Luftreiniger sollen die Luft von allerlei Schadstoffen befreien. Die Versprechen der Hersteller sind gross. Laut der Werbung filtern sie Pollen, Staub, Bakterien, Viren, schädliche Gase und Gerüche aus der Luft.
Doch ein Test des Gesundheitstipp zeigt nun: Die Versprechen der Hersteller sind zu vollmundig. Nur zwei von zehn schnitten gut ab. Der Gesundheitstipp liess die zehn Geräte für kleine und mittelgrosse Räume vom Institut für Energie- und Umwelttechnik Iuta im deutschen Duisburg testen. Die Experten überprüften in einer 12 Quadratmeter grossen Kammer, wie gut die Geräte die Luft reinigten (siehe Box «So testete der Gesundheitstipp»).
Der Teuerste ist nur halb so effizient wie der Sieger
Die gute Nachricht: Alle Geräte befreiten die Luft von gröberen und feineren Schadstoffpartikeln (siehe Tabelle im PDF). Dazu gehören Russ, Staub und Tröpfchen, die 30 Nanometer bis 10 Mikrometer gross sind, aber auch Viren oder Bakterien. Das Coronavirus beispielsweise ist 60 bis 140 Nanometer gross.
In der Leistung zeigten sich aber grosse Unterschiede. Die kräftigsten Luftreiniger von Xiaomi und Electrolux reinigten in einer Stunde zwischen 300 und 400 Kubikmeter Luft. Diese Leistung reicht laut den Berechnungen des Labors aus, um die Luft in einem 20 bis 30 Quadratmeter grossen Raum in nur 20 Minuten fast komplett zu reinigen. Der Testsieger von Xiaomi kostete bei Interdiscount nicht einmal 280 Franken. Zum Vergleich: Der fast 650 Franken teure Dyson «Pure Cool» schaffte bei denselben Prüfbedingungen nur gerade die Hälfte, nämlich 152 Kubikmeter Luft pro Stunde und damit auch nur etwa einen 9 Quadratmeter grossen Raum. Die Geräte von Soehnle, Philips, De Longhi und Beurer schafften etwa gleich viel wie der Dyson, sind dafür etwas billiger.
Fazit: Wer den Luftreiniger nur in kleineren Räumen von 12 bis 20 Quadratmeter Fläche betreiben möchte, der kann auch zu einem günstigen Gerät mit einer wenigen starken Reinigungsleistung greifen. Der Mio Star beispielsweise schluckt gröbere und feinere Partikel gut und kostete nur 199 Franken.
Der Test deckte allerdings bei allen Luftreinigern eine grosse Schwäche auf: Sie wirken kaum gegen flüchtige Schadstoffe, die aus Bodenbelägen, Farbanstrichen, neuen Möbeln, Kosmetik und Klebstoffen entweichen. Zigarettenrauch enthält ebenfalls viele flüchtige Schadstoffe. Das Labor prüfte die Reinigungseffizienz der Geräte für diese Stoffgruppe stellvertretend an dem bekannten Gas Formaldehyd. Der Stoff reizt laut Bundesamt für Gesundheit die Schleimhaut der Augen und der oberen Atemwege. Weitere mögliche Beschwerden sind Kopfschmerzen, Müdigkeit und Unwohlsein.
Viele Filter sind zu grob für flüchtige Schadstoffe
Das Resultat: Sechs Geräte filterten praktisch kein Formaldehyd aus der Luft. Laut Prüfleiter Stefan Schumacher sei dies nicht verwunderlich angesichts der Bauweise der Filter. Die meisten sind zu wenig dick oder die verbaute Aktivkohleschicht ist zu grob. Schumacher: «Bei vielen Geräten strömt Formaldehyd einfach an der verbauten Aktivkohle und an den Wabenfiltern vorbei.»
Der «Mi Air Purifier 3H» der Marke Xiaomi und das Modell «Roger little» von Stadler Form holten gasförmige Schadstoffe am effizientesten aus der Luft. Philips schreibt dem Gesundheitstipp, ihr Gerät habe gar keinen Filter, der Gase wie Formaldehyd filtern könne. Doch auch Philips gehört zu den Herstellern, die dafür werben: Auf ihrer Website verspricht der Technologiekonzern einen «effizienten Schutz vor schädlichen Gasen».
Dyson schreibt, die Testmethode in der Prüfkammer sei zu wenig realistisch. Beurer verspricht, die Nachfolgemodelle würden mit verbesserten Filtersystemen ausgerüstet. Wichtig: Wer einen Luftreiniger kaufen möchte, sollte die Preise vergleichen und dabei auch die Kosten für Ersatzfilter einberechnen.
Laut den Herstellern halten die Filter je nach Luftverschmutzung sechs Monate bis zu mehreren Jahren. Wer in der Wohnung raucht, muss die Filter schneller ersetzen. Die deutsche Stiftung Warentest hat in diesem Jahr an sieben Geräten geprüft, wie schnell die Filter in der Wirkung nachlassen. Das Ergebnis: Bereits nach dem Rauch von 100 Zigaretten waren die meisten Filter gesättigt und hatten teilweise nur noch ein Viertel oder gar ein Fünftel ihrer Anfangsleistung. Im Test kosteten Ersatzfilter zwischen 29 und fast 80 Franken.
So testete der Gesundheitstipp
Im Auftrag des Gesundheitstipps prüfte das deutsche Institut für Energie- und Umwelttechnik Iuta im deutschen Duisburg die Reinigungsleistung von zehn Luftreinigern. Wie gut die Geräte gegen grobe und feine Partikel in der Luft wirken, testeten die Experten anhand von Zigarettenrauch.
Das Labor führte die Messungen angelehnt an die chinesische Norm GB/T 188801- 2015 durch. Dabei bliesen die Experten Rauch oder Stoffe wie Formaldehyd in eine Prüfkammer und massen, wie schnell die Geräte die Schadstoffe reduzieren. Die Experten massen zudem, ob die Geräte auch kleine Schadstoffteilchen wie beispielsweise Viren aus der Luft filtern können.