«Gärtnern ist wie Fitness-Training»
Gärtnern ist weit mehr als ein Freizeitvergnügen. Es stärkt die Muskeln, hält beweglich und fördert dank selbst gezogenem Gemüse eine gesunde Ernährung.
Inhalt
Gesundheitstipp 04/2011
10.04.2011
Letzte Aktualisierung:
12.04.2011
Sonja Marti, Redaktion Gesundheitstipp
Endlich Frühling! Familie Arnold-Oswald kann wieder in den Garten. Eltern und Kinder rechen, harken und graben in der frühlingsfeuchten Erde. Nüsslisalat, Spinat und Kefen sind bereits ausgesät. In der Rabatte spriessen Primeln und Tulpen.
Die beiden 4- und 8-jährigen Töchter haben ihre eigenen kleinen Beete, wo sie Erdbeeren und Teefenchel ziehen. Seit rund vier Jahren hat die Familie in St. Gallen eine Parzelle in einer Familiengarten-Anlage....
Endlich Frühling! Familie Arnold-Oswald kann wieder in den Garten. Eltern und Kinder rechen, harken und graben in der frühlingsfeuchten Erde. Nüsslisalat, Spinat und Kefen sind bereits ausgesät. In der Rabatte spriessen Primeln und Tulpen.
Die beiden 4- und 8-jährigen Töchter haben ihre eigenen kleinen Beete, wo sie Erdbeeren und Teefenchel ziehen. Seit rund vier Jahren hat die Familie in St. Gallen eine Parzelle in einer Familiengarten-Anlage.
«Die Arbeit an der frischen Luft tut gut», sagt die 40-jährige Stefanie Oswald. Manchmal sei Gärtnern auch ganz schön anstrengend, zum Beispiel den Kompost umzuschaufeln. «Das ist wie Fitness-Training.» Die Familie ist überzeugt, dass die Gartenarbeit sie gesund und beweglich hält.
Genauso sportlich wie Velofahren
Eine neue Studie aus den Niederlanden gibt den Hobbygärtnern recht: Ein Forscherteam der Uni Wageningen stellte fest: Kleingartenbesitzer sind im Durchschnitt gesünder als ihre gleichaltrigen Nachbarn ohne Garten.
Die Hobbygärtner bewegten sich mehr, fühlten sich fitter und mussten seltener zum Arzt. Studienleiterin Agnes van den Berg sagt: «Wer einen Kleingarten hat, führt einen aktiveren Lebensstil.» Ähnliche Resultate zeigten bereits frühere Studien.
Tatsächlich lässt sich Gartenarbeit mit Sport vergleichen: Die US-Sportmedizinerin Barbara E. Ainsworth hat die Intensität verschiedener Gartenarbeiten und Sportarten anhand des Sauerstoffverbrauchs gemessen.
Das Resultat: Gärtnern ist im Schnitt genauso sportlich wie Velofahren oder Schwimmen. Rasenmähen und Umgraben lassen sich mit dem Training im Fitnessclub vergleichen. Diesen sportlichen Aspekt von Gartenarbeit haben auch die Briten entdeckt.
Ein Verein bietet im ganzen Land kostenloses «Green Gym» an – deutsch: «Grünes Fitness-Training». Dort gibt es unter Anleitung zuerst etwas Stretching zum Aufwärmen, danach graben, schaufeln, rechen und pflanzen die Teilnehmer gemeinsam in öffentlichen Grünanlagen.
Wissenschafter der Oxford Brookes Universität haben den Nutzen dieser Green Gyms untersucht: Bei den Teilnehmern verbesserte sich die Herzgesundheit, die Muskelkraft nahm zu, zudem verbrannten die Leute beim Gärtnern tüchtig Kalorien, manche nahmen auch ab.
«Gärtnern tut Körper, Seele und Geist gut»
Doch Gärtnern ist nicht nur Fitness. Renata Schneiter-Ulmann, Leiterin der Fachstelle Grün und Gesundheit an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, sagt: «Gärtnern tut Körper, Seele und Geist auf vielerlei Art gut.»
Das merkt auch Stefanie Oswald: «Ich kann dabei richtig abschalten und zur Ruhe kommen.» Schneiter-Ulmann ergänzt: «Der Aufenthalt an der frischen Luft regelt den Schlaf-Wach-Rhythmus und hilft bei Schlafproblemen.»
Dank der Sonne bildet sich auch Vitamin D in der Haut, das für Knochen, Zähne und das Immunsystem wichtig ist. Zudem stärke Gartenarbeit Selbstwert und Verantwortungsgefühl, so Renata Schneiter-Ulmann. Immer mehr Kliniken verwenden Gartenpflanzen deshalb als Therapie, etwa bei psychisch Kranken und Patienten mit chronischen Schmerzen.
«Balkonpflanzen pflegen, hilft Stress abzubauen»
Wer einen Garten hat, isst häufiger gesund. Diese Erfahrung hat auch Familiengärtner Martin Arnold gemacht: «Ich esse nun viel lieber Gemüse und Salat.» Auch der 64-jährige Walter Schaffner hat am liebsten selber gezogenes Gemüse auf dem Teller:
«Da weiss ich, dass es nicht gespritzt ist.» Seit bald 30 Jahren hat er einen Familiengarten in St. Gallen. Darin wachsen Beeren, Äpfel, Kartoffeln, Gemüse und Salate. Schaffner: «Hier kann ich körperlich arbeiten und bin an der frischen Luft. Für mich ist es ein wichtiger Ausgleich zur Arbeit im Büro.» Stress und Ärger seien beim Gärtnern jeweils schnell vergessen.
Wer keinen Garten hat, kann die gesundheitlichen Vorteile trotzdem geniessen – davon ist Renata Schneiter-Ulmann überzeugt: «Das Pflegen von Balkonkästen oder Töpfen hilft Stress abzubauen und fördert die Bewegung an der frischen Luft.»
Tipps: Gesund Gärtnern
So beugen Sie Muskelkater und Rückenschmerzen vor:
- Gehen Sie in die Hocke, statt sich zu bücken.
- Setzen Sie sich beim Jäten auf einen tiefen Hocker.
- Erhöht angelegte Beete – sogenannte Hochbeete – sind praktisch für Hobbygärtner mit Rückenproblemen.
- Verwenden Sie leichtes Werkzeug (Alu, Carbon) und achten Sie auf die Ergonomie wie höhenverstellbare Stiele.
- Eine Rasenfläche oder mehrjährige Pflanzen erleichtern die Arbeit.
Weitere Infos
- Einen Familiengarten zu pachten, kostet 100–180 Franken pro Jahr. Adressen der regionalen Vereine: Stadtgärtnereien und www.familiengaertner.ch.