Wenn Therese Moser-Rønning Weihnachtsguetsli bäckt, duftet es im ganzen Haus. Die Lieblingsguetsli der gebürtigen Norwegerin sind Pfefferkuchen (Rezept rechts). «Das Backen dauert meist den ganzen Tag, die Kinder helfen mit», sagt die Kochbuchautorin aus Kriens LU. Am Vortag bereitet sie den Teig aus Zucker, Butter, Mehl und Gewürzen zu, am nächsten Tag das Gebäck: «Guetsli stellen Norweger erst an Heiligabend auf. Gäste, die über die Festtage zu Besuch kommen, dürfen probieren.» Pfefferkuchen sind dünn, knusprig und schmecken nach Zimt, Ingwer und Nelken. Wer es süss mag, verziert sie mit Zuckerglasur. Moser-Rønning lässt sie manchmal weg: «Mit Blauschimmelkäse schmecken die Guetsli hervorragend zum Apéro.»
Wer einmal etwas anderes als Anis-Chräbeli und Zimtsterne backen möchte, findet in ganz Europa lokale Guetsli-Rezepte (siehe auch Merkblatt). Die Zutaten sind ähnlich wie bei uns. Auch Weihnachtsgewürze wie Zimt und Nüsse gehören dazu.
Trotzdem liefern solche Guetsli neue Ideen: So sind etwa die schwedischen Julkuchen nicht nur mit Zimt und Zucker bestreut, sondern auch mit etwas Salz. Und in Dänemark sind manche Guetsli frittiert, etwa die Klejner. Lore Bruun ist in Dänemark geboren und wohnt heute in Bern. Sie sagt: «Die Klejner schmeckern hervorragend zum Apéro, weil sie nicht so süss sind.» Das Gewürz Kardamom gibt ihnen ein exotisches Aroma.
Weihnachtsgebäck ist zwar meist nahrhaft. Doch Ernährungsberaterin Beatrice Fischer aus Kehrsatz BE sagt: «Guetsli haben durchaus auch sehr gesunde Zutaten.» Zimt, ein typisches Weihnachtsgewürz, entspannt die Muskeln und kann den Blutzucker senken.
Viele Guetsli enthalten Nüsse, etwa die ungarischen Baumnusspralinés Szaloncukor. Fischer: «Sie enthalten viele Omega-3-Fettsäuren. Das wirkt sich positiv auf das Herz-Kreislauf-System aus und senkt das Cholesterin.» Ausserdem enthalten Baumnüsse fast doppelt so viele Antioxidantien wie andere Nüsse. Diese gesunden Stoffe schützen die Zellen vor Schäden. Umhüllt sind die Pralinés von schwarzer Schokolade.
Dänemark: Klejner (kleine Guetsli)
Am ersten Adventssonntag haben Guetsli in Dänemark Premiere: Familie und Freunde laden sich gegenseitig zu einem Hygge-Nachmittag ein, bei dem man die Guetsli kostet. Lore Bruun ist in Kopenhagen aufgewachsen und lebt seit vielen Jahren in der Schweiz. Eines ihrer Lieblingsrezepte sind Klejner – Ausbackguetsli mit Kardamom: «Sie schmecken auch zum Apéro.»
Österreich: Vanillekipferl
Sie sind süss, gebogen und in Österreich wohl das beliebteste Weihnachtsguetsli: Vanillekipferl. Allerdings erfordert es etwas Geschick, sie herzustellen. Gerlinde Hauri, gebürtige Österreicherin und wohnhaft in Zürich, erklärt: «Die Butter muss ganz kalt sein, wenn man den Teig verarbeitet, sonst klebt er wie Leim.» Sie nimmt den Teig portionenweise aus dem Kühlschrank, um die Kipferl zu formen.
