Marc-Ivar Magnus aus Freiburg hat einen zweijährigen Sohn. Der Gesundheitstipp-Leser überlegt sich, für ihn eine Zahnversicherung abzuschliessen. Damit will er sich für den Fall einer möglichen Zahn- oder Kieferkorrektur absichern. Die Krankenkassen bieten teurere und günstigere Varianten an. Marc-Ivar Magnus wollte von der Redaktion des Gesundheitstipp wissen, ob sich eine solche Versicherung lohnt.
Die Antwort lautet: nur in den wenigsten Fällen. Dies zeigt ein Vergleich von Zahnpflegeversicherungen verschiedener Krankenkassen. Der Gesundheitstipp rechnete aus, was die Versicherungen bezahlen, wenn ein Kind, das seit seinem 4. Lebensjahr versichert ist, mit zwölf Jahren eine Zahnspange für 7000 Franken bekommt – und wie viel Prämien die Eltern dann schon bezahlt haben (siehe Tabelle im PDF). Fazit: Die Versicherungen entlasten die Eltern wenig. Mehr noch: Bei einigen Versicherungen zahlen sie sogar drauf. Zahnarzt Peter Zuber aus Wiesendangen ZH sagt: «Die Prämien sind zum Teil höher als die Vergütungen.»
So übernehmen sämtliche Versicherungen bei einer teuren Zahnspange nur einen Teil der Kosten, zwischen 50 und 80 Prozent. Besonders wenig erhalten die Eltern mit dem Modell Dentaplus Light von Helsana: nämlich gerade mal 300 Franken. Grund: Helsana bezahlt jedes Jahr höchstens 300 Franken an eine Behandlung – selbst bei einer teuren Zahnspange. Auch die günstigste Variante der Swica, Denta Stufe 1, bezahlt lediglich 500 Franken an eine Zahnspange. Assura Denta plus vergütet 500 Franken pro versichertes Jahr, nach fünf Jahren also 2500 Franken.
Am grosszügigsten ist Visana: Die teuerste Versicherung, Klasse 10, vergütet 5000 Franken. Die Prämien sind entsprechend teuer: Die Eltern haben vom 4. bis zum 12. Lebensjahr bereits über 5000 Franken an die Kasse überwiesen, bis zum 15. Lebensjahr sind das 7042 Franken.
Dazu kommt: Eine Zahnspange ist nicht mit einer einmaligen Behandlung abgeschlossen. In den drei Folgejahren kommen Kontrollen, Anpassungen der Spange oder Röntgenbilder dazu, das macht nochmals etwa 3000 Franken. Auch hier sind die Unterschiede bei den Leistungen gross: Assura Denta plus zahlt insgesamt 2400 Franken an die Folgekosten. Die teuerste Variante der CSS hingegen übernimmt gerade mal 750 Franken.
Am meisten bringt die Versicherung der Swica
Vergleicht man die Leistungen der Versicherer mit den bezahlten Prämien, zeigt sich: 9 der 11 Angebote entlasten Eltern wenig bis gar nicht. Bei der günstigsten Variante von Helsana und der CSS legen Eltern gar drauf.
Am meisten bringt die Versicherung Denta Stufe 4 der Swica. Eltern zahlen aber auch mit dieser Versicherung noch rund 7000 Franken. Zum Vergleich: Hätten sie nie eine Versicherung abgeschlossen, beliefen sich die Kosten auf 10 000 Franken. Das gilt allerdings nur für den Fall, dass die Eltern die Versicherung wieder kündigen, sobald ihr Kind die Spangenbehandlung abgeschlossen hat.
Die meisten Versicherungen nehmen Kinder auch nur bis zum 5. Lebensjahr ohne Vorabklärung auf, die CSS gar nur bis zum 3. Lebensjahr. Danach ist ein zahnärztliches Attest erforderlich: Stellt der Zahnarzt fest, dass möglicherweise eine Zahnspange nötig ist, schliesst die Versicherung diese Leistung einfach aus dem Vertrag aus. Das passierte Sibylle Basnet aus Wabern BE. Sie schloss für ihre Kinder (5 und 7) nach dem 4. Lebensjahr eine Zahnversicherung ab. Diese hat die Beteiligung an Spangen ausgeschlossen.
Eltern sollten auch gut prüfen, was in der Grundversicherung abgedeckt ist. In seltenen Fällen von Kieferkrankheiten etwa können die Kosten gedeckt sein. Auch Zusatzversicherungen wie Top von Helsana, Diversa von Concordia oder Ambulant Myflex der CSS zahlen Beiträge an Zahnspangen.
Concordia schreibt, es sei üblich, dass einige Versicherte mehr Prämien zahlen würden, als sie Leistungen beziehen. Im Gegenzug seien bei Versicherten mit hohen Kosten die Leistungen höher als die Prämien. Helsana schreibt, jeder Kunde könne selbst wählen, welche Versicherungsvariante für ihn passe. Die Swica empfiehlt eine Beratung, um abzuklären, welche Versicherung sinnvoll ist. Assura schreibt, in der Praxis seien die Prämien meist tiefer, Geschwister etwa erhielten Rabatt. Die meisten Versicherungen gewähren solche Rabatte. Concordia, die Swica, die CSS, Helsana und Visana empfehlen neben der Zahnversicherung eine weitere Zusatzversicherung, um sich gegen die Kosten von Zahnspangen abzusichern.
Tipp: Oft ist eine Spange gar nicht nötig, weil Fehlstellungen sich mit dem Alter auswachsen.
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