Ist natürliche Zahnpasta gesünder als solche mit Fluorid?
Nein. Hersteller von sogenannt natürlichen Zahnpasten werben zwar damit, ihre Produkte würden statt Fluorid Kohle, Kräuter oder kleine Kreide-oder Kalziumpartikel enthalten. Doch um Karies zu vermeiden, braucht es Fluorid. Denn es sorgt dafür, dass sich Mineralien aus derm Speichel im Zahn einlagern und ihn so stärken. Ausserdem verringert Fluorid die Säureproduktion der Plaque-Bakterien. All dies schützt die Zähne vor Karies. Das zeigte vor kurzem eine Studie des Forschernetzwerks Cochrane mit über 11 000 Teilnehmern. Patienten, die Zahnpasta mit Fluorid benutzten, hatten deutlich weniger oft Karies als solche, die Produkte ohne Fluorid verwendeten.
Braucht es zusätzlich ein Fluoridgel?
Nein. Meistens genügt es, die Zähne täglich mindestens zweimal mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta zu putzen – je zwei Minuten lang. Das schützt die Zähne genügend vor Karies. Zu diesem Schluss kam im Jahr 2005 eine Untersuchung der Universität Giessen (D) mit 16 Teilnehmern. Einige von ihnen trugen jede Woche ein hoch dosiertes Fluoridgel auf die Zähne auf, einige nahmen ein niedrig dosiertes Gel, und eine Gruppe benutzte ein Scheinpräparat. Nach drei Wochen waren die Zähne aller Teilnehmer gleich gut vor Karies geschützt.
Putzen elektrische Zahnbürsten besser als Handzahnbürsten?
Ja. Elektrische Zahnbürsten reinigen die Zähne etwas besser als Handzahnbürsten. Das haben Untersuchungen gezeigt. Allerdings kann man die Zähne auch mit einer Handzahnbürste sauber putzen. Wichtig ist, dass man eine Bürste mit weichen Borsten und kurzem Borstenkopf verwendet, damit man alle Zähne gut erreicht.
Sollte man nach einem sauren Essen mit Zähneputzen warten?
Nein. Früher ging man zwar davon aus, dass Fruchtsäfte und Säuren die Zahnoberfläche aufweichen und der Speichel danach die Zähne relativ rasch wieder härtet. Heute weiss man aber, dass das nicht stimmt. Selbst vier Stunden später ist die Oberfläche noch aufgeweicht. Ausserdem greifen Kariesbakterien den Zahn sofort an. Das zeigte im Jahr 2015 eine Studie der Universität Bern mit rund 3000 Patienten. Experten raten deshalb, die Zähne direkt nach dem Essen kurz zu putzen. Das hilft erst noch, das Putzritual stets einzuhalten.
Sollte man die Zahn-bürste bereits nach einem Monat wechseln?
Nein. Solange die Borsten der Zahnbürste gerade stehen und sauber sind, reicht es aus, etwa alle drei Monate eine neue Bürste zu verwenden. Wer den Borstenkopf in einer Plastikhülle aufbewahrt, sollte die Zahnbürste allerdings einmal pro Monat wechseln. Grund: In der geschlossenen Hülle können sich Keime vermehren.
Sollten Kinder Kinderzahnpasta verwenden?
Ja. Kinderzahnpasta enthält weniger Fluorid als Zahnpasta für Erwachsene. Sie ist für kleine Kinder zu empfehlen, weil diese die Zahnpasta noch nicht ausspucken können. Schlucken Kinder in den ersten drei Lebensjahren über längere Zeit Fluorid, können an den Schneidezähnen weisse Flecken entstehen. Zahnärzte sprechen von dentaler Fluorose.
Sobald ein Kind die Zahnpasta ausspucken kann (etwa ab 6 Jahren), sollte es eine Junior-Zahnpasta benutzen. Diese enthält mehr Fluorid und schützt die Zähne besser vor Karies.
Zwischenräume putzen: Ist Zahnseide am besten geeignet?
Nicht immer. Bei gesundem Zahnfleisch und bei den Schneidezähnen hilft Zahnseide zwar gut. So wendet man diese richtig an: Zahnseide in Form eines C um den Zahn legen und auf und ab bewegen – nicht hin und her «sägen». Bei Patienten mit Zahnfleischschwund und für die Stockzähne ist Zahnseide aber weniger gut geeignet. Dann ist es besser, sogenannte Interdentalbürsten zu verwenden: Sie putzen Zwischenräume gründlicher und massieren zudem das Zahnfleisch.
Kann Kalzium im Käse das Zähneputzen ersetzen?
Nein. Das Kauen von Käse oder Kaugummis regt zwar den Speichelfluss an und verdünnt die Säuren im Mundraum. Ausserdem enthält Käse Kasein und Kalzium. Diese Stoffe machen den Zahnschmelz widerstandsfähiger. Doch die Schutzwirkung ist gering.
Hilft es gegen Mundgeruch, wenn man auch die Zunge putzt?
Ja. Das Putzen der Zunge reduziert Mundgeruch. Das zeigt eine Studie des Forschernetzwerks Cochrane Collaboration. Am effektivsten sind Zungenputzer aus Plastik. Das zeigte 2019 eine indische Studie. Allerdings brachten sie den Mundgeruch nicht ganz zum Verschwinden. Zusätzlich hilft es, die Zahnzwischenräume zu reinigen. Auch Mundspülungen gegen geruchsbildende Bakterien wirken gut.
Schaden Zungenpiercings den Zähnen?
Ja. Piercings in der Zunge stossen beim Sprechen und Essen an die Zähne. Das kann im Zahnschmelz Risse verursachen, die sich nicht flicken lassen. Die Zähne werden empfindlicher gegenüber Hitze und Kälte, und es kann Karies entstehen.
Der Experte
Adrian Lussi ist emeritierter Professor und ehemaliger Direktor der Zahnmedizinischen Kliniken der Universität Bern. Er lehrt noch immer an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg (D).