Einfach den Deckel aufreissen und die Sauce im mitgelieferten Beutel über den Salat giessen – Fertigsalate sind ein leichtes und praktisches Mittagessen. Doch viele dieser Produkte von Läden, Take-aways und Grossverteilern sind Keimschleudern. Das zeigt der Test des Gesundheitstipp. Er liess im Labor 20 gemischte Fertigsalate auf Hefepilze, Bakterien und Krankheitskeime untersuchen (siehe Kasten «So hat der Gesundheitstipp getestet»).
Drei Produkte enthielten zu viele Hefepilze: der «Bio Mixed Salad Winter» von Coop Naturaplan, die «Garden Saladbowl» der Migros und der «Salad Shaker» von Aldi. Der Richtwert für Hefepilze liegt bei 100000 koloniebildenden Einheiten (kbE) am Ablaufdatum.
In drei Mischsalaten fand das Testlabor zu viele Schimmelpilze: im «Bio Mixed Salad Winter» von Coop Naturaplan, im «Baby Leaf» von Migros Daily und im Salat «Saison Bowl vegan» von Bio Kraftstoff. Bei Schimmelpilzen beträgt der Richtwert 1000 KbE.
Sechs Fertigsalate enthielten viel zu viele Keime. Bei drei Produkten waren es über 300 Millionen KbE. Laut der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie ist eine Gesamtkeimzahl von 50 Millionen KbE pro Gramm noch akzeptabel. In der Schweiz gibt es keine Grenzwerte mehr. Noch im Jahr 2005 galt für genussfertige Mischprodukte ein Grenzwert von 10 Millionen KbE.
Salate liegen zum Teil nicht im Kühlregal
Hefen, Schimmel und andere Keime vermehren sich vor allem dann, wenn es warm ist. Gründe für schlechte Werte können zu hohe Temperaturen beim Transport oder Lagern sein. Beim Einkauf der Produkte beobachtete der Gesundheitstipp-Testredaktor mehrmals, dass Ladenangestellte die Ware ausserhalb der Kühlregale stehen liessen oder deren Türen lange offen blieben. Messungen mit einem Infrarotthermometer in den Läden zeigten zudem, dass die gleiche Ware im Kühlregal eine unterschiedliche Oberflächentemperatur aufweisen kann. Die gemessenen Werte reichten von unter 5 Grad bis zu 10 Grad Celsius.
Die Hersteller der Fertigsalate rechtfertigen sich mit dem Argument, ihre Produkte würden den gesetzlichen Mindestanforderungen genügen. Coop sagt, man nehme die Resultate ernst. Gemeinsam mit dem Lieferanten werde man weitere Kontrollen durchführen.
Der Test zeigt auch: Nicht alle Fertigsalate sind am Ablaufdatum Keimschleudern. Sechs Produkte schnitten sehr gut ab, am besten der «Salat-Shaker Mexican» von Spar Fresh to go. Er enthielt weniger als 1000 Schimmelpilze, und die Gesamtkeimzahl lag bei lediglich rund 500000 KbE.
Erfreulich: Das Labor fand in den Fertigsalaten keine gefährlichen Krankheitserreger wie Listerien, Salmonellen, Escherichia coli oder Bacillus cereus. Das bedeutet: Die Gefahr, von den Salaten krank zu werden, ist für gesunde Erwachsene klein. Allerdings rät die deutsche Stiftung Warentest Kleinkindern, Schwangeren oder Leuten mit einem schwachen Immunsystem von Fertigsalaten ab. Grund: Sind die Werte bei Keimen und Hefepilzen deutlich erhöht, können empfindliche Personen Bauchweh bekommen.
Fungizide und Insektizide in neun Produkten
Die Laborergebnisse zeigen zudem, dass Produzenten beim Anbau ihrer Salate oft Pestizide einsetzen. 9 der 20 Produkte enthielten Rückstände von einem oder zwei Pestiziden – im Bereich von 12 und 580 Mikrogramm pro Kilo Salat. Das Labor wies in den Fertigsalaten insgesamt neun Chemikalien nach, darunter vor allem Antipilzmittel und Insektenvernichter. Die meisten der gefundenen Stoffe sind laut der europäischen Chemikaliendatenbank Echa für Wasserlebewesen wie Fische und kleine Krebse oder für Bienen giftig. Besonders kritisch: Viele dieser Stoffe bauen sich nur langsam ab und verschmutzen die Umwelt langfristig.
Fachleute des Wasserforschungsinstituts Eawag und des Ökotoxzentrums, beide in Dübendorf ZH, prangern die Pestizidcocktails in Gewässern seit Jahren an. In einem Abschlussbericht der Eawag aus dem Jahr 2019 heisst es, für Pflanzen und Tiere im Wasser bestehe ein Risiko für akute und chronische Schäden.
Salate, die im Test mikrobiologisch in Ordnung waren, aber umweltschädliche Pestizide enthielten, bewertete der Gesundheitstipp deshalb maximal mit «genügend». Spar schreibt dazu dem Gesundheitstipp, man schätze das Gesundheitsrisiko wegen der gefundenen Fungizide im «Salat-Shaker California» als «extrem gering» ein.
Salat besser selber rüsten und zubereiten
Übrigens: Zu Fertigsalat gibt es hygienisch bessere Alternativen. Wer Salat selber einkauft und rüstet, kann die Frische und den Gehalt von Pestiziden steuern. Tipp: frischen Bio-Salat nach der Arbeit einkaufen, am Abend rüsten und im Kühlschrank über dem Gemüsefach bis zur Mittagspause am folgenden Tag lagern. Beim Rüsten sollte man äussere Blätter oder unschöne Stellen grosszügig wegschneiden. Um das gründliche Waschen des Salats kommt man allerdings nicht herum.
So hat der Gesundheitstipp getestet
Ein spezialisiertes Labor untersuchte im Auftrag des Gesundheitstipp 20 portionierte Fertig-Mischsalate am Ablaufdatum auf Bakterien und Hefepilze. Das Labor unterschied dabei zwischen Krankheitserregern und Keimen, die anzeigen, wie frisch die Salate sind. Mit hochempfindlichen chemischen Methoden untersuchten die Experten die Fertigsalate zudem auf mehr als 500 Pestizide.
Im Fokus standen die Salatanteile der Produkte. Zutaten wie Ei oder Salatsauce prüfte das Labor nicht.