Krieg: Wie vertreibe ich meine Erinnerungen?
«Ich bin während des Zweiten Weltkriegs geboren. Der Krieg in der Ukraine beschäftigt mich stark. Die Bilder von zerstörten Häusern und Bomben erinnern mich an die schlimme Zeit meiner Kindheit. Was kann ich tun?»
Es ist normal, dass die Bilder vom Krieg traumatische Erlebnisse aus der Kindheit wachrufen. Versuchen Sie, diesen schlimmen Erinnerungen schöne Momente aus Ihrem Leben gegenüberzustellen – zum Beispiel eine Reise oder Erlebnisse mit Ihrem Enkelkind. Lassen Sie diese wie einen Film vor dem inneren Auge ablaufen. Oder schreiben Sie diese schönen Erinnerungen für Ihr Enkelkind auf. (Mfr)
Corona: Wie komme ich aus der Depression?
«Zu Beginn der Coronazeit fiel ich in eine Depression. Ich musste Medikamente nehmen und ging zur Therapie. Nach dem Impfen fühlte ich mich wieder viel besser. Doch im Januar kam die Depression zurück. Was soll ich tun?»
Gehen Sie wieder in eine Psychotherapie. Es gibt verschiedene Therapieformen. Wenn Sie ein Mensch sind, der Probleme gern mit dem Verstand löst, dann eignet sich eine kognitive Verhaltenstherapie gut. Dabei arbeitet man an konkreten Problemen aus dem Alltag und sucht dafür mögliche Lösungen. Unter der Internetadresse Psychologie.ch können Sie gezielt nach einem passenden Therapeuten in Ihrer Nähe suchen. (Mfr)
Trauer: Wie kann ich der Schwester helfen?
«Ich mache mir Sorgen um meine Schwester. Sie hatte immer wieder psychische Probleme. Vor einem Monat ist ihr Sohn gestorben. Jetzt zieht sie sich völlig zurück und spricht nicht darüber. Wie kann ich ihr helfen?»
Lassen Sie die Beziehung zu Ihrer Schwester nicht abreissen, auch wenn sie im Moment nicht über den Tod sprechen will oder kann. Laden Sie sie dazu ein, etwas gemeinsam zu unternehmen, was Ihnen beiden früher Freude machte: ein gemeinsamer Ausflug, zusammen kochen oder einen Kuchen backen. Sie müssen nicht unbedingt über den Tod des Sohns sprechen. Erzählen Sie ihr Ihre schönsten Erlebnisse mit dem Sohn, oder reden Sie über etwas ganz anderes. Jeder geht anders mit Trauer um. Auch Verdrängen kann eine hilfreiche Strategie sein, um den Schmerz besser zu ertragen. (Mfr)
Ansteckungsangst: Was kann ich dagegen tun?
«Wegen Corona ist mein Alltag schwierig geworden, und ich weine oft. Ich treffe mich kaum mehr mit Freunden oder den Enkeln – denn ich habe grosse Angst, mich oder meinen 90-jährigen Vater anzustecken. Was kann ich dagegen tun?»
Den ersten Schritt haben Sie bereits gemacht: Sie sind sich Ihrer Ängste bewusst. Jetzt geht es darum, dass Sie sich von diesen Gefühlen nicht überwältigen lassen. Hilfreich ist es, mit Freunden oder Bekannten über die Ängste zu reden. Überlegen Sie sich zudem, in welchen Situationen Sie in Ihrem Leben Angst bereits erfolgreich bekämpft haben. So werden Sie sich Ihrer Fähigkeiten bewusst, mit schwierigen Situationen umzugehen. Eine Psychotherapie kann Sie dabei unterstützen. (als)
Lustlosigkeit: Habe ich eine Depression?
«Seit Dezember vernachlässige ich, 82, immer häufiger meine Körperpflege. Ich dusche nicht mehr regelmässig und putze die Zähne nicht. Treffen mit Kolleginnen sage ich häufig ab und sitze nur noch vor dem Fernseher. Ist das eine Depression, auch wenn ich keine Suizidgedanken habe?»
Ja, das ist gut möglich. Eine Depression hat nicht immer Suizidgedanken zur Folge. Typisch ist, dass sich Betroffene antriebs- und lustlos fühlen und sich immer mehr zurückziehen. Das verschlimmert das Problem. Versuchen Sie, einfache Aktivitäten im Alltag aufrechtzuerhalten: Gehen Sie täglich nach draussen, zum Beispiel um einzukaufen. Rufen Sie jemanden an, oder verabreden Sie sich zu einem Spaziergang. Hilfe für ältere Menschen gibt es auch bei der Beratungsstelle der Pro Senectute unter der Telefonnummer 058 591 15 15 oder der Dargebotenen Hand unter der Telefonnummer 143. (sp)
Zahlungsunfähig: Hat mein Sohn Hilfe zugut?
«Unser Sohn, 45, musste mehrmals wegen Depressionen und Panikattacken in die Klinik. Heute arbeitet er Teilzeit. Wir bezahlen immer wieder Rechnungen für ihn. Das belastet uns. Müssen wir das weiter tun?»
Nein. Sie sind nicht verpflichtet, die Rechnungen für Ihren erwachsenen Sohn zu bezahlen. Suchen Sie das Gespräch mit ihm. Erklären Sie ihm, dass Sie sich Sorgen um ihn machen. Sagen Sie ihm auch, dass Sie nicht mehr bereit sind, ihm immer wieder Geld zu geben. Wenn der Sohn wegen der psychischen Krankheit nur teilweise arbeitsfähig ist, sollte er sich bei der Invalidenversicherung anmelden. (Mfr)
Die Experten
- Michael Freudiger (Mfr), Psychotherapeut und Notfallpsychologe, Winterthur ZH
- Anne-Lise Schneider (als), Notfallpsychologin, Zürich
- Sabina Pedroli (sp), Psychotherapeutin und Notfallpsychologin, Zürich