Eigentlich ist das Pestizid Ethoxyquin seit sechs Jahren in der EU und in der Schweiz verboten. Produzenten dürfen zum Beispiel keine Birnen mehr damit behandeln, um braune Flecken zu bekämpfen. Der Grund: Es ist nicht geklärt, wie riskant der Stoff für Mensch und Umwelt ist. Es gibt Hinweise, dass er Krebs erzeugen könnte und den Stoffwechsel der Leber stört. Trotzdem landet das Gift noch immer auf dem Teller – in Fischen aus Zuchtbetrieben.
Lachs aus Norwegen am stärksten belastet
Das zeigt der Test des Gesundheitstipp. Von 20 Speisefischen waren nur 3 frei von Ethoxyquin und seinen Abbauprodukten (siehe Tabelle). Am meisten des Giftstoffs enthielten die Lachse aus Norwegen mit bis zu 671 Mikrogramm pro Kilo. Schweizer Forellen aus konventionellen Zuchten sind keine Alternative: In den Brüggli-Forellen aus Sattel SZ fand das Labor 150 Mikrogramm pro Kilo. In den Forellenfilets der Fischzucht Hebeisen im Berner Jura waren es gut 90 Mikrogramm. Irritierend: Hebeisen schreibt im Internet, man produziere bewusst keine Biofische – sie würden auch so «einen Grossteil der Anforderungen» von Bio Suisse erfüllen.
Ethoxyquin gelangt über das Futter in die Fische. Die Hersteller dürfen den Stoff dem Fischmehl beimischen, um es zu konservieren. Mit solchem Futter mästen die Züchter vor allem Raubfische wie Lachs, Wolfsbarsch, Forelle und Dorade. In Bio-Futter ist der Stoff nicht erlaubt.
Das schlägt sich auch im Test nieder: Die Bio-Blausee-Forellen aus dem Coop in Bern und die Bio-Doraden der Migros Zürich enthielten kein Ethoxyquin. In den Bio-Lachsen der Grossverteiler fand das Labor nur kleine Mengen von 10 bzw. 17 Mikrogramm pro Kilogramm. Susanne Hagen vom Verein Fair-Fish sagt: «Das Resultat zeigt, dass bio auf jeden Fall die bessere Wahl ist.»
Doraden enthielten am wenigsten Gift
Bei den vier getesteten Fischarten schnitten die Doraden am besten ab. Ein möglicher Grund, so WWF-Fischexpertin Corina Gyssler: «Ethoxyquin lagert sich vor allem im Fettgewebe ab.» Davon haben Doraden weniger als zum Beispiel Lachse. Zudem würden Doraden teils mit Sojamehl und -öl gefüttert, auch weil das billiger sei. Sämtliche Doraden erreichten Werte unter 50 Mikrogramm.
Dies ist der Höchstwert, der für fast alle Lebensmittel gilt, etwa für Fleisch. Laut dem deutschen Toxikologen Edmund Maser von der Uni Kiel sollte der Höchstwert von 50 Mikrogramm pro Kilo auch für Fische gelten. Für sie existiert bis jetzt keine Höchstgrenze. Die erlaubte Menge müsste aber nicht nur Ethoxyquin, sondern auch sein Abbauprodukt Ethoxyquin-Dimer einschliessen. Es macht den Hauptteil der nachgewiesenen Werte im Fisch aus. «Es gibt Hinweise, dass es genauso toxisch ist», so Maser.
Für Susanne Hagen von Fair-Fish ist klar: «Ethoxyquin gehört nicht in Lebensmittel.» Der Stoff sollte nicht länger als Zusatzstoff in Tierfutter erlaubt sein. Genau dies diskutiert zurzeit die europäische Agentur für Lebensmittelsicherheit EFSA. Der Entscheid ist auf Ende Juli geplant.
Laut den Herstellern entsprechen die Produkte den gesetzlichen Vorgaben und würden die Gesundheit nicht akut gefährden. Gemäss Coop und Migros können Bio-Futtermittel unerwünschte Verunreinigungen enthalten, da sie in denselben Anlagen hergestellt werden wie andere Futtermittel.
Fischhändler Dörig & Brandl schreibt, er halte sich an den Höchstwert für Fleisch. Aldi richtet sich nach einem eigenen Höchstwert von 150 Mikrogramm und will in Zukunft ganz auf Ethoxyquin verzichten. Brüggli-Forellen schreibt, man würde mit dem Futterlieferanten «intensiv an einer Lösung arbeiten». Der Anteil an Fischmehl sei bereits «drastisch reduziert» und würde bald weiter sinken. Auch Manor vertraut darauf, dass ihr Lieferant Hebeisen die Rückstände weiter minimiert. Denner schreibt, dass die Tests des Lieferanten stets viel tiefere Werte zeigen würden.