Kopfsalat im Winter ist ein Chabis
Im Winter sind Salate oft mit Pestiziden belastet und enthalten schädliches Nitrat. Das zeigt eine Stichprobe des Gesundheitstipp. Es gibt gesündere Alternativen.
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Gesundheitstipp 01/2013
23.01.2013
Christian Egg ,Sonja Marti, Andreas Gossweiler
Salat gilt als gesund. Doch jetzt zeigt eine Stichprobe des Gesundheitstipp: Im Winter enthalten die meisten Salate nicht viele gesunde Stoffe, vielmehr sind sie mit Schadstoffen belastet. Wintergemüse schneidet besser ab.
Der Gesundheitstipp kaufte im Dezember bei verschiedenen Grossverteilern Kopfsalat, Eisberg und Endivie ein, dazu Weiss- und Rosenkohl. Von jeder Sorte schickte er drei Proben ins Labor. Dieses bestimmte den Gehalt an Vitamin C sowie des Schutzstoffs Lutein...
Salat gilt als gesund. Doch jetzt zeigt eine Stichprobe des Gesundheitstipp: Im Winter enthalten die meisten Salate nicht viele gesunde Stoffe, vielmehr sind sie mit Schadstoffen belastet. Wintergemüse schneidet besser ab.
Der Gesundheitstipp kaufte im Dezember bei verschiedenen Grossverteilern Kopfsalat, Eisberg und Endivie ein, dazu Weiss- und Rosenkohl. Von jeder Sorte schickte er drei Proben ins Labor. Dieses bestimmte den Gehalt an Vitamin C sowie des Schutzstoffs Lutein. Zudem prüfte das Labor, ob die Esswaren mit Pestiziden belastet waren, und mass die Konzentration an Nitrat.
Das Resultat: Rosen- und Weisskohl haben gegenüber den Salaten die Nase vorn (siehe Tabelle). Hauptgrund ist ihr hoher Gehalt an Vitamin C. Der Stoff ist an vielen wichtigen Vorgängen im Körper beteiligt, etwa am Immunsystem und an der Erneuerung der Haut.
Lutein beugt grauem Star vor
Lutein kommt vor allem in grünen Pflanzen vor. Der Stoff ist besonders für die Augen wichtig: Laut mehreren Studien bekamen Menschen, die viel Lutein zu sich nahmen, seltener die Augenkrankheiten Makuladegeneration und grauen Star. Bereits ab 1 Milligramm Lutein pro Tag liess sich eine Schutzwirkung feststellen.
In der Stichprobe war der Nüsslisalat einsame Spitze: Fast 6 Milligramm sind in einer 100-Gramm-Portion enthalten. Doch auch Kopfsalat, Rosenkohl und Endivie sind passable Lutein-Lieferanten. David Fäh, Präventivmediziner an der Uni Zürich, erstaunt der hohe Lutein-Gehalt von Nüsslisalat nicht. Lutein sei ein Farbstoff: «An der dunkelgrünen Farbe des Nüsslers erkennt man, dass er viele Farb- stoffe enthält.» Ausserdem wachse er langsamer als andere Salatsorten. «So hat er mehr Zeit, um Nährstoffe einzubinden.»
Trotzdem schnitt Nüsslisalat in der Stichprobe nicht am besten ab. Der Grund sind die relativ hohen Nitratwerte. Sie liegen sogar höher als beim Kopfsalat.
Nitrat wandelt sich im Körper zu giftigen Nitrosaminen um und erhöht das Risiko für Krebs. Die Agentur für Krebsforschung der Weltgesundheitsorganisation stuft Nitrat deshalb als «wahrscheinlich krebserregend» ein.
Laut dem Nitrat-Fachmann und ehemaligen Kantonschemiker Roger Biedermann gibt es bei Nüsslisalat je nach Sorte starke Unterschiede, was das Nitrat angeht. Früher habe man Sorten mit kleinen Blättern und kurzen Stielen angebaut, die «praktisch kein Nitrat» enthielten. Heute würden die Bauern eher auf grossblättrige und langstielige Varianten setzen: «Besonders in den Stängeln hat es viel Nitrat.»
Auch Klima und Boden spielten eine Rolle. So hätten Proben aus dem Berner Seeland oft hohe Nitratwerte, weil dort der Boden moorig sei. Allerdings sind die Nitrat-Werte in der Stichprobe nicht besonders hoch. Nur ein Nüsslisalat hatte mehr als 2500 Milligramm pro Kilo, sonst lagen die Proben unter diesem Wert. Zum Vergleich: In einer Kopfsalat-Stichprobe des Gesundheitstipp im Jahr 2006 lag noch ein Drittel der Proben über dieser Schwelle.
Pestizide fand das Labor in den meisten Salaten sowie im Rosenkohl. Immerhin in nicht allzu hohen Mengen. Mit einer Ausnahme – einem bei Coop gekauften Kopfsalat. Er enthielt total 15,8 Milligramm Pestizide pro Kilo. Das ist fast hundertmal so viel wie in den anderen Proben. Der Salat war mit neun verschiedenen Pestiziden belastet. Zwar lagen alle Werte unterhalb des gesetzlichen Grenzwerts, teils aber nur knapp: Vom Mittel Propamocarb, das Pilze abtöten soll, massen die Tester 13 Milligramm pro Kilo. Erlaubt sind 20 Milligramm. Und beim Schädlingsbekämpfungsmittel Imidacloprid lag der Gehalt bei 0,7 Milligramm, erlaubt sind 2 Milligramm. Coop-Sprecher Urs Meier sagt, die Anzahl gefundener Rückstände sei ein Verstoss gegen die internen Vorgaben: «Das ist nicht akzeptabel.»
Auch andere Stichproben zeigen: Salate sind im Winter oft mit Pestiziden belastet. Im Jahr 2008 untersuchten die Kantonslabors Aargau und beider Basel 88 Salate. Nur gerade ein Sechstel war frei von Pestiziden. 15 Proben verletzten gar die gesetzlichen Höchstwerte.
Frei von Pestiziden ist dagegen Weisskohl. In der Gesundheitstipp-Stichprobe fand sich in keiner einzigen Probe auch nur die Spur eines Pestizids.
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