Evelin Eberli aus Schüpfheim LU wandert leidenschaftlich gern. Im Sommer ist sie fast jede freie Minute in den Bergen unterwegs – auch auf Gletschern. Im letzten Jahr machte die 31-Jährige eine besonders eindrückliche Tour: «Ich wanderte mit einer Gruppe zur Monte-Rosa-Hütte oberhalb von Zermatt VS.» Der Weg dahin führt über den Gornergletscher. Das sei ein wunderschönes Erlebnis gewesen. «Wir mussten über Spalten steigen und sahen gewaltige Abbrüche», schwärmt sie.
Beim Wandern geniesst Evelin Eberli auch die Landschaft um die Gletscher herum: Täler, Moränen und Seen, die vor langer Zeit durch die Eismassen geformt wurden. «Man spürt die gewaltige Kraft, welche die Gletscher hatten, als sie noch vorstiessen», sagt sie.
Steigeisen, Eispickel und Seile braucht es nicht
Um Gletscher zu erleben, braucht man keine Steigeisen, Seile oder Eispickel: Auch auf normalen Wanderwegen gelangt man hin. Der Gesundheitstipp hat zusammen mit dem Gletscherexperten und Buchautor Andreas Wipf aus Kehrsatz BE acht solche Wanderungen zusammengestellt. Sie dauern höchstens sechs Stunden und führen oft durch urtümliche, unberührte Landschaften in den Kantonen Tessin, Wallis, Graubünden, Bern und Uri.
Zum Beispiel die Tour zum Langgletscher im Walliser Lötschental: Mit dem Postauto fährt man zur Fafleralp. Von hier aus wandert man zuerst zum Guggisee und steigt bis zur Anenhütte auf. Sie liegt mitten in einer atemberaubenden Hochgebirgslandschaft: Man erahnt die zerklüfteten Eismassen des Geltschers. Wipf sagt: «Diese Wanderung ist sehr abwechslungsreich, weil man an Seen und tosenden Bächen aus Schmelzwasser vorbeikommt.» Etwa einen Kilometer hinter dem Grundsee ist das Gletschervorfeld, das noch vor 170 Jahren mit Eis bedeckt war. «Man läuft den Gletscherschwund ab und sieht, wie die Vegetation immer spärlicher wird, je näher man dem Gletscher kommt.»
Am Morteratsch ist der Eisschwund dramatisch
Gletscher verändern ihr Aussehen kontinuierlich. Die Wärme der letzten Jahre hat dem Eis zugesetzt. Eindrücklich sieht man dies beim Morteratschgletscher, dem grössten Gletscher Graubündens. In den letzten 100 Jahren hat sich das Eis 2,5 Kilometer zurückgezogen. Um 1850 reichte er fast bis zur Berninabahn-Linie.
Auf dem Weg zum Gletscher informieren Tafeln über das Zurückweichen des Eises. Der Weg zur Bovalhütte führt durch einen schönen Lärchen-Arven-Wald. Die Tour ist nicht schwierig. Etwas Fitness brauchts jedoch schon: Der Auf- und der Abstieg von je 600 Höhenmetern fahren in die Knochen.
Langgletscher VS
Route: Mit dem Bus bis Fafleralp. Von dort über Guggisee Aufstieg zur Anenhütte, zurück über Grundsee zur Fafleralp.
Wanderzeit: 4 Stunden 30 Minuten
Aufstieg: 700 Meter, Abstieg: 700 Meter
Schwierigkeitsgrad: T2 1
Infos:Schweizmobil.ch -> Anenhütte, Anenhuette.ch
Aletschgletscher VS
Route: Mit der Seilbahn auf die Fiescheralp. Leichter Anstieg zum Märjelesee, führt durch einen beleuchteten Tunnel (warme Jacke mitnehmen), Rückweg zur Riederalp.
Wanderzeit: 4 Stunden 30 Minuten
Aufstieg: 550 Meter, Abstieg: 500 Meter
Schwierigkeitsgrad: T2
Infos:Gletscherstube.ch
Chaltwassergletscher VS
Route: Vom Simplonpass zur Monte-Leone-Hütte, Abstieg über Mäderlücke und Bodme zur Busstation Unners Schalbett.
Wanderzeit: 5 Stunden
Aufstieg: 950 Meter, Abstieg: 1020 Meter
Schwierigkeitsgrad: T2
Infos:Schweizmobil.ch -> Simplon
Morteratschgletscher GR
Route: Mit dem Zug bis Morteratsch, von dort Aufstieg zur Bovalhütte und zurück.
Wanderzeit: 4 Stunden
Aufstieg: 620 Meter, Abstieg: 620 Meter
Schwierigkeitsgrad: T2
Infos:Schweizmobil.ch -> Morteratsch
Glatt Firn UR
Route: Von Erstfeld mit dem Auto oder Alpentaxi bis Bodenberg, Aufstieg über die Chüeplangg zur Kröntenhütte. Rückweg über Geissfad. Alpentaxi reservieren: 079 413 91 15.
Wanderzeit: 6 Stunden
Aufstieg: 900 Meter, Abstieg: 900 Meter
Schwierigkeitsgrad: T2
Infos:Kroentenhuette.com
Steingletscher BE
Route: Mit dem Postauto von Meiringen BE bis zur Haltestelle Steingletscher, Susten. Aufstieg zum Steinsee. Rückweg über den Seebodensee.
Wanderzeit: 2 Stunden 30 Minuten
Aufstieg: 420 Meter, Abstieg: 420 Meter
Schwierigkeitsgrad: T2
Infos:Sustenpass.ch
Rhonegletscher BE
Route: Vom Grimselpass (Postauto) über Nägelisgrätli bis Roti Blatte und zurück.
Wanderzeit: 2 Stunden 30 Minuten
Aufstieg: 600 Meter, Abstieg: 600 Meter
Schwierigkeitsgrad: T2
Infos:Schweizmobil.ch -> Nägelisgrätli
Basodino-Gletscher TI
Route: Mit der Seilbahn von San Carlo (Bavonatal) nach Robièi. Weiter zum Lago del Zött, über Randinascia zurück nach Robièi.
Wanderzeit: 6 Stunden
Aufstieg: 450 Meter, Abstieg: 450 Meter
Schwierigkeitsgrad: T2
Infos:Ticinotopten.ch
Gute Vorbereitung ist das A und O
- Wählen Sie eine Route, die zu Ihrer Fitness passt. Bereiten Sie sich vor. Machen Sie zuerst kleinere Touren in den Voralpen.
- Planen Sie die Anreise gut: Viele Busverbindungen gibt es nur im Sommer und/oder nur am Wochenende.
- Studieren Sie den Wetterbericht, und packen Sie auch Kleider für Wetterumstürze ein.
- Beachten Sie die Schneeverhältnisse, und informieren Sie sich im Zweifelsfall bei den örtlichen Tourismusbüros oder in den SAC-Hütten. Die meisten Touren sind ab Ende Juni machbar, wenn die Wege schneefrei sind. Dieses Jahr liegt aber mehr Schnee als üblich.
- Tragen Sie trittsichere und robuste Wanderschuhe, und nehmen Sie Wanderstöcke mit. Diese helfen bei langen Abstiegen.
- Nehmen Sie eine Wanderkarte im Massstab 1:25 000 mit. Sie können sie auch ausdrucken: Schweizmobil.ch !Wanderland
- Nehmen Sie genug Wasser und Proviant mit.