Keine Panik bei Kinderfieber
Die ersten Fieberschübe ihres Kindes beunruhigen viele junge Eltern. Doch Fieber ist eine natürliche Abwehrreaktion des Körpers. Bei Kleinkindern ab zwei Monaten besteht selten Anlass zu Sorge.
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Gesundheitstipp 10/2003
08.10.2003
Christine Frey - redaktion@pulstipp.ch
Pepe war gerade vier Monate alt, als er zum ersten Mal heftiges Fieber bekam. «Ich hatte das Gefühl, mein Kind koche», erinnert sich Mutter Aline Telek. «Als unerfahrene Mutter kannte ich das nicht und machte mir grosse Sorgen.» Kam hinzu, dass die junge Familie gerade auf Sizilien in den Ferien war. Doch Aline Telek hatte Fieberzäpfchen dabei, die das Fieber schnell wieder senkten.
Fieberschübe erschrecken Eltern - und verleiten zum raschen Handeln. Doch bei Kindern besteh...
Pepe war gerade vier Monate alt, als er zum ersten Mal heftiges Fieber bekam. «Ich hatte das Gefühl, mein Kind koche», erinnert sich Mutter Aline Telek. «Als unerfahrene Mutter kannte ich das nicht und machte mir grosse Sorgen.» Kam hinzu, dass die junge Familie gerade auf Sizilien in den Ferien war. Doch Aline Telek hatte Fieberzäpfchen dabei, die das Fieber schnell wieder senkten.
Fieberschübe erschrecken Eltern - und verleiten zum raschen Handeln. Doch bei Kindern besteht selten Grund zur Sorge, Medikamente sind oft unnötig. Denn Fieber ist eine Abwehrreaktion des Körpers - und keine Krankheit. Meistens ist eine Infektion der Auslöser für Fieber. Und gegen die Erreger helfen Fieberzäpfchen wenig.
Kinderärztin Regina Müller sagt dazu: «Fieber hilft dem Körper, die krank machenden Viren und Bakterien zu bekämpfen. Fieber mit Zäpfchen vorschnell zu unterdrücken, kann die auslösende Krankheit verlängern.» Für sie ist deshalb klar: «Kinder dürfen auch mal Fieber haben. Wichtig ist, nicht nur auf das Thermometer, sondern auf das allgemeine Befinden des Kindes zu achten.» Ein Fieberzäpfchen macht abends Sinn, damit das Kind gut schläft und sich erholt. Bringt auch ein Zäpfchen dem Kind keine Erleichterung, sollten die Eltern einen Arzt anrufen.
Bei Säuglingen ist Fieber hingegen ernst zu nehmen. Regina Müller: «Neugeborene bis zu zwei Monaten müssen mit Fieber von 38 Grad oder mehr sofort zum Arzt.» Denn Infektionen breiten sich im Körper eines Säuglings schnell aus, und sein Zustand kann sich deshalb rasch verschlechtern. Grundsätzlich gilt:
- Bei einem gesunden Kind liegt die normale Körpertemperatur zwischen 36,5 und 37,5 Grad (im Po gemessen).
- Bis 38,5 Grad sprechen Kinderärzte von erhöhter Temperatur.
- Zeigt das Thermometer über 38,5 Grad, hat das Kind Fieber.
Allerdings kann 39 Grad Fieber für einzelne Kinder bereits hohes Fieber sein, während andere Kinder mit 39 Grad noch nicht stark reagieren. «Wie hoch das Fieber steigt, ist je nach Kind verschieden», sagt Kinderärztin Regina Müller. Deshalb sollten die Eltern das Verhalten des Kindes beobachten. Solange ein Kind noch einigermassen gut schläft, genug trinkt und ein wenig Interesse am Spielen zeigt, reichen einfache Fieber senkende Hausmittel (siehe Kasten). Regina Müller rät: Fühlen sich Eltern stark verunsichert und machen sich Sorgen, sollen sie die Kinderärztin oder den Kinderarzt anrufen. Müller: «Fehlt dem Kind jede Lebenskraft, ist es bleich und apathisch oder will nicht mehr trinken, sollten die Eltern ihr Kind auf jeden Fall zum Arzt bringen.»
