Die Geschichte von Céline hat die Schweiz aufgerüttelt. Das Mädchen erlitt im Jahr 2008 wegen der Antibabypille Yasmin eine Lungenembolie. Ein Gerinnsel hatte ein Blutgefäss in der Lunge verstopft. Heute ist Céline deshalb schwer behindert. Weltweit wurden zahlreiche ähnliche Fälle bekannt.
Dies hat bei vielen Frauen zu einem Umdenken geführt: Sie wollen die einst hochgejubelten neuen Verhütungspillen wie Yasmin oder Yaz nicht mehr. Das zeigen die aktuellen Zahlen des Herstellerverbands Interpharma. Die Verkaufszahlen der neueren Pillen sinken stetig. Stattdessen greifen Frauen heute wieder häufiger zu älteren, bewährten Pillen, wie Elyfem, Microgynon oder Miranova. Im Jahr 2008 hatten Ärzte nur 171 000 Packungen davon verschrieben. Im letzten Jahr waren es über 420 000 (Grafik).
Fachleute wie die Frauenärztin Lilian Saemann aus Solothurn begrüssen dies: «Es ist sehr gut, dass man die älteren Pillen wieder häufiger verschreibt.» Auch Wolfgang Becker-Brüser von der Fachzeitschrift «Arznei-Telegramm» hält die Pillen mit dem Hormon Levonorgestrel klar für «die erste Wahl».
Der Grund: Die älteren Pillen sind deutlich weniger riskant für die Frauen. Im Schnitt verursachen sie nur halb so oft gefährliche Blutgerinnsel als die neueren Präparate Yasmin, Yaz, Sue oder Suzanne, nämlich bei 24 statt 41 von 100 000 Frauen. Das hat erst kürzlich eine grosse Studie im Fachblatt «British Medical Journal» bestätigt.
Risiko für Gerinnsel sinkt dank älteren Pillen
Der Unterschied fällt ins Gewicht, wie eine Untersuchung in Frankreich zeigte. Dort erstatten die Krankenkassen seit 2013 die Kosten für die neuen Verhütungspillen nicht mehr. Der Verbrauch sank dadurch auf fast die Hälfte, während er bei älteren Pillen um ein Drittel stieg. Mit beeindruckendem Erfolg: Im Vergleich zum Vorjahr erlitten 341 junge Frauen weniger eine gefährliche Lungenembolie.
Laut Frauenärztin Lilian Saemann profitieren besonders jene, die erstmals eine Verhütungspille nehmen oder diese nach einer Pause wieder nehmen. Denn das Risiko für Gerinnsel sei im ersten Jahr am grössten. Kritisch sei auch die erste Zeit nach dem Absetzen. Der Wechsel zu einer weniger riskanten Pille sei für die meisten problemlos möglich. Lilian Saemann: «Nur bei Frauen mit starker Akne oder sehr behaartem Körper sind diese etwas weniger gut geeignet.»
Die Firma Bayer sagt, dass der Nutzen von Pillen wie Yasmin und Yaz grösser sei als deren Risiko. Zudem sei das Risiko für Blutgerinnsel während der Schwangerschaft und im Wochenbett «sehr viel höher» als bei der Einnahme dieser Pillen. Laut Bayer-Mediensprecherin Liliane Pieters ist eine Auswahl an verschiedenen Verhütungsmitteln sinnvoll, weil nicht alle Frauen gleich auf diese reagierten. Spirig Health Care verweist auf die Arzneimittelbehörde Swissmedic. Diese habe «das Wirksamkeits- und Sicherheitsprofil» von Sue und Suzanne bei der Zulassung überprüft und als positiv beurteilt.