Die Methode ist in Arztpraxen und in Spitälern weit verbreitet: das Vereisen von Warzen. Dabei zerstört flüssiger Stickstoff die Warze auf der Haut. Später trägt man die abgestorbene Haut mit einem Schaber ab. Die Behandlung dauert Wochen und kann zu heftigen Schmerzen führen.
Doch immer mehr Fachleute distanzieren sich von der Methode. Der Grund: Die Methode ist nicht besser als solche mit weniger Komplikationen, vor allem an den Füssen. So kam eine kanadische Studie an 250 Patienten zum Schluss, dass nach dem Behandeln nur gerade jede dritte Warze an der Fusssohle verschwand. Wenn die Patienten nichts unternahmen, heilte auch jede vierte spontan. An den Händen wirkt das Vereisen etwas besser und ist vergleichbar mit anderen Methoden: Immerhin jede zweite Warze konnte man so zum Ver schwinden bringen.
Andere Studien kamen zu ähnlichen Ergebnissen. Der Münchner Hautexperte Dietrich Abeck kam in der Fachzeitschrift «Medical Tribune» zum Schluss: «Vereisen bringt bei Warzen null Komma null.» Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser: «Ich rate vom Vereisen von Warzen ab.»
Gegen Warzen gibt es keine Methode, die eine sichere Heilung bringt. Hautärztin Bettina Schlagenhauff aus Küssnacht SZ: «Es gibt keine Therapie, die jede Warze ohne Nebenwirkungen zum Abheilen bringt.» Ärzte können oft nicht mehr bewirken als sanfte Methoden zu Hause (siehe Tabelle im PDF). Eine Lasertherapie zum Beispiel ist schmerzhaft. Es braucht eine lokale Betäubung, zudem kann die Methode zu Narben führen. Einen Beleg, dass sie wirkt, gibt es nur beschränkt. Gesundheitstipp-Arzt Walser empfiehlt die Methode «nie».
Auch das Wegschneiden der Warze beim Chirurgen ist höchst umstritten. Einen Beleg, ob die Methode wirkt, gibt es nicht. Zudem ist auch eine lokale Betäubung nötig. Severin Läuchli, Leiter der Dermatochirurgie am Unispital Zürich: «Das chirurgische Entfernen ist eigentlich ein Kunstfehler.» Die Erfolgsraten seien schlecht und es könne Narben geben.
Wirkung von Zellgiften ist nur dürftig belegt
Immer häufiger versuchen Ärzte, mit Zellgiften die Warze zu vertreiben. Meist handelt es sich um Wirkstoffe, die man auch gegen Krebs einsetzt. Die Wirkbelege sind hier allerdings noch dürftig. Arzt Thomas Walser spritzt in sehr schmerzhafte und auf Therapien resistente Warzen an der Fusssohle stark verdünntes Bleomycin: «Das Zellgift soll für eine lokale Entzündung sorgen und die Abwehrreaktion des Immunsystems gegen die Viren beschleunigen.» Wie gut diese Therapie wirkt, ist allerdings unklar.
Sanfte Mittel wie das Abschaben der Warze, Kräutertinkturen oder auch die Homöopathie verzeichnen immer wieder Erfolge. Das Abschaben der Warze, die Schältherapie, schneidet in Studien zum Teil sogar besser ab als die Methode beim Arzt. Der Vorteil zudem: Sanfte Methoden richten keinen Schaden an. Sie schmerzen nicht und es bleiben auch keine Narben zurück. Allerdings brauchen sie oft länger, bis sich ein Erfolg einstellt.
Bei der Schältherapie weicht man die raue Oberschicht der Warze auf und trägt die aufgeweichten Zellen ab. Oft reicht zum Aufweichen ein Leukoplast-Klebeband, das man auf die Warze klebt. Das Fachblatt «Gute Pillen – schlechte Pillen» und die Forschungsgemeinschaft Cochrane empfehlen auch Säuren wie Salicylsäure, Milchsäure oder Kombinationen davon. Bei Warzen im Gesicht oder bei Kindern sollte man Säuren allerdings nur unter Aufsicht des Arztes anwenden. Alle ein bis zwei Tage trägt man die aufgeweichte Oberfläche mit einem Bimsstein, einer Nagelfeile oder einem Hobel ab und weicht die Warze dann wieder auf. So entfernt man nach und nach die vom Virus befallenen Hautzellen. Gleichzeitig löst man mit der Methode eine Entzündung der Haut aus, die das Immunsystem stimulieren soll. In Studien liess sich durch Schälen nach etwa 8 bis 12 Wochen immerhin etwa jede zweite Warze entfernen. In Studien mit Kindern lag die Erfolgsquote bei über 80 Prozent.
Schöllkraut soll gegen Warzen helfen
Kräutertinkturen sollen die Viren in der Warze abtöten. Phytoexperte Martin Koradi: «Die traditionelle Kräuterheilkunde empfiehlt gegen Warzen meist Schöllkraut.» Den Milchsaft der Pflanze trägt man zwei Mal im Tag auf. Er enthält Stoffe, die die Zellteilung hemmen, Eiweisse spalten. Koradi: «Allerdings ist unklar, ob die Inhaltsstoffe oder eine Spontanheilung den Behandlungserfolg bringen.» Ob Homöopathie zum Entfernen der Warzen helfen kann, ist nicht belegt.
Aufgrund der mageren Befunde der Methoden rät Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser zum Abwarten: «Das ist die beste Therapie. Etwa jede zweite Warze verschwindet auch ohne Behandlung innerhalb von sechs Monaten.»
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