Lindt & Sprüngli sah sich in den USA mit einer Sammelklage von Konsumentenverbänden konfrontiert. Vorwurf: Seine dunkle Schokolade weise zu viel Blei und Kadmium auf. Vor Weihnachten einigte sich Lindt & Sprüngli mit den Klägern. Das Unternehmen will sich dazu nicht äussern.
Der K-Tipp liess Schokoladetafeln mit einem Kakaogehalt von 64 bis 75 Prozent im Labor untersuchen. Die Marke Lindt landete mit der in den USA beanstandeten «Excellence 70 % Kakao» im Mittelfeld der Tabelle. Gesamtnote: genügend.
Insgesamt zeigt der Test: Keine einzige der 16 getesteten Tafeln enthielt schädliches Blei. Doch das giftige Schwermetall Kadmium trübt bei allen Produkten den Genuss. Es gelangt aus dem Boden in die Kakaopflanzen. Kleine Mengen in der Schoggi lassen sich kaum vermeiden. In erhöhter Dosis ist Kadmium schädlich. So reichert es sich laut der österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungsfragen in den Nieren an und schadet dem Knochengewebe. Laut Bundesamt für Gesundheit gilt es zudem als krebserregend.
Je höher der Kakaoanteil bei Schokolade ist, desto mehr Kadmium dürfen in der Schweiz die Produkte enthalten. In Schoggi mit weniger als 30 Prozent Kakao gilt ein Grenzwert von 0,1 Milligramm (mg) pro Kilo. Bei 50 Prozent sind es 0,8 und ab 70 Prozent gar 0,9 mg pro Kilo.
Hohe Kadmiumwerte in sieben Produkten
Der K-Tipp zog zur Bewertung die California Proposition 65 heran. Dieses US-Chemikalienwarngesetz nennt nicht einen maximalen Kadmiumgehalt im Produkt, sondern hält fest: Um gesundheitliche Schäden zu vermeiden, sollte man täglich nicht mehr als 4,1 Mikrogramm Kadmium aufnehmen.
Diese Dosis überschreitet bei sieben untersuchten Schokoladetafeln, wer 30 Gramm oder mehr davon isst. Dabei handelt es sich um Produkte von Sprüngli, Halba, Coop Naturaplan, Cailler, Moser Roth, Bio Organic und Läderach. Mit der Schoggi von Coop Naturaplan nimmt man sogar fast das Dreifache der empfohlenen Höchstmenge zu sich. Die sieben Produkte überschritten auch den Schweizer Grenzwert für Milchschokolade von 0,1 mg pro Kilo, aber nicht jenen für dunkle Schoggi.
Schokolade ist nicht die einzige Quelle, über die man Kadmium aufnimmt. Das Schwermetall steckt etwa in Gemüse, Getreide und Pilzen. Umso wichtiger ist es, dass die Menge an Kadmium in den einzelnen Lebensmitteln möglichst gering ist.
Bei Schokolade ist der Kadmiumgehalt nicht allein vom Kakaoanteil abhängig. Es kommt auch auf den Anbauort an. So enthielt die «75 % Cocoa» von Choceur aus dem Aldi im Vergleich am meisten Kakao – und gehörte trotzdem zu den Produkten, in denen das Labor am wenigsten Kadmium fand. Und die «Crémant 64 %» von Cailler hatte den kleinsten Pflanzenanteil im Test und überschritt dennoch den erwähnten kalifornischen Grenzwert.
Gesunde Stoffe in günstigen Produkten
Neben Schwermetallen enthält Kakao auch gesunde Pflanzenstoffe, sogenannte Polyphenole. Laut Studien schützen viele dieser Stoffe vor Herz-Kreislauf-Krankheiten, töten ungesunde Keime ab und wirken entzündungshemmend. Laut dem deutschen Bundeszentrum für Ernährung können die in Schoggi enthaltenen Polyphenole auch vor Krebs schützen.
Ein höherer Kakaoanteil in der Schokolade bedeutet nicht zwingend mehr Polyphenole. Massgeblich dafür ist vor allem die Kakaosorte und wie die Bohnen verarbeitet wurden.
Am meisten Polyphenole enthielt im Test die «Fairglobe Dunkle Schokolade Kakao 70 %» von Bio Organic. Das Labor wies darin 1 Gramm Polyphenole pro 100 Gramm nach. Bei diesem Produkt war aber auch der Kadmiumgehalt hoch. Deshalb schnitt die Schoggi insgesamt ungenügend ab.
Mit rund 0,8 Gramm pro 100 Gramm war der Anteil an Polyphenolen in den guten Schokoladen «Bio Pérou single origin» von Frey (Migros) und «Dunkle Schokolade 70 % Cacao» von J. D. Gross (Lidl) fast ebenso hoch wie bei Bio Organic. Die Lidl-Schoggi zählte mit Fr. 1.19 pro 100 Gramm zu den günstigsten Tafeln im Test.
Zuvorderst in der Tabelle landete die ebenfalls günstige «75 % Cocoa» von Choceur (Aldi). Sie erzielte als einzige Schokolade im Vergleich sowohl bei Polyphenolen als auch bei Kadmium eine gute Note.
Läderach schreibt dem K-Tipp, dass Schokolade mit Kakao aus Anbau auf vulkanischen Böden wie in Ecuador vergleichsweise erhöhte Kadmiumwerte habe. Mehrere Hersteller weisen zudem darauf hin, sie würden die geltenden Grenzwerte für Kadmium einhalten.
So hat der K-Tipp getestet
Ein auf Lebensmitteluntersuchungen spezialisiertes Labor prüfte für den K-Tipp 16 Schokoladen mit hohem Kakaogehalt auf folgende Punkte:
- Kadmium: Das giftige Schwermetall gelangt über die Industrie in die Böden und in den Kakao. Kadmium reichert sich in den Nieren an und kann zu Schäden am Knochengewebe führen. Zudem gilt der Stoff als krebserregend.
- Blei: Das Schwermetall lagert sich in den Knochen, den Muskeln und im Gehirn ab und bleibt dort über Jahre gespeichert. Es kann laut dem Bundesamt für Gesundheit das Nervensystem schädigen. Erfreulich: In keinem Produkt wies das Labor Blei nach.
- Polyphenole: Dabei handelt es sich um viele unterschiedliche Pflanzenstoffe. Sie stecken in Kakao- und vielen anderen Pflanzen. Viele Polyphenole haben bei Menschen eine positive Wirkung auf die Gesundheit.