Seltsame Methoden von Soda-Club
Wer ein Gerät kauft, um aus Hahnenburger «Blöterliwasser» zu machen, kann den leeren Zylinder nur gegen einen Ersatz des gleichen Herstellers eintauschen. Und das zu rechtlich höchst umstrittenen Konditionen.
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K-Tipp 04/2009
21.02.2009
Letzte Aktualisierung:
24.02.2009
Beatrice Walder K-Tipp
Rebecca Juresic aus Sargans SG hat vor über sechs Jahren einen Wassersprudler von Soda-Club gekauft. Leere Kohlensäure-Zylinder tauschte sie jeweils bei der Landi oder in der Migros gegen neue ein. Vier Zylinder hatte sie auf Vorrat gekauft. Jeder kostete ohne Inhalt 35 Franken – als Depot, dachte Juresic.
35 Franken «Mietzins» für einen Zylinder
Doch als sie die Zylinder definitiv zurückgeben wollte, erfuhr si...
Rebecca Juresic aus Sargans SG hat vor über sechs Jahren einen Wassersprudler von Soda-Club gekauft. Leere Kohlensäure-Zylinder tauschte sie jeweils bei der Landi oder in der Migros gegen neue ein. Vier Zylinder hatte sie auf Vorrat gekauft. Jeder kostete ohne Inhalt 35 Franken – als Depot, dachte Juresic.
35 Franken «Mietzins» für einen Zylinder
Doch als sie die Zylinder definitiv zurückgeben wollte, erfuhr sie, dass sie von Soda-Club nicht viermal Fr. 35.–, sondern nur einmal Fr. 12.50 zurückerhalte. Die 140 Franken seien nämlich kein Depot, sondern eine «Mietvorauszahlung» gewesen. Das behauptet der Hersteller Soda-Club und verweist auf das Kleingedruckte auf den Metallzylindern. Tatsächlich: Wer sehr gute Augen hat, kann dort einen kaum verständlichen Vertragstext lesen: Den wichtigsten Punkt – den «Mietzins» – erfahren Kunden nur indirekt, wenn sie das Zertifikat in der Verpackung lesen: «Der rückzahlbare Betrag beläuft sich auf die Vorausmiete abzüglich 20 Prozent, wenn der Zylinder im Laufe des auf der Händlerquittung angegebenen Kalenderjahres zurückgegeben wird; und abzüglich weiterer 10 Prozent für jedes angefangene Jahr, in dem Sie Ihren ursprünglichen Alco2Jet 60 Zylinder oder dessen späteren Austausch besessen haben, wobei Ihnen mindestens 10 Prozent der Vorausmiete zurückerstattet werden.»
Dies war nicht nur für Rebecca Juresic neu. Auch die Landi Schweiz ist laut Urs Moll erst durch den K-Tipp auf das merkwürdige Vertriebssystem aufmerksam geworden. Er will mit Soda-Club verhandeln. Der überraschten Kundin hat die Landi aus Kulanz das Geld für drei Zylinder zurückgezahlt. Für Professor Thomas Koller von der Universität Bern ist klar: «Wenn ich als Kunde etwas erwerbe, das ich immer wieder auffüllen oder gegen ein volles Gefäss eintauschen kann, und beim ersten Mal zusätzlich zum Inhalt 35 Franken bezahlen muss, darf ich das im Zweifel als Depot auffassen.» Nur wenn ein Kunde ausdrücklich auf die Miete aufmerksam gemacht werde, könne er nicht auf der Rückzahlung des ganzen Betrags bestehen. Ein blosser Hinweis auf der Verpackung oder als Beipackzettel genügt aus Kollers Sicht nicht. Das heisst für Soda-Club-Kunden: Der Laden, bei dem sie die Zylinder gekauft haben, muss das Depot zurückerstatten.
Vertriebssystem behindert Wettbewerb
Aaron Husy, Geschäftsleiter von Soda-Club, widerspricht. Soda-Club habe die Zylinder schon immer vermietet. Seiner Ansicht nach genügt es, wenn auf der Packung und dem beiliegenden Zertifikat auf die Mietkonditionen hingewiesen werde. Die Einschätzung von Professor Koller kommentiert Soda-Club nicht. Das Vertriebssystem von Soda-Club ist aus einem weiteren Grund rechtlich problematisch: Es behindert den freien Wettbewerb. Da die Zylinder nur gemietet seien, bleiben sie laut Soda-Club Firmen-Eigentum. Deshalb dürfe niemand sonst Zylinder auffüllen oder austauschen. Anderer Ansicht ist Patric Ducrey von der Wettbewerbskommission: «Jeder Konsument muss die Wahl haben, bei wem er leere Zylinder eintauscht.» In Deutschland wurde das Mietsystem von Soda-Club vom Bundeskartellamt als «missbräuchlich» eingestuft. Soda-Club muss dort anderen Firmen das Nachfüllen der Zylinder erlauben und darauf hinweisen.
Landi zahlte «Depot» aus Kulanz zurück
Soda-Club hat in der Schweiz nur einen Konkurrenten: Soda-Fresh, dessen Zylinder ins Soda-Club-System passen. Auf Soda-Fresh-Packungen steht nur, dass es sich um «Kaufzylinder» handle. Bei Soda-Fresh erhalten die Kunden deshalb kein Geld zurück, wenn sie den Zylinder retournieren. Laut Professor Koller müssten die Verkäufer das bei der Abgabe eines Zusatzzylinders ausdrücklich erwähnen, damit diese Abmachung gültig ist.