Der Walliser Roger Kalbermatten war früher stark übergewichtig. Nun hat er seine Ernährung umgestellt und abgenommen: «Ich esse jetzt weniger Schweinefleisch», berichtet der 52-Jährige in der Strassenumfrage des Gesundheitstipp.
Kalbermatten ist kein Einzelfall: Wer weniger Fleisch isst, lebt gesünder. Immer mehr Studien kommen zum Schluss, dass ein grosser Fleischkonsum zu einem hohen Körpergewicht führt. Laut einer aktuellen US-Studie sind regelmässige Fleischesser im Durchschnitt übergewichtig. Sie haben einen Body-Mass-Index von 28,8 (Tabelle im PDF). Das entspricht bei einer Körpergrösse von 1,80 Meter einem Gewicht von gegen 95 Kilo. Veganer, die sich ausschliesslich von Produkten aus Pflanzen ernähren, haben einen Body-Mass-Index von lediglich 23,6: Sie sind normalgewichtig. Auch eine ältere Studie mit über 55 000 schwedischen Frauen kam zu einem ähnlichen Ergebnis.
Die Erklärung dafür: Nahrung aus Pflanzen füllt den Bauch und liefert bei gleichem Volumen weniger Kalorien als Fleisch.
Vegetarier sind aber nicht nur schlanker, sondern auch gesünder als regelmässige Fleischesser. Sie bekommen zum Beispiel weniger oft Diabetes. Auch das fanden US-Forscher heraus. Sie stellten fest, dass innert knapp sechs Jahren 76 von 1000 Fleischessern an Diabetes erkrankten. Bei den Vegetariern und Veganern waren es nur halb so viele.
Ballaststoffe senken das Risiko für Diabetes
Ein Grund dafür ist, dass Vegetarier weniger oft übergewichtig sind. Ein anderer, dass sie mehr Ballaststoffe essen, die in Früchten, Gemüse, Nüssen, Hülsenfrüchten und Haferflocken vorkommen. Ballaststoffe lassen den Blutzuckerspiegel langsamer und schwächer ansteigen.
Auch die Fette im Speiseplan der Vegetarier verringern das Risiko für Diabetes. Vegetarier nehmen Fette meist in Form von Nüssen, Pflanzenölen, Avocados oder Oliven auf. Diese gesunden, ungesättigten Fette kann der Körper gut verwerten. Sie halten die Gefässe auch geschmeidig.
Anders tierische, gesättigte Fette, etwa in Wurst und Butter: Sie können sich in den Gefässen ablagern, diese verengen und im schlimmsten Fall zu einem Herzinfarkt führen. Der Präventivmediziner David Fäh von der Berner Fachhochschule erklärt: «Wer die ungesunden durch gesunde Fette ersetzt, senkt das Risiko für Diabetes und andere chronische Krankheiten.»
Bei Walter Diener (77) aus Herrliberg ZH kommt Fleisch noch dreimal pro Woche auf den Tisch. Sein Arzt hat ihm empfohlen, weniger Fleisch zu essen. Wer sich daran hält, leidet seltener an Wohlstandskrankheiten: Vegetarier haben weniger Probleme mit Bauchfett und hohem Blutdruck, mit Insulinresistenz und Fettstoffwechsel. All diese Beschwerden sind unter dem Begriff metabolisches Syndrom zusammengefasst.
Auch das Krebsrisiko sinkt
Wer weniger Fleisch isst, schützt sich auch vor Krebs. Eine neue italienische Übersichtsstudie zeigt, dass Veganer 15 Prozent weniger oft an Krebs erkranken als regelmässige Fleischesser. Eine britische Studie mit über 60 000 Teilnehmern kam zu einem ähnlichen Schluss.
Vor allem verarbeitetes Fleisch wie Würste, Schinken oder Salami sind problematisch. Pökelsalz enthält Nitrit. Dieser Stoff wandelt sich im Körper zu Nitrosaminen um. Das sind Stoffe, die das Krebsrisiko erhöhen können. Auch Muskelfleisch ist riskant. David Fäh: «Wenn man Fleisch hoch erhitzt, etwa beim Grillieren, entstehen Stoffe, die Krebs möglicherweise begünstigen.» Weil Vegetarier und Veganer mehr Früchte und Gemüse essen, verringern sie ihr Risiko zusätzlich. Denn Früchte und Gemüse enthalten Pflanzenstoffe, welche die Zellen gegen Krebs schützen.
Fachleute vermuten, dass Vegetarier auch deshalb gesünder sind als Fleischesser, weil sie sich mehr bewegen, weniger rauchen und weniger trinken. Doch das stimmt nur zum Teil. Laut US-Forschern ist die Ernährung wichtiger: Veganer hatten auch dann einen tieferen Blutdruck als Fleischesser, wenn sie weniger Sport trieben.
Roger Kalbermatten, 52, Saas Fee VS
«Ja, ich esse immer noch fünfmal pro Woche Fleisch, greife aber oft zu Poulet und Fisch. Früher ass ich viel Schweinefleisch. Dann habe ich meine Ernährung umgestellt und stark abgenommen.»
Judith Eigenmann, 55, Thun BE
«Nicht oft, denn meine Ärztin empfahl mir, nur selten Fleisch und fette Milchprodukte zu essen. Ich vertrage tierische Fette schlecht. Einmal pro Woche esse ich aber Fleisch oder Fisch.»
Serge Conzett, 53, Zürich
«Selten. Ich esse viel Gemüse, viele Früchte und zweimal pro Woche Fisch. Wenn ich Fleisch esse, ist es oft Poulet. Ganz verzichte ich nicht auf rotes Fleisch, aber ich achte darauf, dass es biologisch produziert ist.»
Walter Diener, 77, Herrliberg ZH
«Ja, bei uns kommt Fleisch dreimal pro Woche auf den Tisch. Ich könnte mir vorstellen, auch weniger davon zu essen. Generell ernähre ich mich gesund. Zum Beispiel jeden Morgen mit Früchten und einem Vollkornmüesli.»
Miriam Bastian, 28, Zürich
«Nein, ich versuche mich seit einiger Zeit vegan zu ernähren. Früher ass ich recht viel Brot und Käse. Jetzt bereite ich oft Linsen- oder Pastasalat und Brot mit veganem Aufstrich zu. Die Umstellung tut mir gut: Ich habe seither eine viel reinere Haut.»
Margrit Ramseyer, 57, Zürich
«Ja, ich esse mehrmals pro Woche Fleisch, weil ich es mag. Ich finde, das ist natürlicher als auf Fleisch zu verzichten und dafür Tabletten zu schlucken. Ein T-Bone-Steak kommt mir aber nicht auf den Teller – das wäre mir zu viel.»