Zweimal in der Woche geht Maureen Styger aus Zürich ins Fitnessstudio. Am Dienstag absolviert sie jeweils ein Krafttraining an den Geräten, am Freitag trainiert sie in der Gruppe. Die 80-Jährige sagt: «Das Training bringt mir körperlich viel.» Sie sei fitter als manch jüngere Bekannte, könne noch reisen und den Haushalt selbst erledigen.
Fitnesscenter haben die Senioren als Kundengruppe entdeckt. Viele bieten speziell auf sie abgestimmte Trainings und Abos an. Das Zürcher Fitnessstudio David Gym verspricht auf seiner Website: «Richtig dosiertes Training beeinflusst das biologische Alter positiv und garantiert eine hohe Lebensqualität.» Allerdings können Senioren nicht in allen Studios trainieren, wann sie wollen. Vielerorts ist das Seniorenabo nur bis 17 Uhr gültig. Kommt dazu: Das Schwitzen im Studio hat seinen Preis. Ein Jahresabo kostet bis zu 1000 Franken.
Laut Experten können sich Senioren dieses Geld sparen. Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser sagt: «Man kann alles daheim trainieren.» Fitnessberater Fritz Bebie aus Erlenbach ZH teilt diese Meinung: Regelmässiges Trainieren lohne sich grundsätzlich. Denn fitte Senioren würden seltener stürzen. Bebie: «Übungen, die Kraft aufbauen sowie Koordination und Beweglichkeit verbessern, erhalten die Lebensqualität bis ins hohe Alter.» Damit seien sie fähig, Treppen zu steigen, Einkaufstaschen nach Hause zu tragen, aus der Badewanne zu steigen und ihre Hobbys weiterhin zu betreiben. Bebie empfiehlt Senioren, vor allem an der Kraft in den Beinen und am Gleichgewicht zu arbeiten. Bebie: «Wer das Gleichgewicht verliert, verliert die Selbständigkeit.»
Beim Zähneputzen das Gleichgewicht schulen
Untersuchungen bestätigen: Im Alter kann Ausdauer- und Krafttraining die Lebensqualität steigern oder erhalten. Das belegt eine US-Studie mit 1600 Teilnehmern von 70 bis 90 Jahren: Wer Fitness macht, wird seltener invalid. Zudem erholen sich trainierte Senioren nach einer Operation besser. Die Hälfte der Senioren hatte dreieinhalb Jahre lang ein Training absolviert, das aus Gehen und Gewichtheben bestand. Die andere Hälfte machte gar nichts. Die Studie erschien 2016 im Fachmagazin «Annals of Internal Medicine».
Für das Training zu Hause braucht es nur wenige Hilfsmittel. Der Gesundheitstipp hat Übungen zusammengestellt (siehe Merkblatt). Arzt Thomas Walser empfiehlt, dass man zum Beispiel täglich mit Hanteln oder dem Theraband trainiert: «Ein leichter Widerstand reicht aus.» Zentral sei, dass man regelmässig trainiere, «am besten jeden Abend vor dem Schlafengehen».
Auch Fritz Bebie schlägt Übungen vor, die sich in den Alltag integrieren lassen. «Nehmen Sie die Treppe und steigen Sie einen Stock höher als nötig», sagt er. Das baue die Kraft in den Oberschenkeln auf. Das Gleichgewicht schule man, indem man beim Zähneputzen abwechselnd auf einem Bein stehe.
Gratis-Merkblatt: «Übungen für Gleichgewicht und Kraft»
Zum Herunterladen unter www.gesundheitstipp.ch oder zu bestellen bei:
Gesundheitstipp, «Gleichgewicht und Kraft», Postfach 277, 8024 Zürich.