Wer Kaffee trinkt, schluckt auch ungesunde Substanzen. Dies ist das Ergebnis eines Tests des Gesundheitstipp. Ein spezialisiertes Labor untersuchte 20 Kaffees auf Gifte von Schimmelpilzen und auf Acrylamid, das beim Rösten entsteht (siehe Unten «So wurde getestet»). Die Experten untersuchten Bohnenkaffee aus ganzen oder gemahlenen Bohnen sowie Kaffeekapseln und gefriergetrockneten Instantkaffee.
Bohnenkaffee schneidet durchwegs besser ab
Am besten schnitten die Bohnenkaffees ab. Alle neun Produkte waren «sehr gut» oder «gut». Zwar enthielten auch sie Schadstoffe, aber nur in unbedenklichen Mengen. Die zwei getesteten Bio-Bohnenkaffees waren «sehr gut» und «gut»: «Naturaplan Bio Espresso Marimba Arabica» erzielte die Gesamtnote 5,7, der «Migros Bio Kaffee» eine 5,3 (siehe Tabelle im PDF).
Von zehn Kaffeekapseln waren hingegen nur zwei «gut», «Mövenpick Der Himmlische Lungo» und «Médaille D’Or» von Tassimo Jacobs. Grund: Das Labor fand in allen Kapselkaffees Furan. Der Stoff bildet sich wie Acrylamid beim Rösten des Kaffees.
Laut der Weltgesundheitsorganisation kann Furan Krebs verursachen. Auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit hat Bedenken – vor allem bei Leuten, die grosse Mengen furanhaltiger Lebensmittel zu sich nehmen. Einen sicheren Grenzwert gibt es nicht.
Die Kapselkaffees im Test enthielten 110 bis 490 Mikrogramm Furan pro Liter (μg/l). Am wenigsten Furan steckte im «Mövenpick Der Himmlische Lungo», am meisten im «Nespresso Arpeggio» und im «Bellarom Espresso Intenso» von Lidl. In sieben der neun Bohnenkaffees wies das Labor kein Furan nach. Geringe Mengen fanden sich im «Denner Caffè Crema» und im «Starbucks Sumatra Dark Roast».
Furan entweicht im offen zubereiteten Kaffee besser als im geschlossenen System der Kapselmaschine. Tipp des deutschen Bundesinstituts für Risikobewertung: Kapselkaffee mehrmals umrühren – denn Furan ist flüchtig. Ein Teil entweicht beim Rühren.
Der «Nescafé Gold De Luxe» war der einzige Instantkaffee im Test. Er enthielt zwar deutlich mehr Acrylamid als die restlichen Produkte. Doch man braucht weniger Kaffee als für das gebrühte Getränk. Daher bekam der «Nescafé Gold De Luxe» trotz des erhöhten Werts keine ungenügende Note.
Alle Kaffees enthielten die Stickstoffverbindung Mepiquat. Der Stoff kann während der Röstung aus natürlichen Bestandteilen des Kaffees entstehen. Kaffeebauern setzen Mepiquat auch als Pestizid ein, um die Ernte zu steigern.
Der Gehalt an Mepiquat-Pestiziden darf auf der ungerösteten Kaffeebohne 0,1 Milligramm pro Kilo (mg/kg) nicht übersteigen. 17 der 20 Proben hatten Werte, die höher waren. Am stärksten belastet war der «Starbucks Sumatra Dark Roast»: Er enthielt 1,2 mg/kg. Allerdings verdünnt sich die Menge des Stoffs im gebrühten Kaffee deutlich. Daher vergab der Gesundheitstipp keine ungenügenden Noten.
Schwermetalle in allen 20 Kaffees
Alle Proben enthielten Schwermetalle wie Blei oder Aluminium. Aber keine überschritt die gesetzlichen Höchstwerte. Für zwei Produkte gab es trotzdem je eine halbe Note Abzug: Die Kapseln «Prix Garantie Lungo» von Coop enthielten 30 mg/kg Aluminium. Das war klar mehr als in den anderen Proben. Die Kapseln «Caffè Ferrari Espresso Tipo Napoli» – das teuerste Produkt im Test – enthielten 24 Mal so viel Blei wie die Konkurrenz.