Ungarn: Szaloncukor (Baumnuss-Orangen-Pralinés)
Weihnachtsguetsli gibt es in Ungarn nicht – dafür eine andere, typische Weihnachtssüssigkeit: Szaloncukor – Salonzucker. Das sind Pralinés mit einer Füllung aus Marzipan, Gelee oder Nüssen, ummantelt mit schwarzer Schokolade. Gabriel Moldovànyi aus Reinach AG hat ungarische Wurzeln und sagt: «Man verpackt die Stückchen in bunte Papierchen und hängt sie an den Christbaum.»
Spanien: Polvorones
Spanien kennt nur wenige traditionelle Weihnachtsguetsli. Dazu gehören die Polvorones (übersetzt: die «Staubigen»). Sie werden aus Mehl, Butter, Zucker und Mandeln gebacken. Danach wickelt man sie einzeln in farbige Papierchen. Wenn die Guetsli allzu trocken sind, hilft ein Trick: Vor dem Auspacken knetet man sie im Papierchen gut durch. Dann werden sie kompakter.
Griechenland: Melomakarona (Honig-Olivenöl-Guetsli)
Griechenland ist berühmt für seine Oliven und seinen Honig. Das spiegelt sich in den beliebten Weihnachtsguetsli, den Melomakarona. Sie bestehen aus Olivenöl, Honig und Orangen. Wenn sie fertig gebacken sind, taucht man die knusprigen Guetsli noch warm in einen Zuckersirup, der mit Orangen und Zimt aromatisiert ist, und bestreut sie mit gehackten Baumnüssen.
Holland: Kerstkransjes (Weihnachtskränze)
In Holland hängen am Weihnachtsbaum nicht nur Kugeln und Kerzen. Auch die Kerstkransjes gehören zum holländischen Baumschmuck. Die runden Guetsli mit einem Loch sind meist mit Mandelplättchen belegt. Wolfram Peper stammt aus Holland und lebt heute in Adliswil ZH. Er erinnert sich: «Meine Mutter backte die Kerstkransjes selber. Jedes Kind durfte pro Tag genau ein Guetsli essen.»
Schweden: Julkuchen
An Heiligabend wird in Schweden gross aufgetischt. Am Julbord, dem Weihnachtsbuffet, warten viele Köstlichkeiten. Besonders gern mögen die Schweden Zimt. Reichlich vertreten ist er auf den Julkuchen, eine Art Mürbeteigguetsli. Das Besondere daran: Die Guetsli sind nicht nur mit Zucker und Zimt, sondern auch mit etwas Salz bestreut.
Norwegische Pfefferkuchen
Für 4 Bleche
1,5 dl heller Zuckerrübensirup
oder Melasse
270 g Rohrzucker
250 g Butter
1,5 dl Halbrahm
600 g Mehl
1 TL Nelkenpulver
1 TL Ingwerpulver
2,5 TL Zimt
1,5 TL Backpulver
Zuckerrübensirup oder Melasse, Zucker und Butter in eine Pfanne geben und aufwärmen, bis der Zucker geschmolzen ist. Die Pfanne sofort vom Herd nehmen und die Masse abkühlen lassen. Rahm darunterziehen. Mehl, Gewürze und Backpulver ebenfalls dazumischen. Es soll ein fester Teig entstehen. Den Teig mit einer Plastikfolie abdecken und über Nacht im Kühlschrank lassen.
Am nächsten Tag den Teig durchkneten und 3 mm dick auswallen. Figuren ausstechen, auf ein mit Backpapier belegtes Blech legen und im vorgeheizten Backofen bei 180 Grad 8 bis 10 Minuten backen. Abkühlen lassen und dann nach Belieben mit Zuckerglasur verzieren.
Rezept: Therese Moser-Rønning
Gratis-Merkblatt «Weihnachtsguetsli»
Zum Herunterladen unter www.gesundheitstipp.ch oder zu bestellen gegen ein fankiertes und adressiertes C5-Antwortcouvert bei: Gesundheitstipp, «Weihnachtsguetsli», Postfach 277, 8024 Zürich