Das Wichtigste sei, sich genügend Zeit zu nehmen, sagt Hausärztin Yvonne Gilli in ihrer Praxis in Wil SG. Deshalb rechnet sie pro Patient bzw. pro Patientin immer mindestens eine halbe Stunde ein. «Aber oft dauert es länger und deshalb müssen sich die nächsten Patienten im Wartezimmer gedulden.» Doch das sei es ihr wert, sagt sie bestimmt. Und auf die Frage, was ihre Patienten wohl über sie denken, antwortet sie: Zeit zu haben, sich Zeit zu nehmen, «ist sicher etwas, das meine Patienten an mir schätzen».
Dabei ist Zeit etwas, an dem es ihr selbst permanent mangelt. Yvonne Gilli ist Mutter von drei Kindern, zwei davon sind erwachsen, der Jüngste ist 14. An zwei Tagen arbeitet sie in der Praxis. Den Rest der Woche verbringt sie mit Arbeit für die Kommissionen des Nationalrats. Sie hat auch freiwillige Mandate und hilft Patientenorganisationen.
Allgemeinärztin Gilli hat eine Zusatzausbildung in Komplementärmedizin. Ihre Patienten behandelt sie vorzugsweise mit Homöopathie und traditioneller chinesischer Medizin. Zudem hat sie sich auch in Gynäkologie und Geburtshilfe ausbilden lassen. Deshalb macht sie in ihrer Praxis auch Ultraschalluntersuche bei Schwangeren. Den grössten Anteil ihrer Patienten machen Frauen, Kinder und Jugendliche aus. «Doch oft kenne ich die ganze Familie, weil die Ehemänner manchmal auch zu mir kommen.» Dies ist für die engagierte Hausärztin eine der besonders interessanten Seiten ihrer Arbeit als Ärztin. Gilli: «Wenn ich weiss, wie die Familien ihre Beziehungen leben, kann ich meine Patienten besser beraten.»
Für die Grüne Partei des Kantons St. Gallen sitzt sie seit 2007
im Nationalrat. Im Zentrum steht für Gilli die Gesundheitspolitik – und somit der Patient, wie sie sagt. Sie äusserte sich im Vorfeld der eidgenössischen Abstimmung zum neuen Epidemiegesetz mehrmals kritisch zum obligatorischen Impfen: «Ich will auch in Zukunft frei über meinen Körper entscheiden können», sagte sie dem Gesundheitstipp (siehe Ausgabe 11/2012). In einem Interview mit dem Schweizer Fernsehen sagte Yvonne Gilli zum Thema Masernimpfung, die Behörden würden auf Eltern «massiv Druck» ausüben. Nicht geimpften Kindern drohte ein mehrwöchiger Ausschluss von der Schule. Deshalb befand Gilli: «Das entspricht praktisch einem Impfzwang.»
Bisher erschienen:
Der Landarzt aus Thierachern BE (Gesundheitstipp 1/2014)
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