Vom Kühlschrank über die Waage bis zur Lampe: Immer mehr Haushaltgeräte kann man per Funk und Handy-App mit dem Internet verbinden. Solche Geräte gibt es auch bei Zahnbürsten – etwa von Hersteller Philips. Bei dessen Bürste «Sonicare Diamond Clean Smart» überwacht angeblich eine App, wie gut man die Zähne reinigt, und zeigt, wie man sie besser putzen kann. Solche Geräte sind teuer: Sie kosten bis zu 250 Franken.
Dieses Geld kann man sich laut Fachleuten sparen. Der Zahnarzt Peter Frei aus Sursee LU sagt: «Solche Zahnbürsten sind nur eine technische Spielerei. Die Zähne werden damit nicht sauberer.» Bei der Zahnreinigung komme es in erster Linie darauf an, dass man lange genug putze, erklärt Zahnärztin Ruth Besimo aus Schwyz. Dafür brauche es keine App: Die Putzzeit könne man auch mit einer normalen elektrischen Zahnbürste programmieren. Hinzu kommt, dass solche Apps sensible Gesundheitsdaten des Benutzers erfassen. Dieser muss damit rechnen, dass seine Daten bei anderen Unternehmen landen (Gesundheitstipp 4/2020).
Für den Gesundheitstipp verglich der Experte Peter Frei verschiedene Typen von Zahnbürsten. Dabei zeigte sich: Eine gute Handzahnbürste genügt, um das Gebiss im Schuss zu halten. Frei sagt, damit könne man die Zähne sauber putzen, sofern man systematisch und gründlich vorgehe. In einem Test des Gesundheitstipp vor anderthalb Jahren war die Qualität der Borsten bei der mittelharten Zahnbürste «Candida Fresh Family» der Migros und der «Beauté Suisse Zahnbürste soft» der Landi am besten (Gesundheitstipp 9/2021).
Eine spezielle Art der Handzahnbürste ist die Single-Brush. Ihr Kopf enthält nur wenige mittelharte oder harte Borsten. Experte Peter Frei empfiehlt Single-Brush-Bürsten nicht fürs ganze Gebiss, sondern nur für gewisse Stellen, zum Beispiel fürs Reinigen der Zähne am hinteren Ende eines Zahnbogens und für Einzelzähne oder Implantate mit Hilfselementen wie Druckknöpfen.
Auch elektrische Bürsten putzen gut
Elektrische Zahnbürsten gibt es in zwei Varianten: Oszillierende Zahnbürsten haben einen runden Bürstenkopf, der sich schnell hin und her dreht. Schallzahnbürsten reinigen die Zähne mit Vibrationen. Sie haben einen länglichen Kopf. Eine Übersichtsstudie des Forschungsnetzwerks Cochrane mit über 5000 Teilnehmern zeigte vor vier Jahren: Mit einer elektrischen Zahnbürste kann man die Zähne etwas besser reinigen als mit einer Handzahnbürste. Der Winterthurer Zahnarzt Peter Zuber sagt, der Typ der Elektrozahnbürste spiele fürs erfolgreiche Reinigen der Zähne keine Rolle. Entscheidend sei vielmehr, wie gut der Benutzer damit zurechtkomme. In einem Test des «K-Tipp» schnitten die oszillierende «Oral-B IO Serie 7N» und die Schallzahnbürste «Trisa Sonic Performance» am besten ab («K-Tipp» 20/2020).
Vollautomatische Geräte taugen nichts
Neuerdings gibt es vollautomatische Zahnbürsten. Ihr halbrundes Mundstück umschliesst alle Zähne des Zahnbogens und reinigt sie gleichzeitig. Laut Hersteller Y-Brush dauert das nur wenige Sekunden. Der deutsche Zahnarzt Jonas Buchholz hat ein vollautomatisches Modell ausprobiert. Sein Fazit: Es sei «gänzlich untauglich». Die schwache Vibration des Gerätes bringe keine Bewegung in die Borsten. Auch Peter Frei rät ab: «Das ist Humbug.»
Es gibt zudem Geräte, mit denen man den Zahnstein selber entfernen kann. Ruth Besimo rät davon ab: «Nur Profis sollten Zahnstein behandeln. Laien können nicht feststellen, ob der gesamte Zahnstein entfernt wurde.» Auch bestehe die Gefahr, dass man sich bei der Anwendung verletze. Hinzu kommt: Zu Hause könne man die Zähne nicht selber polieren, sagt Besimo. Das habe zur Folge, dass sich schneller neuer Zahnstein bilde.
Procter & Gamble, Hersteller der Oral-B-Zahnbürsten, sagt, seine App verbessere das Putzverhalten des Benutzers. Das habe eine eigene Analyse gezeigt. Die App helfe, die Zähne optimal zu reinigen und keine Zone auszulassen. Playbrush sagt, seine gleichnamige App führe dazu, dass man die Zähne länger und gründlicher putze. Das würden «interne Daten» zeigen. Playbrush gebe Daten der Nutzer nicht weiter. Die Firma Y-Brush schreibt, ihr Produkt verfüge über 35 000 Borsten. So erreiche es mehr Bereiche im Mund als andere Geräte.
Lesen Sie im nächsten Gesundheitstipp:Zahnseide, Interdentalbürstchen und Co. – so reinigen Sie die Zwischenräume der Zähne am besten