Der Duft von frisch geschlagenem Holz, würzigem Bärlauch, das besondere Lichtspiel, die angenehm reine Luft und die Ruhe – der Wald wirkt auf die Psyche, das ist unumstritten.
Doch das ist nicht alles. Denn nun zeigen immer mehr Studien: Ein Aufenthalt im Wald stimuliert auch die Abwehrkräfte, hilft bei Herzkrankheiten, Bluthochdruck und Diabetes und könnte die Blutwerte verbessern. Die Untersuchungen wurden mehrheitlich im asiatischen Raum gemacht. Die neueste Studie stammt aus Korea. Forscher der Yonsei-Universität in Seoul konnten zeigen, dass sich nach einem einstündigen Waldspaziergang die Lungenfunktion und die Beweglichkeit der Arterien stärker verbessert als nach einem Bummel durch die Stadt. Die Forscher veröffentlichten die Ergebnisse in der Februar-Ausgabe des «European Journals of Integrative Medicine». Allerdings nahmen nur gerade 70 Senioren an der Studie teil.
Nach zwei Stunden besserer Blutzuckerwert
Ebenfalls vor wenigen Wochen belegten japanische Forscher, dass Waldluft den Blutdruck senken kann. Der Umweltforscher Qing Li von der Nippon Medical School in Tokio liess dazu 50 jüngere Japaner zwei Stunden lang im Wald spazieren. Li ist Vorreiter der neuen «Waldmedizin». Seit 2005 forscht er mit seinem Team. Vor drei Jahren zeigte Li, dass ein zweistündiger Spaziergang in einem Park den Signalstoff Adiponectin im Blut erhöht. Adiponectin wirkt sich positiv auf den Blutzuckerstoffwechsel aus. Auch hier machten allerdings nur etwas mehr als ein Dutzend Leute mit. Einige Jahre zuvor hatte Li knapp 90 Diabetes-Patienten mehrere Kilometer durch den Wald spazieren lassen. Danach war ihr Blutzuckerwert im Durchschnitt nur noch halb so hoch.
Waldaufenthalt kurbelt das Immunsystem an
Auch das Abwehrsystem profitiert, wie Li in weiteren Studien demonstrierte. Bei Testpersonen, die mehrere Tage und Nächte im Wald verbrachten, hatte die Anzahl der «Killerzellen» so deutlich zugenommen, dass sie selbst nach 30 Tagen noch erhöht war. Killerzellen sind in der Lage, Tumorzellen zu erkennen und abzutöten. Li empfiehlt, «drei Tage und zwei Nächte im Wald zu verbringen». So könne man das Immunsystem am besten ankurbeln. Doch bereits zwei Spaziergänge pro Tag im Wald wirken sich positiv aus. Dies hatte der Forscher in anderen Untersuchungen gezeigt.
Wieso der Wald dem Körper so gut tut, wissen die Forscher allerdings noch nicht. Li schickte die Testpersonen zum Vergleich zum Spazieren in die Stadt. Bei ihnen veränderten sich die Werte nicht. Das heisst, es ist nicht die Bewegung, die den gesunden Effekt auf das Immunsystem auslöst. Li hat als Erklärung natürliche Substanzen im Visier: die Phytonzide. Sie sind Bestandteile der ätherischen Öle. Die Bäume geben die Stoffe in die Umgebung ab, um sich vor Bakterien, Pilzen und Insekten zu schützen. Im Reagenzglas und an Mäusen konnten Kollegen von Li bereits nachweisen, dass Phytonzide die Killerzellen stimulieren können.
Ein weiteres Ergebnis der Forschungen: Nadelbäume scheinen besonders viele Substanzen abzugeben. Dies vor allem, wenn sie frisch geschlagen sind. Wer hier tief ein- und ausatmet, befördert besonders viel der aktiven Substanzen in seinen Körper.