Viele Eltern fürchten sich vor den Fieberkrämpfen, von denen rund jedes zwanzigste Kind in seinem Leben einmal betroffen ist. Der Krampf dauert Sekunden oder Minuten und ähnelt einem epileptischen Anfall: Das Kind wird steif, bekommt einen starren Blick oder verliert gar das Bewusstsein. Das Gesicht läuft blau an. Ein solcher Anfall ist zwar furchterregend, hinterlässt aber in der Regel keine Schäden.
Fieber beginnt meist mit Frösteln. Dann braucht das Kind kontrollierte Wärme. Kleider aus Baumwolle saugen den Schweiss auf und sind angenehm auf der Haut. Die Kinderärztin Silke Schmitt rät den Eltern, öfters zu kontrollieren, ob sich das Kind zu heiss anfühlt: «Das Kind darf keinen Hitzestau erleiden.» Unter Umständen muss man das Bettzeug und das Pyjama mehrmals wechseln, damit das Kind angenehm und trocken gebettet ist.
Egal, ob kalt oder heiss - Hauptsache, das Kind trinkt
Wichtig ist, dass das Kind viel trinkt. Denn Fieberkinder verlieren viel Flüssigkeit durch Schwitzen. Umgekehrt kann Fieber ein Symptom für Flüssigkeitsmangel sein. «Kleine wie auch grössere Kinder mit Fieber müssen immer wieder zum Trinken ermuntert werden», betont Silke Schmitt. «Ein Schoppen ist für ein krankes Kind allerdings oft zu mastig. Es trinkt dann lieber Tee, eventuell mit wenig Zucker.» Das Kind soll trinken dürfen, was ihm schmeckt, egal ob kalt oder warm. Auch beim Stillen sollte die Mutter auf die Trinkmenge achten und ihren Säugling immer wieder zum Trinken an die Brust legen. Ist ein Kind zu erschöpft zum Trinken, kann ein Fieberzäpfchen allenfalls auch hier sinnvoll sein. Schmitt: «Dies kann die Trinklust anregen.»
Heute würde Mutter Aline Telek nicht mehr so schnell zum Fieberzäpfchen greifen: «Ich fühle mich heute sicherer in der Einschätzung, was meinem Kind hilft. Bevor ich zu Medikamenten greife, warte ich lieber ein wenig zu und beobachte, wie es meinem Kind geht.»
So pflegen Sie Ihr fiebriges Kind richtig
- Bei Neugeborenen (bis zwei Monate): Gehen Sie bei einer Temperatur von 38 Grad oder mehr sofort zum Arzt.
- Bei Kindern (ab zwei Monaten): Beobachten Sie das allgemeine Verhalten. Sinkt das Fieber nicht innerhalb dreier Tage, wenden Sie sich an eine Kinderärztin oder einen Kinderarzt.
- Packen Sie fröstelnde Kinder warm ein, vermeiden Sie jedoch Hitzestaus.
- Wechseln Sie Bettzeug und Pyjama, wenn sie nass geschwitzt sind.
- Lüften Sie das Zimmer regelmässig, aber ohne Durchzug.
- Achten Sie darauf, dass Ihr Kind genügend trinkt.
- Wickeln Sie gekühlte Gelpackungen in ein Tuch und legen Sie diese Ihrem Kind in die Leistengegend.
- Oft helfen Essigsocken: Tauchen Sie ein Paar Wollsocken in handwarmes Wasser mit etwas Essig, drücken Sie die Socken aus und ziehen Sie sie dem Kind an. Darüber kommen trockene Wollsocken. Lassen Sie die Essigsocken 10 bis 15 Min. einwirken.
- Geben Sie ihrem Kind auf keinen Fall Aspirin (Reye-Syndrom!), sondern Medikamente mit dem Wirkstoff Paracetamol, zum Beispiel Panadol, Tylenol oder ähnliche.
Eltern sollten nicht nur auf das Thermometer, sondern auf das allgemeine Befinden des Kindes achten»
Regina Müller, Kinderärztin