Es muss ja nicht fürs ganze Leben sein: Selbst wenn man nur wenige Wochen auf den Genuss von Alkohol verzichtet, ist dies bereits ein Gewinn für die Gesundheit. Darauf deutet jetzt erstmals ein praktisches Experiment des britischen Wissenschaftsmagazins «New Scientist» hin.
Zehn Mitarbeiter der Zeitschrift – alles «normale» Alkoholkonsumenten – verzichteten während fünf Wochen auf Alkohol, während vier ihrer Kollegen gleich viel tranken wie zuvor. Der Londoner Leber-Spezialist Rajiv Jalan untersuchte vorher und nachher die Leber, Blutwerte und das Gewicht der Teilnehmer.
Das Ergebnis war frappant: Bei den Abstinenten verbesserten sich sämtliche Werte. So sank der Fettanteil der Leber im Schnitt um 15 Prozent. Arzt Rajiv Jalan hält dieses Ergebnis für «sehr aussagekräftig». Denn das Verfetten der Leber sei eine Vorstufe von Leberschäden durch Alkohol. Dank der Abstinenz konnten die Teilnehmer auch besser schlafen, sie fühlten sich wacher und leistungsfähiger.
Jalan war überrascht, dass das Ergebnis schon nach fünf Wochen so deutlich ausgefallen war. Allerdings sei noch einiges unklar – so zum Beispiel, wie lange die positiven Effekte anhalten, wenn man wieder Alkohol trinkt.
Das Trinkverhalten erkennen
Präventivmediziner David Fäh von der Universität Zürich bestätigt, dass ein vorübergehender Verzicht auf Alkohol gesundheitliche Vorteile haben könne, «zum Beispiel um abzunehmen und die Leber zu entfetten». Eine Trinkpause hält Fäh aber vor allem aus psychischen Gründen für sinnvoll: «Sie hilft zu erkennen, ob man bereits ein suchtartiges Trinkverhalten hat.»
Auch die Beratungsstelle «Sucht Schweiz» ist überzeugt: «Während der Trinkpause kann man ergründen, welche Rolle der Alkohol im eigenen Leben spielt.» Allerdings solle ein gelungener Verzicht nicht dazu ermuntern, danach noch mehr zu trinken, so Sprecherin Monique Portner-Helfer.
Mindestens zwei Tage pro Woche ohne Alkohol
Die Grenze von einem genussvollen zu einem riskanten Alkoholkonsum ist schnell überschritten. Fachleute empfehlen deshalb gesunden Männern, nicht mehr als zwei Gläser pro Tag und mindestens zwei alkoholfreie Tage pro Woche. Bei Frauen sollte es bei einem alkoholischen Getränk pro Tag bleiben. Mehr gilt bereits als «risikoreich» – was in der Schweiz bei jedem Fünften zutrifft, so die Zahlen von «Sucht Schweiz».
Für den Körper kann dies verheerende Folgen haben. Denn Alkohol schädigt nicht nur die Leber. Vor allem Hochprozentiges greift auch die Speiseröhre an. Alkohol schädigt zudem die Bauchspeicheldrüse, das Herz und das Gehirn. Und: Mit dem Alkoholkonsum steigt das Risiko für Krebs, zum Beispiel in der Brust und im Darm. Erst kürzlich zeigte eine grosse Studie im britischen Fachblatt «Lancet», wie stark der Konsum von Wodka das Risiko eines 40-Jährigen erhöht, in den nächsten zwanzig Jahren zu sterben: Trinkt er pro Woche weniger als einen halben Liter, beträgt es 16 Prozent – bei mehr als anderthalb Litern 35 Prozent.
Tipps: So setzen Sie sich Grenzen
- Legen Sie mindestens zwei alkoholfreie Tage pro Woche ein.
- Machen Sie eine Liste, welche alkoholfreien Getränke Sie mögen: Es gibt mehr Alternativen als nur Wasser.
- Löschen Sie den Durst nie mit Alkohol.
- Trinken Sie im Restaurant zuerst immer ein alkoholfreies Getränk.
- Bestellen Sie kleine Gläser und trinken Sie langsam.
- Lehnen Sie ab, wenn man Sie zum Trinken drängt oder ungefragt nachschenkt.