahmemenge von 2 Mikrogramm pro Kilo Körpergewicht vor. Wer 100 Gramm des Soyana «Bio Tofu-Burger» isst, überschreitet diesen Wert um mehr als ein Drittel.
Schadstoffe in zwei Migros-Produkten
Die «Quorn Bratwurst» der Migros-Eigenmarke Cornatur war stark mit Rückständen von Mineralölen belastet. Sie stammen vermutlich aus einer Verpackung. Die Substanzen können sich im Körper anreichern. Zurzeit ist unklar, welche Auswirkungen dies auf die Gesundheit hat. Fachleute vermuten, dass es zu Leberschäden kommen kann.
Das Labor mass zudem im «Cornatur Burger» der Migros überhöhte Mengen von Glycidylester. Dieser Fettschadstoff entsteht bei der industriellen Verarbeitung von Pflanzenöl mit hohen Temperaturen. Er setzt nach heutiger Kenntnis im Magen-Darm-Trakt krebserregendes und erbgutschädigendes Glycidol frei. Wer 100 Gramm Cornatur-Burger isst, nimmt doppelt so viel von diesem Schadstoff zu sich, wie die Behörde für Lebensmittelsicherheit als tägliche Höchstmenge toleriert. Deshalb schnitt der Migros-Burger ungenügend ab.
Laut Migros habe man in eigenen Tests keine erhöhten Werte von Glycidylestern im Burger festgestellt. Es bestehe bei unregelmässigem Verzehr daher kein Gesundheitsrisiko. Die «Quorn Bratwurst» hat gemäss Migros seit Anfang Mai eine neue Verpackung. Deshalb liessen sich Verunreinigungen mit Mineralölbestandteilen nun ausschliessen.
Soyana schreibt: Wer von ihren Burgern nicht regelmässig esse, gehe kein Risiko ein. «Schädlich ist 3-MCPD erst bei erhöhter Aufnahme über einen längeren Zeitraum.» Soyana verweist zudem darauf, dass ihre Wurst bei Konsumenten beliebt sei wegen ihres Geschmacks und der Konsistenz. Die Wurst eigne sich für viele Rezepte, man könne sie auch roh essen.
Viele Vegi-Produkte sind aus Soja hergestellt. Trotz der hohen Eisen- und Eiweissgehalte sollten Frauen nicht zu viel davon essen. Denn Soja enthält Isoflavone, die wie das weibliche Hormon Östrogen wirken und in den Hormonhaushalt eingreifen können. Laut dem deutschen Bundesinstitut für Risikoforschung in Berlin enthalten 100 Gramm Tofu 15 bis 50 Milligramm der Pflanzenhormone. Wer über mehrere Jahre die dreifache Menge zu sich nimmt, hat ein erhöhtes Risiko für Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut.
Vegetarier sollten sich vielseitig ernähren
Die deutsche Ernährungsfachfrau Lioba Hofmann rät deshalb Veganern und Vegetariern, den Tagesbedarf an Eisen und Eiweiss möglichst mit einem Mix aus verschiedenen Lebensmitteln zu decken: «Hülsenfrüchte, Avocado, Blumenkohl und Broccoli enthalten ebenfalls viel Eiweiss und Eisen.»
So wurde getestet
Eiweiss und Eisen: Wer vegetarisch oder vegan isst, benötig viel Eiweiss und Eisen. Das Labor hat in allen Produkten die Mengen dieser Stoffe gemessen. Überprüft wurde auch der Fettgehalt.
Mineralöle: Diese Schadstoffe bestehen aus den möglicherweise krebserregenden MOAH sowie aus MOSH und POSH. Bestandteile von Mineralölen gelangen etwa aus Abfüllschläuchen oder Verpackungen in Lebensmittel. Laut dem deutschen Bundesamt für Risikobewertung können sich MOSH in den Organen ablagern. POSH sind noch weitgehend unerforscht. MOAH förderten bei Tier-Studien Krebs und Tumoren. Sie wurden in keinem Produkt nachgewiesen.
Fettschadstoffe: Das Labor prüfte alle gestesten Produkte auf den Gehalt an den Fettschadstoffen 3-MCPD und Glycidylester. 3-MCPD und Glycidol bilden sich beim Erhitzen von Fetten und Ölen. 3-MCPD steht im Verdacht, Organe zu schädigen. Glycidol kann Krebs auslösen und bei Genen die Erbsubstanz verändern.