Dörrobst liefert Energie, Vitamine und Mineralstoffe in konzentrierter Form. Viele Produkte sind jedoch mit Schadstoffen belastet. Das zeigt der Test des Gesundheitstipp von getrockneten Aprikosen, Apfelringen und Mangos. 17 der insgesamt 30 untersuchten Produkte enthielten Rückstände von Unkrautvernichtern, Insektiziden und Fungiziden. Die meisten Aprikosen sind nicht zu empfehlen (Tabelle im PDF). Die Produkte «Qualité & Prix» von Coop, «M-Classic» der Migros sowie von Seeberger und Denner enthielten vier beziehungsweise fünf verschiedene Chemikalien. Nur 13 Produkte waren komplett frei von Pestiziden – darunter viele Mangoscheiben und Apfelringe (Tabellen im PDF).
Schadstoffe verstärken sich gegenseitig
Enthielten die Dörrfrüchte gleichzeitig Rückstände von vier Substanzen, bewertete dies der Gesundheitstipp streng. Der Grund: Rückstände von mehreren Schadstoffen sind gesundheitlich riskant. Wissenschaftliche Studien weisen darauf hin, dass sich einzelne Substanzen gegenseitig verstärken. Dies zeigten vor zwei Jahren Forscher der Universität Münster (D) an männlichen Spermien. Gesetzliche Grenzwerte gibt es bisher allerdings nur für einzelne Substanzen, nicht aber für Pestizidcocktails. Die Hersteller können ihre Produkte deshalb mit vielen verschiedenen Chemikalien behandeln und bleiben trotzdem unter den Grenzwerten. Insgesamt mass das Labor in den untersuchten Proben Rückstände von 20 verschiedenen Pestiziden.
Besonders stossend: In einigen Produkten, wie den Aprikosen von Denner, «Qualité & Prix» (Coop) und «M-Classic» (Migros), fand das Labor auch Carbendazim. Das Pilzgift, das gegen Schimmel wirkt, ist in Europa seit längerem verboten. Die Chemikalie kann das Erbgut verändern und die Fruchtbarkeit schädigen. Zudem belastet Carbendazim Seen und Flüsse.
Zu viele Sulfite in den meisten Aprikosen
In den Aprikosen von Seeberger wiesen die Experten den Stoff Thiacloprid nach. Das Pestizid steht im Verdacht, Krebs auszulösen und wie ein Hormon zu wirken. Thiacloprid ist zudem für Bienen giftig. Produzenten dürfen den Stoff nur noch bis Februar 2021 anwenden.
Die gute Nachricht: Wer Dörrobst ohne Pestizide sucht, ist mit Bio auf der sicheren Seite. 10 der 13 Trockenfrüchte ohne Pestizidrückstände waren Bio-Produkte.
Die Hersteller behandeln Trockenfrüchte oft auch mit Schwefel. Dadurch behalten Produkte ihre Farbe und bleiben länger haltbar. Nur so ist es etwa möglich, dass getrocknete Aprikosen mehrere Monate lang orange leuchten. Ungeschwefelte Früchte sehen hingegen braun oder gar schwarz aus. Sechs der zehn getesteten Aprikosen enthielten zu viele Sulfite: Bei einer 60 Kilo schweren Person, die 50 Gramm Trockenfrüchte isst, würde der empfohlene Grenzwert von 42 Milligramm pro Tag bereits überschritten. Der Gesundheitstipp hat solche Produkte als ungenügend bewertet. Empfindliche Leute können von Schwefelverbindungen Kopfschmerzen, Asthmaanfälle, Übelkeit, Hautausschlag oder Durchfall bekommen. Zudem stecken Sulfite auch in anderen Lebensmitteln. Sie kommen etwa in Wein, Bier, Gemüsesäften oder Fertigrösti vor.
Denner sagt, Steinobst sei erst mit Spuren ab sechs Pestiziden bedenklich. Die Migros schreibt, ihr Anliegen sei es, Pestizide «möglichst ganz zu vermeiden». Coop sagt, das Pilzgift Carbendazim dürfe in Aprikosen nicht vorkommen. Man habe mit dem Lieferanten Kontakt aufgenommen. Auch Aldi, Globus und die Öpfelfarm versprechen aufgrund der Testergebnisse, ihre Produkte zu verbessern. Seeberger schreibt, fünf nachgewiesene Pestizide seien zwar «nicht optimal», aber noch innerhalb ihrer «Vorgaben». Pestizide würden sich in der konventionellen Landwirtschaft nicht ganz vermeiden lassen.
Tipp: Früchte und Gemüse selber trocknen
Dörrfrüchte oder getrocknetes Gemüse kann man selber und ohne Konservierungsstoffe zu Hause herstellen. Man benötigt dazu einen Backofen, bei dem man Temperaturen unter 100 Grad einstellen kann. Das Dörren dauert je nach Frucht oder Gemüse allerdings mehrere Stunden. Je dicker die Haut einer Frucht, desto länger die Trocknungszeit. 70 Grad Celsius sind beispielsweise für Aprikosenhälften oder Apfelringe ideal. Bei Mangoschnitzen sollten es 60 Grad sein. Bei Kräutern reichen bereits 40 Grad. Wichtig: Die Backofentür immer einen Spalt offen lassen, damit die Feuchtigkeit verdunsten kann.
So wurde getestet
Ein spezialisiertes deutsches Labor für Lebensmittel und Agrarprodukte analysierte im Auftrag des Gesundheitstipp 30 Trockenfrüchte. Dabei mass es den Gehalt von verschiedenen Schadstoffen. Die gute Nachricht: Die Experten fanden keine krebserregenden polyzyklischen Kohlenwasserstoffe (PAK) sowie keine erhöhten Werte an giftigen Schwermetallen. Mikrobiologisch gesehen stellen die Produkte ebenfalls keine Gefahr dar. Gefährliche Bakterien wie Entero, E.Coli oder Salmonellen waren in den Trockenfrüchten nicht zu finden. Auch bezüglich Pilzbewuchs gab es nichts zu bemängeln.
In einem Test des «K-Tipp» vor sechs Jahren war dies noch anders: Auf einigen Produkten wuchsen damals viele Hefepilze («K-Tipp» 17/2014). Bei den Schwefelverbindungen (Sulfite) und den Pestizidrückständen hat sich die Situation hingegen nicht verbessert, wie der aktuelle Gesundheitstipp-Test zeigt.