Viele Wanderstöcke nicht stabil
Wanderstöcke entlasten die Gelenke bei Bergtouren. Doch ein Test mit 15 Modellen zeigt: Viele Stöcke sind zu wenig stabil gebaut.
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Gesundheitstipp 07/2013
01.07.2013
Letzte Aktualisierung:
11.07.2013
Andreas Gossweiler
Beim Wandern bergabwärts muss man sich auf Wanderstöcke verlassen können, sonst wird es gefährlich. Doch ein Test zeigt: Bei der Mehrheit der Stöcke sollte man das besser nicht tun. Der Gesundheitstipp liess 15 Stöcke in einem Labor auf Stabilität, Handhabung und Komfort untersuchen.
Vor allem beim Belastungstest zeigten sich schwere Mängel. Die günstigen Modelle der Marken K-Tec, Gipron und Trevolution gaben schon bei einer La...
Beim Wandern bergabwärts muss man sich auf Wanderstöcke verlassen können, sonst wird es gefährlich. Doch ein Test zeigt: Bei der Mehrheit der Stöcke sollte man das besser nicht tun. Der Gesundheitstipp liess 15 Stöcke in einem Labor auf Stabilität, Handhabung und Komfort untersuchen.
Vor allem beim Belastungstest zeigten sich schwere Mängel. Die günstigen Modelle der Marken K-Tec, Gipron und Trevolution gaben schon bei einer Last von nur 30 bis 50 Kilogramm nach. Aber auch teurere Stöcke von Komperdell und Black Diamond hielten dem Belastungstest nicht stand (siehe Tabelle). Das deutsche Prüfinstitut TÜV Süd verlangt, dass Wanderstöcke einen Druck von mindestens 57 Kilogramm aushalten.
Fitnessberater Fritz Bebie aus Erlenbach ZH sagt: «Das schlechte Testresultat überrascht mich. Das ist tragisch. Doch wenn die Stöcke beim Abstieg nachgeben, erhöht das die Sturzgefahr.»
MSR Surelock TR-3: Hält am meisten Gewicht aus
Im Test erhielten alle Produkte des deutschen Herstellers Leki gute Noten. Die vier im Test vertretenen Stöcke hielten 80 Kilogramm oder mehr aus. Der Carbon Ultralight Vario 4 von Komperdell, teuerstes getestetes Modell, erzielte ein ebenso gutes Resultat. Als äusserst stabil erwies sich der Surelock TR-3 von MSR: Dieser Stock hält 140 Kilogramm aus. Sämtliche Modelle, die beim Drucktest gut abschnitten, hatten keine Drehverschlüsse, um die Länge zu verstellen, sondern Klemmverschlüsse mit Hebeln.
Ein Wanderstock sollte auch möglichst leicht sein. Die Hersteller haben in den letzten Jahren mit neuen Materialien wie Karbon das Gewicht reduziert. Fritz Bebie sagt: «Leichte Stöcke verringern die Belastung der Handgelenke.»
Hier zeigten sich allerdings grosse Unterschiede: Der Carbon Ultralight Vario 4 von Komperdell bringt pro Paar nur 398 Gramm auf die Waage. Der schwerste Stock, der Surelock TR-3 von Hersteller MSR, ist pro Paar fast 200 Gramm schwerer.
Das Labor prüfte auch, wie gut sich die Spitzen und Teller der Wanderstöcke austauschen lassen. Bei den Trevolution-Stöcken und beim Antishock Trekking von K-Tec konnte das Labor die Spitzen nicht lösen. Die Teller lassen sich bei den meisten Modellen problemlos austauschen.
Griffe: Für Männer zum Teil zu klein
Wichtig ist auch die Form und das Material der Griffe. Fritz Bebie sagt: «Ein weicher Griff ist angenehmer als ein harter.» Acht Testpersonen beurteilten, wie bequem die Griffe und Schlaufen sind. Die männlichen Testpersonen empfanden die Griffe des Cressida von Leki, des Surelock TR-3 von MSR und der Trevolution-Stöcke als zu klein. Der Hersteller Leki verkauft den Cressida-Stock als Frauenmodell. MSR und Trevolution haben ihre Stöcke jedoch nicht als Frauenmodelle gekennzeichnet. Für Fitnessberater Bebie ist klar: «Es gibt keinen Griff, der für alle Wanderer passt.»
Die Firma Komperdell schreibt in einer Stellungnahme, sie habe bessere Werte gemessen als das Labor: Alle Stöcke mit Klemmverschluss würden mehr als 80 Kilogramm aushalten. Der Hersteller Gipron sagt, sein Wanderstock halte «drei bis fünf mal mehr» Gewicht aus als im Test.
Die Ladenkette SportXX, die Trevolution-Stöcke verkauft, will den Gesundheitstipp-Test zum Anlass nehmen, um das Sortiment anzupassen. Athleticum schreibt, der Belastungswert hänge davon ab, wie stark die Verschlüsse angezogen würden. Athleticum will das Modell Trekking Antishock überarbeiten, damit es den TÜV-Vorgaben entspricht. Das Personal der Geschäfte könne beim Wechseln der Spitzen helfen. Bächli Bergsport schreibt, der Distance FL II von Black Diamond sei für Reisen und einfache Wanderungen gedacht. Deshalb sei die tiefe Belastungsgrenze vertretbar, sie habe nie zu nennenswerten Problemen geführt.
Andreas Gossweiler
TIPPS
So finden Sie passende Wanderstöcke
- Lassen Sie sich im Fachgeschäft alle Modelle zeigen. Halten Sie die Griffe in den Händen.
- Probieren Sie die Stöcke vor dem Kauf im Treppenhaus aus.
- Stützen Sie sich mit dem vollen Gewicht auf den Stock, um die Festigkeit zu prüfen.
- Stellen Sie die Länge so ein, dass Ober- und Unterarm zusammen einen rechten Winkel bilden.
- Verwenden Sie die Stöcke nicht ständig, sondern nur bergab. Sonst trainieren Sie Gleichgewicht und Gehtechnik zu wenig.