Eine halbe Note Abzug bekam auch der Bio-Espresso «Bonga Red Mountain». Er enthielt erhöhte Mengen Ochratoxin A. Das Schimmelpilzgift entsteht beispielsweise durch falsche Lagerung. Das Labor fand es in fast jedem zweitem Kaffee – immer unter dem gesetzlichen Höchstwert.
Die meisten Detailhändler und Hersteller sagen, dass die gemessenen Werte ihrer Produkte den gesetzlichen Vorgaben entsprächen. Nespresso schreibt dem Gesundheitstipp, dass sich Furan in vielen erhitzten Lebensmitteln bildet. Die Migros schreibt, sie habe die Bildung von Furan «untersucht und optimiert». Original Food, Hersteller des Bio-Espressos «Bonga Red Mountain», sagt, Furan verflüchtige sich in der Tasse rasch.
Nestlé schreibt, man sei daran, den Gehalt von Acrylamid im Kaffee zu reduzieren. Aldi und Lidl sagen, Mepiquat werde nicht als Pestizid verwendet. Laut Aldi ist Mepiquat, das sich beim Röstprozess bildet, «unbedenklich».
Kaffee schützt die Leber
Trotz den gefundenen Rückständen: Kaffee tut der Gesundheit gut. Er enthält viele Polyphenole, die das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten sowie Diabetes senken. Zudem schützen sie die Zellen und die Leber vor Schäden durch Alkohol. Allerdings wirken die Stoffe erst bei regelmässigem Konsum von drei bis fünf Tassen.
Das Koffein macht innert Minuten leistungsfähiger. Chahan Yeretzian vom Kompetenzzentrum Kaffee an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Wädenswil ZH sagt: «Koffein löst sich im Wasser leicht. Es spielt daher keine grosse Rolle, ob man einen Espresso oder einen Kaffee Creme trinkt.» In hoher Dosis macht Koffein allerdings nervös und führt zu Herzrasen. Experten empfehlen daher nicht mehr als etwa vier Tassen pro Tag.
So wurde getestet
Ein spezialisiertes Labor prüfte im Auftrag des Gesundheitstipp 20 Kaffees auf schädliche Stoffe.
Furan: Bildet sich bei Hitze in Lebensmitteln auf Kaffee- und Getreidebasis. Die Weltgesundheitsorganisation stuft Furan als Stoff ein, der Krebs auslösen und das Erbgut verändern kann. Gesetzliche Höchstwerte gibt es nicht. Es gilt: je weniger, desto besser. Proben mit über 250 Mikrogramm pro Kilo enthielten ungenügende Noten.
Acrylamid: Erhöhte Mengen finden sich vor allem in stärkehaltigen Lebensmitteln, die man auf über 120 Grad erhitzt. Der Stoff entsteht bei der Bräunung und ist «wahrscheinlich krebserzeugend», so das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit.
Mepiquat: Entsteht beim Rösten von Kaffee. Stärker geröstete Bohnen enthalten mehr Mepiquat. Laut dem deutschen Amt für Lebensmittelsicherheit ist er für Säugetiere «mässig toxisch».
Schwermetalle: Das Labor suchte nach Aluminium, Blei, Kadmium, Kupfer und Quecksilber. Diese Metalle kommen natürlicherweise in Böden vor. Auch Dünger und Pestizide belasten Lebensmittel mit Schwermetallen. Sie können laut Studien Alzheimer oder Krebs auslösen.
Ochratoxin A: Das Schimmelpilzgift entsteht durch fehlerhafte Ernte, Trocknung oder Lagerung. Es übersteht grösstenteils sogar starkes Erhitzen und kann Nieren sowie Leber schädigen.
Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK): Beim Trocknen und Rösten von Kaffeebohnen kann PAK entstehen. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit stuft mehrere PAK als krebserregend ein, wenn man sie mit dem Essen aufnimmt. Alle Proben wiesen geringe PAK-Mengen auf.