Kreisforstmeister Samuel Wegmann ist oft im Wald unterwegs. Sein Forstkreis reicht von Uster ZH bis ins steile Tösstal. In der warmen Jahreszeit kennzeichnet er Bäume, die gefällt werden müssen. «Dabei laufe ich oft quer durchs Dickicht», sagt Wegmann. «Dort ist das Risiko, eine Zecke zu erwischen, besonders gross.» Um sich vor Zeckenstichen zu schützen, verwendet der 58-jährige Kreisforstmeister einen Spray mit den Wirkstoffen DEET und Icaridin. Das Mittel trägt er auf Beine und Arme auf. Damit hat er gute Erfahrungen gemacht: «Ich habe weniger Zecken, als wenn ich ohne Spray in den Wald gehe.»
Damit tut sich Kreisforstmeister Wegmann einen guten Dienst. Denn ein Vergleich des Gesundheitstipp zeigt: Zeckensprays mit den Wirkstoffen Icaridin und DEET wirken am besten. Dazu gehören Produkte wie Autan oder Nobite Extreme (siehe Tabelle im PDF). Allerdings kann DEET Kopfschmerzen verursachen und die Haut reizen. Deshalb rät der Zeckenexperte Werner Tischhauser von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Wädenswil ZH von Zeckenschutzmitteln mit DEET ab: «Es gibt genügend Alternativen mit anderen Wirkstoffen.»
Icaridin wirkt gleich gut wie DEET. Das zeigt eine Studie des Zeckenforschers Thomas Kroeber von der Universität Neuchâtel. Icaridin ist aber besser verträglich als DEET. Die Hautärztin Bettina Schlagenhauff aus Küssnacht am Rigi SZ sagt: «Icaridin wird weniger von der Haut aufgenommen und hat geringere Nebenwirkungen.»
Sprays mit dem Wirkstoff Permethrin werden verkauft, um Kleider zu imprägnieren. Werner Tischhauser erklärt: «Permethrin ist ein Nervengift. Es schreckt Zecken nicht ab wie die anderen Zeckensprays, sondern tötet oder lähmt sie.» Für Spaziergänge und Wanderungen ist es laut Tischhauser nicht nötig, die Kleider mit Permethrin zu imprägnieren. Er empfiehlt solche Mittel nur für Extremsituationen, zum Beispiel für die Feldforschung in Gebieten mit besonders vielen Zecken.
Fachleute halten nichts von Ultraschallwellen
Verschiedene Hersteller verkaufen Zeckensprays mit ätherischen Ölen. Die Studie der Universität Neuchâtel zeigt: Diese Mittel wirken drei- bis zehnmal weniger gut als DEET und Icaridin. Dazu kommt: Ätherische Öle sind laut dem Toxikologen Rex FitzGerald von der Universität Basel nicht sicherer als die synthetischen Mittel. Sie können die Haut reizen und Allergien auslösen.
Apotheken verkaufen auch ein Gerät namens Tickless, das Zecken mit Ultraschallwellen vertreiben soll. Fachleute halten davon nichts. Der Zürcher Zeckenexperte Norbert Satz sagt, der Nutzen sei nicht bewiesen.
Lange Hosen und Socken darüberziehen
Werner Tischhauser sagt, die wichtigste Schutzmassnahme sei die Kleidung. Er rät, lange Hosen zu tragen und die Socken über die Hosenbeine zu ziehen. «Personen, die oft draussen aktiv und Zecken ausgesetzt sind, sollten einen Zeckenspray als zusätzlichen Schutz verwenden.» Auch Tischhauser verwendet ein solches Mittel, wenn er in der Natur Zecken erforscht. Allerdings schränkt er ein, es gebe kein Mittel, das für alle Menschen einen umfassenden Schutz bietet. Denn wie anziehend eine Person auf Zecken ist, hänge davon ab, wie der Schweiss zusammengesetzt sei. Und ausserdem, wie man sich in der Natur bewege.
Kreisforstmeister Samuel Wegmann kann das bestätigen. Der Spray schützt laut seinen Erfahrungen nicht hundertprozentig vor Zecken: «Es ist trotzdem unerlässlich, den ganzen Körper am Abend abzusuchen.»
Die Firma Laboratoire Osier, Herstellerin der Nobite-Sprays, sagt, sie habe nie Reklamationen wegen Kopfschmerzen oder anderer Probleme erhalten. Fachleute aus den USA und Kanada hätten DEET als sicher bezeichnet. Hersteller Martec entgegnet, Tests hätten gezeigt, dass ihre Produkte Kik nature und Moski-No «ausgezeichnet» wirken und für die Haut «exzellent» verträglich seien. Die Firma Interlac Suisse sagt, Parakito wirke besser als herkömmliche ätherische Öle. Tickless-Hersteller Vivosan schreibt, Studien hätten bestätigt, dass man sich mit Ultraschall vor Zeckenstichen schützen könne. Allerdings wurden die Studien mit Hunden durchgeführt, nicht mit Menschen.
Tipps: So schützen Sie sich vor Zecken
- Tragen Sie beim Wandern lange Hosen. Ziehen Sie die Socken über die Hosenbeine.
- Bleiben Sie möglichst auf Wanderwegen, meiden Sie Gestrüpp und Unterholz.
- Zeckensprays wirken meist weniger lang, als die Hersteller angeben. Tragen Sie das Mittel nach ein paar Stunden neu auf.
- Suchen Sie nach der Wanderung den ganzen Körper auf Zecken ab.
- Entfernen Sie Zecken mit einer Pinzette. Ziehen Sie sie gleichmässig und gerade aus der Haut.
- Gehen Sie sofort zum Arzt, falls Sie auf der Haut einen grossen roten Fleck bemerken. Das kann ein Zeichen für Borreliose sein.
- Die kostenlose App «Zecke» enthält eine Gefahrenkarte, ein Zeckenstichtagebuch und Tipps. Die App ist in den Läden von Apple und Google erhältlich.