Cystinol sei «das» pflanzliche Mittel gegen eine Blasenentzündung: Es hemme die Entzündung und bekämpfe die Bakterien. So wirbt Hersteller Medinova im Internet für sein Präparat. Es enthält einen alkoholischen Extrakt aus Blättern der Bärentraube.
Studien: Kaum Beweise für den Nutzen
Eine deutsche Studie stellt dieses Werbeversprechen nun aber infrage. Forscher der Uni Würzburg (D) verglichen die Wirkung eines solchen Extrakts mit derjenigen eines Antibiotikums. Sie behandelten rund 300 Frauen eine Woche lang entweder mit einem Antibiotikum oder dem Extrakt und prüften, ob beide Teilnehmergruppen danach nochmals Antibiotika brauchten. Resultat: Zwar war der Verbrauch an Antibiotika in der Gruppe mit Extrakt nachher etwas geringer, die Patientinnen hatten aber häufiger Beschwerden wie Fieber oder gar eine Nierenbeckenentzündung. Sie benötigten auch viel mehr Schmerzmittel. Fazit der Autoren im Fachblatt «Clinical Microbioloagy and Infection»: Den Extrakt sollte man nicht uneingeschränkt einsetzen.
Die Fachzeitschrift «Arznei-Telegramm» beurteilt solche Präparate ebenfalls kritisch. 2019 habe eine weitere Studie keine Hinweise gefunden, dass die Extrakte die Beschwerden lindern können. Deren Nutzen sei damit «weiterhin nicht belegt». Die europäische Arzneimittelbehörde hatte schon 2018 bemängelt, dass Daten fehlten, um die Extrakte zu beurteilen. Die Behörde warnt, dass eine langfristige Einnahme möglicherweise zu einer chronischen Störung der Leberfunktion führe. Auch hätten Versuche an Tieren gezeigt, dass gewisse Substanzen Krebs auslösen könnten. Die Experten von «Arznei-Telegramm» kommen zum Schluss: «Angesichts der Risiken raten wir von der Einnahme ab.»
Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser rät Patientinnen mit Blasenentzündung, generell viel Wasser und Tee zu trinken, am besten zwei bis drei Liter pro Tag. Fertige Nierentees sollten Betroffene nicht länger als zwei Woche trinken. «Alkoholische Getränke, Kaffee und Schwarztee sollten Patientinnen meiden, sie reizen die Blase», sagt Walser. Wenn die Beschwerden nach zwei Tagen nicht bessern, sollten Patientinnen zum Arzt gehen. Fieber, Schüttelfrost und seitliche Schmerzen sind ein Hinweis auf eine gefährliche Nierenbeckenentzündung.
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