Rooibostee schmeckt süsslich und würzig-mild. In den letzten Jahren kam der rote Tee aus Südafrika in vielen Varianten in die Schweizer Läden: mit Vanille, Orange, Zimt und anderen Aromen. Der Tee gilt als sehr gesund und bekömmlich, unter anderem, weil er kein Koffein enthält.
Doch so gesund ist Rooibostee nicht: Das zeigt ein Test des Gesundheitstipp. Er liess im Labor zwölf Rooibostees von Grossverteilern und aus Bioläden auf Pyrrolizidin-Alkaloide untersuchen. Das sind giftige Pflanzenstoffe. Sie stammen von Unkraut, das beim Ernten zwischen die Rooiboszweige gelangt.
Das Resultat: Alle Tees waren mit dem Gift belastet (siehe Tabelle im PDF). Trinkt man belasteten Tee über längere Zeit, schädigt das die Leber. Zudem kann das Gift sogar Krebs verursachen.
«Finger weg von solchen Tees»
Am meisten von dem Gift – nämlich 378 Mikrogramm pro Kilo – fand das Labor im Tee «Qualité & Prix Rooibos natur» von Coop. Ebenfalls ein hoher Giftanteil fand sich im Bio-Rooibostee von Spar und im Hemmi-Produkt von Jelmoli. Bei diesen Tees reicht im Durchschnitt schon eine halbe Tasse pro Tag, damit es auf die Dauer kritisch für die Gesundheit wird.
Eine Person mit 60 Kilo Körpergewicht sollte pro Tag höchstens 0,42 Mikrogramm Pyrrolizidin-Alkaloide aufnehmen. Zu diesem Schluss kommt das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung. Die Behörde empfiehlt, pro Tag höchstens 0,007 Mikrogramm pro Kilo Körpergewicht aufzunehmen.
Da die Stoffe Krebs fördern und das Erbgut schädigen können, gibt es laut den Fachleuten «keine sichere untere Schwelle». Ihr Fazit: Konsumenten sollten «so wenig wie möglich» davon aufnehmen. Dies bestätigt das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit. Einen Grenzwert für Pyrrolizidin-Alkaloide in Lebensmitteln gebe es aber nicht.
Der Wissenschafter Helmut Wiedenfeld von der Uni Bonn sagt: «Finger weg von solchen Tees.» Wiedenfeld beschäftigt sich seit Jahren mit der Giftigkeit von Pyrrolizidin-Alkaloiden. Er hält die gemessenen Werte für «äusserst bedenklich».
Noch am besten schnitt der «Pure Rooibos» von Twinings ab: Er enthielt nur Spuren von 4 Mikrogramm pro Kilo. Auch in den Tees von Lidl und Globus steckten nur geringe Mengen.
Auch andere Kräutertees sind belastet
Die giftigen Pflanzenstoffe finden sich nicht nur im Rooibostee. Auch in anderen Kräutertees sowie in Schwarz- und Grüntees kommen sie vor. So war bei einem Test der Zeitschrift «Saldo» (4/2016) ein Viertel der Schwarztees belastet. Kaum ein Problem ist das Gift hingegen bei Früchtetees. Honig kann ebenfalls betroffen sein, wenn er zu einem grossen Teil von Pflanzen stammt, die diese Giftstoffe enthalten. Dazu gehören etwa Greiskraut, Jakobskreuzkraut oder Natternkopf. Vereinzelt fand man die giftigen Pflanzenteile auch in Blattsalat- und Kräutermischungen.
Die Hersteller sagen, sie würden das Thema ernst nehmen und Massnahmen ergreifen, damit bei der Ernte weniger Unkraut in den Tee gelangt. Die Migros beurteilt die gemessenen Werte als «niedrig», ebenso Yogi Tea. In dessen Rohstoffen seien nun keine Pyrrolizidin-Alkaloide mehr nachweisbar. Coop schreibt seinen Lieferanten einen Höchstwert von 210 Mikrogramm pro Kilo vor. Laut eigenen Messungen würden beide Tees darunter liegen. Auch Aldi verweist auf tiefere Werte aus eigenen Messungen.
Lidl sagt, dass die eingeleiteten Massnahmen erst bei der diesjährigen Ernte richtig greifen würden. Die Werte seien in den vergangenen Jahren bereits stark gesunken. Globus hält die gemessenen Werte für sehr gering, sie seien kein Risiko. Laut Sonnentor ist die Situation für Biobetriebe schwieriger, da man keine Unkrautvertilger einsetze. Der Tee sei aber «unbedenklich».