Klettern Sie sich gesund!
Klettern ist Fitness für Körper und Seele – und ideal für die ganze Familie. Der Sport fördert Kraft, Ausdauer, Selbstvertrauen und Konzentration.
Inhalt
Gesundheitstipp 11/2010
06.11.2010
Letzte Aktualisierung:
09.11.2010
Simone Matthieu
Wenn Tatiana Baltensperger in der Kletterwand hängt, vergisst sie alles um sich herum: «Es gibt dann nur noch die Wand und den nächsten Griff. Klettern ist für mich total entspannend und tut mir auch körperlich gut.»
Die 45-Jährige aus Eglisau ZH geht seit Jahren regelmässig in die Kletterhalle, genauso wie ihre vier Söhne im Alter von 8 bis 19 Jahren. «Das Klettern hat uns gepackt und nicht mehr losgelassen.» Klettern in ...
Wenn Tatiana Baltensperger in der Kletterwand hängt, vergisst sie alles um sich herum: «Es gibt dann nur noch die Wand und den nächsten Griff. Klettern ist für mich total entspannend und tut mir auch körperlich gut.»
Die 45-Jährige aus Eglisau ZH geht seit Jahren regelmässig in die Kletterhalle, genauso wie ihre vier Söhne im Alter von 8 bis 19 Jahren. «Das Klettern hat uns gepackt und nicht mehr losgelassen.» Klettern in der Halle ist in den vergangenen Jahren zum Breitensport geworden.
Über 30 Kletterhallen gibt es mittlerweile in der Schweiz, sie bieten Kurse an und stellen Klettergurt und -schuhe sowie Seile zur Verfügung. Vor allem das Bouldern wird immer beliebter. Dabei klettert man an weniger hohen Wänden ohne Seil. Wenn man nicht mehr weiterkommt, lässt man sich auf dicke Matten fallen.
Klettern macht physisch und psychisch stark
In den letzten Jahren hat sich gezeigt, wie gut Klettern der Gesundheit tut. Der Zürcher Sportarzt Walter O. Frey sagt: «Klettern ist ein idealer Sport für Körper und Seele.» Dies bestätigt auch Bruno Hasler, Ausbildungsleiter vom Schweizerischen Alpenclub (SAC): «Klettern macht physisch und psychisch stark.»
Der Sport fördert Ausdauer und Kraft. Vor allem die Muskulatur an Beinen und Armen müssen Kletterer stark einsetzen, aber auch jene an den Fingern und Unterarmen. Das merkt auch Tatiana Baltensperger: «Klettern hilft mir, Beweglichkeit und Kraft zu erhalten oder zu verbessern.»
Wenn sie drei, vier Wochen nicht klettern könne, dann merke sie das: «Ich habe dann öfter Schmerzen im Kreuz. Oder beim Joggen beginnen meine Knie und Knöchel schneller zu schmerzen.» Kletterer müssen sich in der Wand gut orientieren und schnell reagieren können, wenn sie in eine schwierige Situation kommen.
Adrian Fill vom Kletterzentrum Gaswerk in Schlieren ZH: «Jede Bewegung an der Wand ist wieder anders.» Deshalb fördert Klettern die Koordinations- und Konzentrationsfähigkeit. Untersuchungen dazu gibt es allerdings noch wenige: Eine Studie von US-amerikanischen Kinderärzten aus British Columbia kam im vergangenen Jahr zum Schluss, dass Klettern das Körpergefühl verbessert. Sie hat dies an 50 Kindern aufzeigen können.
Tatiana Baltensperger hat festgestellt, wie sich die Konzentration bei ihren Söhnen verbessert hat: «Einer der Jungs hatte in der Schule Mühe sich zu konzentrieren. Beim Klettern ist er aber ganz bei der Sache, dann kann er sich sehr gut konzentrieren.»
Klettern fördert auch die mentale Stärke. Wer die Wand besiegt, wird selbstbewusster. Jeder kann den Schwierigkeitsgrad selber wählen – und auch meistern. Gerade ängstliche und eher unsichere Menschen können davon profitieren.
Klettern am Seil fördert zudem den Zusammenhalt und das Vertrauen in ein Team. Wenn der eine Partner an der Wand klettert, sichert ihn der andere auf dem Boden mit dem Seil ab. Für SAC-Ausbilder Hasler legt der Kletterer sozusagen «sein Leben in die Hände des anderen».
Wer zehn Meter über Boden fällt, muss sicher sein, dass der Kletterpartner den Sturz hält. Hasler: «Das schafft Vertrauen in die Mitmenschen.»
Eine «Lebensschule» für Jugendliche
Vor allem für Kinder und Jugendliche ist der Sport deshalb geeignet. Hasler spricht gar von «Lebensschule». SAC und viele Klettergärten bieten Kurse für Kinder und Jugendliche an. Das Risiko beim Indoor-Klettern ist gering – wenn man die Verhaltensregeln beachtet. Schwere Unfälle geschehen selten.
Seit einiger Zeit haben die Ärzte das Klettern entdeckt. Sie setzen es vor allem bei Patienten nach Operationen oder Verletzungen als Teil der Physiotherapie ein. Sportarzt Frey sagt: «Klettern stabilisiert den Körper und baut ihn wieder auf.» Auch bei Patienten mit psychischen Beschwerden hilft das Klettern oftmals. Frey: «Vor allem bei Angstblockaden kann Klettern den Patienten wieder Vertrauen geben.»
Auch hierzu gibt es erst wenige Untersuchungen. Barbara Gubler-Gut, medizinisch-therapeutische Leiterin am Physikalischen Institut des Unispitals Zürich, hat an einem Therapiekonzept mitgearbeitet.
Sie sagt: «Bisher gibt es einfach sehr viele Erfahrungsberichte, welche den therapeutischen Nutzen des Kletterns bestätigen.» Am Institut läuft zurzeit eine Studie, die den Nutzen des Kletterns in den verschiedenen Bereichen der Medizin abklären will.
Tipps: Hallenklettern – Das müssen Sie beachten
- Klettern können alle, Jung und Alt.
- Klettern stärkt den Bewegungsapparat und die Psyche.
- Besuchen Sie einen Schnupper- oder Grundkurs im Klettern mit oder ohne Seil.
- Vorsicht: Beim Klettern mit Seil ist ein Kurs unbedingt erforderlich.
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