Studien zeigen: Trommeln macht glücklich. Trifft das auf Sie zu?
Ja. Der Rhythmus der Trommel erdet mich, wenn das Vibrieren des Instruments durch den Körper geht.
Gibt es dafür eine Erklärung?
Babys im Mutterleib hören den Herzschlag der Mutter. In der Regel schlägt ein Herz 60 bis 80 Mal pro Minute. Diesen Rhythmus assoziiert man mit der Ruhe und Geborgenheit im Mutterleib. Deshalb entspannt das Trommeln.
Welche Wirkung hat es sonst noch?
Beim Spielen werden Glückshormone ausgeschüttet. In der Musiktherapie setzt man das Trommeln zum Beispiel bei Depressionen ein. Es ist zudem ein Hochleistungssport für das Gehirn. Beim Spielen aktiviert man beide Hirnhälften. Gefragt sind Aufmerksamkeit, Konzentration und Geduld.
Kann jeder trommeln?
Ja. Zwar behaupten manche Leute, sie hätten kein Gefühl für den Rhythmus. Doch jeder Mensch war im Mutterleib und hat ein Herz, das im Takt schlägt. Es sind eher Verhaltensmuster, die einem beim Spielen in die Quere kommen. Wir sind es gewohnt, alles kontrollieren zu wollen. Die Herausforderung besteht darin, den Rhythmus fliessen zu lassen.
Sie spielen in vielen Bands, geben Workshops und Unterricht. Stossen Sie da an Ihre Grenzen?
Ja, das kam schon vor. Vor einem Jahr arbeitete ich fast vier Wochen lang ununterbrochen, tagsüber, am Abend und an Wochenenden.
Wie wirkte sich das aus?
Ich bekam einen Tinnitus und musste in den Notfall. Zum Glück gehöre ich zu den Leuten, bei denen solche Ohrgeräusche mit der Zeit weniger werden. Trotzdem trage ich beim Trommeln seither einen Gehörschutz.
Ist ein Gehörschutz beim Trommeln nicht zwingend?
Bei afrikanischen Trommeln ist er nicht üblich. Wer empfindlich ist, sollte sich aber schützen. Weil ich mehrere Stunden am Tag trommle, ist ein Schutz ohnehin sinnvoll.
Hat das Trommeln den Tinnitus ausgelöst?
Nein, die Ursache war laut den Ärzten eine Mischung aus Überarbeitung mit zu wenig Schlaf und ununterbrochener Beschallung.
Seit Jahren reisen Sie oft nach Ghana, um zu trommeln. Warum?
Ich erweitere meine Kenntnisse der ghanaischen Trommelkultur. 1999 habe ich dort gelernt, die landestypischen Trommeln selber zu bauen.
Wurden Sie in Afrika auch mal krank?
Ja, mehrmals. Ich hatte wegen des Essens Magenprobleme und erkrankte an Malaria, obwohl ich die nötigen Medikamente mitgenommen hatte. Bei meinem ersten Aufenthalt bekam ich Durchfall, weil ich beim Wassertrinken zu wenig vorsichtig war.
Zur Person
Willi Hauenstein wuchs in Endingen AG auf und lebt in Freienwil AG. Der gelernte Spengler bildete sich später zum Perkussionisten weiter. Heute unterrichtet er als Musiklehrer, daneben baut er ghanaische Trommeln.