Eine schlechte Körperhaltung oder monotone Bewegungen können zu verspannten Muskeln führen. Wer keinen Therapeuten besuchen will, kann versuchen, die Verhärtungen zu Hause mit einer Massagepistole wegzuklopfen. Diese handlichen Geräte kosten zwischen 130 und 260 Franken.
Der Test des Gesundheitstipp zeigt nun: Nur wenige Massagepistolen erfüllen ihren Zweck gut. Ein deutsches Labor prüfte für den Gesundheitstipp zehn Modelle samt den mitgelieferten ballförmigen Aufsätzen (siehe «So hat der Gesundheitstipp getestet»). Zwei Physiotherapeuten testeten die Geräte an sich selber, nämlich an Waden und Schultern. Den Rücken massierten sich die Experten gegenseitig.
Fazit: Nur die Modelle von Xiaomi, Flow und Gladiator Fit lieferten eine entspannende Massage und waren auch technisch ausgereift. Diese drei Geräte erhielten eine gute Gesamtnote. Der Testsieger stammt vom chinesischen Hersteller Xiaomi: Das Gerät überzeugte im Praxistest durch seine Form mit einem vergleichsweise langen Griff. Damit gelang es den Experten gut, sich den Nackenbereich selber zu massieren.
Schwächen bei der Akkulaufzeit
Vier Produkte schnitten zwar bei der Massagewirkung gut ab, zeigten aber in den technischen Prüfungen oder bei der Handhabung Mängel. Deshalb erreichten diese Geräte nur eine genügende Gesamtnote. Bei der «Massage Gun» von Tunturi dauerte es mehr als vier Stunden, bis der Akku voll geladen war. Danach lief das Gerät auf dem Prüfstand rund sechs Stunden. Zum Vergleich: Der Testsieger war in weniger als drei Stunden voll geladen und hielt mehr als zehn Stunden durch.
Die Modelle von Chirogun und Blackroll hatten einen zu kurzen Griff. Dafür gab es einen Abzug von einer halben Note. Die Experten empfanden es mit diesen Geräten als mühsam, sich die Schultern selber zu massieren. Das Modell von Powerzone ist zu schwer, was den Arm rasch ermüden liess.
Die Geräte von Theragun, Beurer und Mio Star schnitten insgesamt ungenügend ab. Zum Produkt «Massage Gun 100» von Mio Star notierten die Experten: «Fühlt sich an wie ein Abbruchhammer.» Bei den Geräten von Beurer und Theragun störten die teilweise intensiven Stösse so stark, dass sich die Produkte nur bei minimaler Betriebsstufe verwenden liessen. Die Geräte können an Körperstellen mit dünner Muskulatur wie an den Schultern Schmerzen auslösen. Die Migros verspricht, das Testergebnis bei der Weiterentwicklung des Mio-Star-Geräts zu berücksichtigen.
Auch Wärmepflaster lösen Verspannungen
Übrigens: Eine sanfte und günstige Alternative zu Massagepistolen sind Wärmepflaster. Laut Walter O. Frey, Facharzt für Rheumatologie an der Zürcher Hirslanden-Klinik, fördert Wärme das Durchbluten der Muskulatur und löst so Verspannungen. In einem Test des Gesundheitstipp schnitt das Produkt von Herbachaud am besten ab: Es hielt die Haut 24 Stunden lang konstant bei rund 37 Grad Celsius warm (Gesundheitstipp 2/2022). Das Produkt haftete zudem gut und enthielt keine Schadstoffe.
So hat der Gesundheitstipp getestet
Im Auftrag des Gesundheitstipp untersuchte die Abteilung Medizinprodukte des Labors SLG in Hartmannsdorf (D) zehn Massagepistolen zu Preisen zwischen 130 und 260 Franken.
- Massagewirkung: Das Labor prüfte alle Produkte mit Universal-Ballaufsatz. Dieser lässt sich für alle Muskelpartien einsetzen. Eine männliche und eine weibliche Fachperson bewerteten die Intensität der Massage und deren Wirkung. Dazu benutzten sie die Geräte je bei minimaler, mittlerer und maximaler Leistungsstufe. Die Experten wendeten die Geräte selber an Waden und Schultern an. Am Rücken massierten sie sich gegenseitig. Die Behandlungszeiten waren auf je zehn Minuten begrenzt.
- Akku: Das Labor prüfte die Leistung der Akkus. Auf dem Prüfstand ermittelte es nach einem einmaligen Vollladen und einem kompletten Entladen, wie lange es dauerte, bis die Akkus voll geladen waren. Die Experten drückten die Geräte zudem so lange auf eine Kunststoffmasse, die menschliches Gewebe imitierte, bis die Akkus leer waren.
«Bei Schmerzen auf Massage verzichten»
Roger Wendelspiess (Bild) ist Sportphysiotherapeut an der Schulthess-Klinik in Zürich. Er sagt, wie man Massagepistolen am besten einsetzt.
Für wen ist eine Massagepistole geeignet?
Solche Geräte sind für Hobbysportler sinnvoll, die zu Hause nach dem Sport oberflächliche Muskelverspannungen und Verhärtungen lockern möchten.
Haben die Geräte Grenzen?
Ja, bei Beschwerden in tieferen Muskelschichten sind sie nicht geeignet. Zum Aufwärmen vor einer sportlichen Aktivität reicht das Klopfen der Maschinen ebenfalls nicht aus. Da hilft nur Bewegung.
Wann sollte man die Massagepistole nicht einsetzen?
Bei akuten Schwellungen und einschiessenden Muskelproblemen wie plötzlich auftretenden Zerrungen sollte man die Finger davon lassen. Dann kann die Klopfmassage zu intensiv sein. Vorsicht ist auch angezeigt, wenn die Schmerzen nach zwei Tagen noch nicht nachgelassen haben. Nehmen Schmerzen während dem Behandeln mit einer Massagepistole oder danach zu, sollte man das Gerät ebenfalls nicht verwenden.
Ist es sinnvoll, Muskeln direkt nach dem Sport zu massieren?
Nein, man sollte zwei Stunden warten. Die Muskulatur braucht Zeit für die Regeneration. Sanftes Darüberstreichen oder heisse Duschen helfen den Muskeln besser, sich zu entspannen. Generell gilt: Häufige Bewegung – ob Wandern, Fitness oder Biken – ist gut für Körper und Geist. Eine trainierte Muskulatur, gesunde Ernährung und genügend Flüssigkeit schützen vor Krämpfen.