Der Schauspieler Sky du Mont wirbt am Radio für Exit. Jeder solle selbst über den Todeszeitpunkt entscheiden dürfen, findet du Mont. Das sehen immer mehr Menschen ähnlich: Im letzten Jahr führte Exit über 900 Freitodbegleitungen durch – fast 200 mehr als zwei Jahre zuvor. Auch Dignitas, Eternal Spirit und Ex International bieten ihre Dienste an.
Ein Vergleich des Gesundheitstipp zeigt: Die vier Organisationen unterscheiden sich stark voneinander. Das beginnt bei den Kosten: Bei Exit ist die Freitodbegleitung nach drei Jahren Mitgliedschaft gratis. Die Mitgliedschaft kostet 45 Franken im Jahr oder 1100 Franken für das ganze Leben. Dignitas berechnet 2500 Franken für die Freitodbegleitung, Eternal Spirit 4000 Franken. Am teuersten ist die Sterbehilfe bei Ex International – weil der Verein nur Sterbewillige aus dem Ausland berücksichtigt.
Alle Sterbehilfe-Organisationen reichen den Giftbecher auch psychisch Kranken. Der Arzt Daniel Tapernoux, Vorstandsmitglied von SPO Patientenschutz, sagt dazu: «Bei psychisch Kranken sollten die Sterbehelfer sehr zurückhaltend sein.» Viele Depressive seien nach einem Suizidversuch froh, dass sie überlebt haben.
Grosse Unterschiede bei der Ausbildungsdauer
Wichtig ist, dass die Sterbehelfer gut ausgebildet sind. Denn ein Suizid ist eine heikle Situation, auch für die Angehörigen. Viele von ihnen leiden nach dem Freitod an einer posttraumatischen Belastungsstörung. Das zeigt eine Studie aus dem Jahr 2012 im Fachblatt «European Psychiatry». Bei Eternal Spirit dauert die Ausbildung der Sterbehelfer nur drei bis vier Tage. Bei Exit und Dignitas dauert sie ein bis zwei Jahre.
Grosse Unterschiede gibts auch bei der Organisation. Der Ethiker Heinz Rüegger vom Institut Neumünster in Zürich sagt: «Exit ist die grösste, professionellste und transparenteste Suizidhilfe-Organisation.» Exit sei demokratisch aufgebaut. Die anderen Vereine seien stärker von ihren Führungspersonen dominiert.
Exit ist die einzige Organisation, die über eine Kommission mit Ethik-Spezialisten verfügt. Diese beraten die Sterbehelfer bei schwierigen Fällen. Zwei der fünf Mitglieder sind Exit-Kaderleute. Das findet der Arzt Daniel Tapernoux ungünstig: «Es müssten unabhängige Personen sein.» Bei Eternal Spirit kontrolliert ein Stiftungsrat alle Fälle. Er besteht neben Gründerin Erika Preisig aus einem Fahrlehrer und einem Juristen. Das sei kein genügender Ersatz für eine Ethik-Kommission, sagt Tapernoux.
Exit sagt zur Kritik der Fachleute, der Verein begleite «nur selten» psychisch Kranke beim Freitod. Es handle sich um Schwerstkranke mit nachhaltigem Sterbewunsch. Exit könne bei der Ethik-Kommission nicht auf die Erfahrung von «internen Spezialisten» verzichten. Dignitas entgegnet, die Studie, die zeigt, dass Angehörige nach dem Freitod traumatisiert sind, sei nicht repräsentativ. Dignitas setze immer zwei Freitodbegleiterinnen ein. Eine davon kümmere sich besonders um die Angehörigen.
«Fachperson klärt die Urteilsfähigkeit ab»
Eternal-Sprit-Gründerin Erika Preisig sagt, sie würde ihre Organisation gerne personell breiter abstützen und auch eine Ethikkommission zusammenstellen. Es sei jedoch schwierig, geeignete Personen zu finden. Eternal Spirit verlange in jedem Fall, dass die sterbewilligen Mitglieder ihre Angehörigen informieren. Psychisch Kranke kommen laut Preisig für eine Freitodbegleitung nur in Frage, wenn ein Psychiater ihre Urteilsfähigkeit schriftlich bestätigt.
Ex International schreibt, eine unabhängige Fachperson entscheide in jedem Fall, ob die Klienten urteilsfähig sind. Bei seelischen Problemen verweise Ex International die Angehörigen an geeignete Stellen, zum Beispiel an eine Selbsthilfegruppe. Ex International sei ein kleiner Verein und deshalb bezüglich der Organisationsstruktur nicht mit Exit vergleichbar. Ex International habe aus finanziellen Gründen keine permanente Ethikkommission, ziehe jedoch bei Bedarf Fachleute bei.
Dargebotene Hand hilft bei Suizidgedanken
- Wer sich in Gedanken mit dem Freitod auseinandersetzt, kann bei verschiedenen Stellen Hilfe bekommen:
- Beratung bei Lebenskrisen erhalten Sie bei der Dargebotenen Hand (Telefon 143).
- Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über Alternativen zum Suizid, zum Beispiel Therapien gegen Schmerzen oder eine Psychotherapie.
- Wenn Sie sich in Kenntnis der Alternativen für den Suizid entscheiden, lassen Sie sich nicht nur von einer Sterbehilfeorganisation beraten, sondern auch von unabhängigen Fachleuten.
- Falls Sie sich für die Sterbebegleitung entscheiden, haben Sie das Recht, bis zum letzten Moment Ihre Meinung zu ändern.