Milchprodukte enthalten viel Eiweiss, die Vitamine B2 und B12, Kalzium, Zink und Jod. Besonders beliebt sind Joghurts. In der Schweiz werden davon pro Kopf jährlich durchschnittlich rund 17 Kilo gegessen.
Auf der Zutatenliste der Becher steht Zucker hinter der Milch häufig an zweiter Stelle. Der K-Tipp wollte genauer wissen, wie viel Zucker in den Produkten steckt, und schickte je 15 Erdbeer- und Vanille-Joghurts von Grossverteilern, Grossmolkereien und regionalen Herstellern ins Labor. Für einen Vergleich mit dem Ausland wurden auch Joghurts in Deutschland und Frankreich eingekauft. Einige Schweizer Lebensmittelhersteller und Detailhändler hatten sich freiwillig verpflichtet, bis Ende 2018 weniger Zucker in ihre Joghurts zu mischen («Saldo» 10/2018).
Im Durchschnitt süsser als eine Glace
Die Experten ermittelten den Gesamtzuckergehalt der Produkte. Das sind Saccharose (Haushalts- oder Kristallzucker), Glukose (Traubenzucker) und Fruktose (Fruchtzucker) sowie Laktose (Milchzucker) und Galaktose. Laktose und Galaktose sind in Joghurts von Natur aus enthalten.
Das Resultat des Labortests: Die Vanillejoghurts waren etwas süsser als die Erdbeerjoghurts – egal, ob sie in der Schweiz, in Deutschland oder in Frankreich hergestellt wurden.
Am meisten Zucker steckte im «Ehrmann Almighurt Bourbon-Vanille», eingekauft beim Edeka-Supermarkt im deutschen Konstanz. Das Labor ermittelte ein Total von 18,3 Gramm Zucker pro 100 Gramm. 15 bis 17 Gramm pro 100 Gramm enthielten das «Cristallina Joghurt Vanille» des Milchproduzenten Emmi, das «Joghurt Vanille mit Samen» der Molkerei Rüegg in Hinwil ZH, das «Joghurt Vanille» von Denner, das «Milbona Bio Joghurt Vanille» von Lidl und das «M-Classic Erdbeere Joghurt» der Migros. Umgerechnet auf einen 180-Gramm-Becher, sind das sieben bis acht Stück Würfelzucker.
Mit 11 Gramm pro 100 Gramm den geringsten Gesamtzuckergehalt im K-Tipp-Vergleich hatten das «Nature Active Bio Joghurt Erdbeere» von Aldi und das «Joghurt mit Thurgauer Erdbeeren» der Nestlé-Marke Hirz.
Im Durchschnitt enthielten die untersuchten Joghurts 13,1 Gramm Zucker pro 100 Gramm. Pro Becher sind das fast 24 Gramm. Das ist mehr als zum Beispiel in einer Glace: Ein Schoggi-Cornet etwa schlägt mit 20, ein Rakete-Eis sogar nur mit 10 Gramm Zucker zu Buche.
Zu viel Zucker fördert Übergewicht, verursacht Karies und erhöht das Risiko für Krankheiten wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Leiden. Eine negative Wirkung haben Saccharose, Fruktose und Glukose vor allem dann, wenn sie Lebensmitteln zusätzlich beigegeben werden – etwa in Form von Säften, Fruchtkonzentraten, Sirup oder Honig.
Ein Becher deckt den halben Zuckerbedarf
Ein Erwachsener mit einem täglichen Energiebedarf von 2000 Kalorien sollte nicht mehr als 50 Gramm dieser Zuckerarten pro Tag zu sich nehmen. Die süssesten Joghurts decken bereits rund die Hälfte der täglichen Zuckermenge für Erwachsene ab – auch wenn man den natürlichen Milchzucker nicht einrechnet.
Emmi kritisiert die K-Tipp-Analyse. Eigene Messungen hätten andere Ergebnisse gebracht. Die Molkerei Rüegg gibt an, sie habe den Zuckergehalt ihrer Joghurts durch einen höheren Fruchtanteil um 2 bis 3 Gramm pro 100 Gramm senken können. Eine weitere Reduktion sei nicht möglich, da sonst das Aroma stark abnehme.
Nestlé und Lidl sagen ebenfalls, der Zuckergehalt ihrer getesteten Joghurts sei bereits gesenkt worden. Man strebe eine weitere Reduktion des Kristallzuckers an. Chäs & Co, Vertreiberin des «Amselspitz Erdbeer», teilt mit, das Produkt werde ohne Konservierungs- und Zusatzstoffe hergestellt. Deshalb sei es nötig, mehr Zucker beizugeben.
Die Migros schreibt, bei Joghurts sei es schwierig, eine vollkommen homogene Masse zu produzieren. Es sei möglich, dass in einem Becher mehr Fruchtstücke seien als in einem anderen, was den Zuckergehalt beeinflussen könne. Erstaunt zeigt sich die Migros über den gemessenen Glukosegehalt des «M Classic Erdbeere Joghurt». Dieser Wert liege bei internen Analysen jeweils tiefer. Die deutsche Schwarzwaldmilch gibt an, man arbeite an neuen Produktvarianten mit geringerem Zuckergehalt – dies wegen der aktuellen Nachfrage der Konsumenten nach weniger stark gesüssten Fruchtjoghurts.
Fazit: Fertige Frucht- und Aromajoghurts sind eher ein Dessert als eine gesunde Zwischenmahlzeit. Die Alternative: ein Naturejoghurt, das sich nach Belieben mit saisonalen Früchten zubereiten lässt. An den weniger süssen Geschmack gewöhnt man sich schnell.
Auch Joghurtdrinks sind sehr süss
Die österreichische Testzeitschrift «Konsument» liess Ende letzten Jahres 18 Frucht-Joghurtdrinks auf ihren Zuckergehalt analysieren. Das Fazit der Untersuchung: Trinkjoghurts sind ebenfalls sehr süss. Die Drinks enthielten bis zu 12,2 Gramm Zucker pro 100 Gramm – obwohl die Tester den Milch- und den Fruchtzucker nicht berücksichtigten. Hochgerechnet auf ein 5-Deziliter-Fläschchen, das man in der Regel auf einmal austrinkt, sind das rund 60 Gramm Zucker. Damit ist die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlene tägliche Maximalmenge bereits überschritten.
Quelle: «Konsument», Ausgabe 11/2018, www.konsument.at