Patienten mit Blasenschwäche können den Urin oft nicht genügend zurückhalten. Inkontinenzhosen lassen sich wie Unterhosen unter der Kleidung tragen und saugen den Urin auf. Das hilft Betroffenen, den Alltag besser zu bewältigen.
Der Test des Gesundheitstipp zeigt: Solche Hosen erfüllen ihren Zweck. Von den zehn getesteten Produkten schnitt keines ungenügend ab. Getestet wurden Modelle für mittlere und schwere Blasenschwäche. Im Laden sind sie oft mit dem englischen Begriff «Pants» bezeichnet. Alle getesteten Hosen hatten die Grösse L. Die Experten überprüften, wie viel Flüssigkeit die Hosen aufsaugen und ob sie Flüssigkeit wieder verlieren. In einem Praxistest beurteilten zudem Testpersonen, wie gut die Hosen Feuchtigkeit aufnehmen, ob etwas ausläuft, wie angenehm sie auf der Haut sind und ob sie bequem sitzen (siehe unten «So wurde getestet»). Testsieger wurde das Modell «Premium Mobile 6» von Molicare. Es überzeugte durch sein äusserst saugfähiges Material. Auch die Testpersonen bewerteten das Molicare-Modell fast durchwegs mit guten Noten. Einziger Kritikpunkt: Zum Teil empfanden sie die Hosen als zu dick.
Sehr gutes und günstiges Produkt aus der Landi
Fast ebenso gut schloss das deutlich günstigere Modell «Active» von Flufsan aus der Landi ab. Diese Hosen verfügen ebenfalls über eine hohe Saugkraft. Die Testpersonen empfanden das Produkt als angenehm und fühlten sich sehr sicher damit. Auch die drittplatzierten «Pants Plus L» der Migros-Marke Secure erhielten sehr gute Noten im Labortest. Einige Testpersonen beurteilten jedoch den Auslaufschutz, der den Austritt von Urin verhindert, als zu gering. Zudem würden die Hosen nicht optimal sitzen.
Insgesamt nur ein genügendes Urteil gab es für zwei Modelle: Die Pants von Seni kamen zwar bei den Testpersonen gut an, ihr Fassungsvermögen ist aber bei starker Inkontinenz etwas knapp. Und bei den «Pants Ultra» von Secure aus der Migros dauerte es rund viermal so lange wie bei den besten Produkten, bis sie die Flüssigkeit aufgesaugt hatten.
Die Migros schreibt, eigene Tests hätten gezeigt, dass die «Secure Pants Ultra» der Grösse L die Flüssigkeit schneller aufsaugen würden als im Gesundheitstipp-Test. Auch Nachkontrollen mit Produkten aus der gleichen Produktionsserie hätten keine Auffälligkeiten ergeben. Essity, Hersteller der Tena-Pants, kritisiert die Testanlage. Auch er verweist auf eigene Tests, die belegen würden, dass die «Pants Plus» Flüssigkeiten besser aufsaugen.
Diese Beiträge zahlt die Krankenkasse
Wer pro Tag zwei bis drei Inkontinenz-hosen benötigt, muss mit Ausgaben von jährlich 2000 bis 3000 Franken rechnen. Bei einem günstigen Modell sind es 700 bis 1000 Franken. Je nach Schweregrad der Inkontinenz zahlt die Grundversicherung der Krankenkasse einen jährlichen Beitrag an die Hilfsmittel:
- Personen mit leichter Inkontinenz (weniger als 1 Deziliter Urinverlust pro 4 Stunden) erhalten keine Vergütung.
- Patienten mit mittlerer Inkontinenz (1 bis 2 Deziliter pro 4 Stunden) erhalten maximal 542 Franken.
- Bei starker Inkontinenz (mehr als 2 Deziliter pro 4 Stunden) liegt der Höchstbetrag bei 1108 Franken.
Diese Beiträge decken die Kosten häufig nicht. Ein Preisvergleich der Produkte kann sich also lohnen. Eine günstige und umweltfreundlichere Alternative zu den gestesteten Pants ist Inkontinenzunterwäsche mit eingenähter Saugeinlage, die man waschen kann.
Mit Beckenbodentraining (siehe Merkblatt unten) lassen sich die Symptome lindern. Auch vermehrtes Trinken kann helfen, weil sich eine volle Blase besser entleert.
So wurde getestet
Der Gesundheitstipp liess zehn Inkontinenzhosen der Grösse L in einem Labor- und in einem Praxistest prüfen. Die Kriterien im Überblick.
Labortest
Die ipi-Institute für Produkt-Markt-Forschung in Stuttgart (D) testeten die Hosen an einer Prüfpuppe. Die Experten liessen portionenweise künstlichen Urin in die Puppe hineinlaufen und massen, wie viel Flüssigkeit die Hosen aufnahmen sowie wann die Saugkapazität erschöpft war und die Flüssigkeit wieder auslief. Das Labor untersuchte zudem an zehn Stellen der Hosen, wie schnell sie die Flüssigkeit aufsaugen. Mit Filterpapier prüften die Experten, wie gut die Hosen die Flüssigkeit im Innern speichern.
Praxistest
18 Männer und Frauen im Alter von 41 bis 90 Jahren – alle von einer mittleren oder schweren Harninkontinenz betroffen – trugen jedes Produkt drei Tage lang. Dann beurteilten sie es anhand eines Fragebogens. Unter anderem beantworteten die Testpersonen folgende Fragen:
- Wie gut saugen die Hosen die Flüssigkeit auf?
- Tritt Urin aus?
- Stimmt die Grösse? Wie gut sitzen die Hosen an Hüfte, Beinen und im Schritt?
- Sind sie bequem und weich? Fühlen sie sich zu dick an? Behalten sie ihre Form?
- Kommt es zu Rötungen oder anderen Hautreizungen? Bleibt die Haut trocken?
- Lassen sich die Hosen einfach an- und ausziehen? Sind Vorder- und Rückseite gut erkennbar? Kann man das Produkt zum Wechseln gut seitlich aufreissen?
- Wie gut binden die Hosen unangenehme Gerüche?
Gratis-Merkblatt: «Beckenboden-Training»
Zum Herunterladen unter www.gesundheitstipp.ch oder zu bestellen bei: Gesundheitstipp, «Beckenboden», Postfach 277, 8024 Zürich.