Ob bunte Fruchtgummis, Bonbons oder Marshmallows – damit die Süssigkeiten attraktiv schillern und leuchten, mischen ihnen die Hersteller künstliche Farbstoffe bei. Bei einigen dieser Farben besteht allerdings der Verdacht, dass sie Allergien und Asthma-Anfälle auslösen, Hyperaktivität fördern oder gar das Erbgut schädigen und Krebs erregen. Besonders umstritten sind die aus Erdöl hergestellten Azofarbstoffe. Seit 2010 müssen Lebensmittel, die bestimmte Farbstoffe enthalten, in der EU einen Hinweis tragen, der vor Hyperaktivität bei Kindern warnt. In der Schweiz gilt diese Vorschrift nicht – doch viele Hersteller versprachen, die umstrittenen Farbstoffe zu ersetzen.
Eine Stichprobe des Gesundheitstipp zeigt nun aber: Noch immer enthalten viele Produkte heikle Farbstoffe. Im Labor liess der Gesundheitstipp Schleckwaren aus Grossverteilern, Kiosken, Candy- Shops und Kinos auf 15 kritische Farbstoffe untersuchen (siehe Kasten «Heikle Farbstoffe»). Das Resultat: 28 der 40 Süssigkeiten enthielten einen oder mehrere der gesuchten Farbstoffe. In neun Proben – vor allem aus dem Offenverkauf – wies das Labor auch Azofarbstoffe nach (siehe Tabelle). Alle Messwerte lagen unter den Höchstmengen, die für die Schweiz gelten.
Genügend natürliche Alternativen vorhanden
Doch es geht auch anders. Einige Markenhersteller und die Grossverteiler bei ihren eigenen Linien verwenden natürliche Färbemittel aus Extrakten von Gemüse und Früchten, etwa Randen, schwarze Johannisbeeren, Rüebli oder Spinat.
Frei von heiklen Farbstoffen waren die Gomz-Gummibonbons aus der Migros, die «Fruchtgummi Frösche» der Coop-Billiglinie Prix Garantie und die «Gummibärli» von Volg. Das Gleiche gilt für die «Sour Power Erdbeersticks» von Katjes, die «Lachgummis» von Nimm 2, die «Schnüre Erdbeer Geschmack» von Red Band, die «Fruchtgummi Würmer» von Mabu, die «Daisuki Pikachu Gummy» von Lotte, die «Sauren Apfelringe» der Kitag-Kinos sowie drei Fruchtgummis von Haribo.
Fachleute raten bei belasteten Süssigkeiten zur Vorsicht. Ernährungswissenschafter David Fäh: «Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte keine künstlich gefärbten Produkte kaufen. Vor allem dann nicht, wenn sein Kind Anzeichen für Aufmerksamkeitsstörungen und Hyperaktivität zeigt.» Noch weiter geht Martin Forter von den Ärzten und Ärztinnen für Umweltschutz: «Azofarbstoffe haben in Lebensmitteln und speziell in Kinderschleckwaren nichts zu suchen.» Bereits vor einigen Jahren forderte der Gesundheitstipp in einer Petition ein Verbot dieser Zusätze in Lebensmitteln für Kinder. Der damalige Bundesrat Pascal Couchepin wies die Petition ab.
Die meisten Hersteller verweisen darauf, dass die Farbstoffe zugelassen sind und das Labor sie nur in geringen Mengen nachgewiesen hat. Alexandra Bisatz von der Firma Lolox, Betreiberin der Lolipop-Läden, sagt: «Sobald ein vergleichbares Produkt mit natürlichen Farben existiert, wählen wir dieses für das Sortiment aus.» Die Arena Cinemas versprechen, im Offenverkauf mehr Informationen «gut ersichtlich direkt bei den Produkten» anzubringen.
Heikle Farbstoffe
- E102, Tartrazin: Azofarbstoff, zitronengelb
- E104, Chinolingelb: Künstlicher Farbstoff, gelbgrün
- E110, Gelborange S: Azofarbstoff, gelborange
- E120, Echtes Karmin: Aus Insekten extrahierter Farbstoff, rot
- E122, Azorubin: Azofarbstoff, rot
- E123, Amaranth: Azofarbstoff, dunkelrot
- E124, Cochenillerot A: Azofarbstoff, rot
- E127, Erythrosin: Künstlicher Farbstoff auf Jod-Basis, rosarot
- E128, Rot 2G: Azofarbstoff, blau-rot
- E129, Allurarot AC: Azofarbstoff, rot
- E131, Patentblau V: Künstlicher Farbstoff, blau
- E 132,Indigotin: Künstlicher Farbstoff, blau
- E 133, Brillantblau FCF: Künstlicher Farbstoff, blau
- E 142, Brillantsäuregrün S: Künstlicher Farbstoff, dunkelgrün bis dunkelblau
- E 151, Brillantschwarz BN: Künstlicher Farbstoff, violett bis braunschwarz
Detaillierte Infos zu E-Nummern finden Sie im Gesundheitstipp-Ratgeber Essen und trinken mit Genuss.
Tipps: Kaufen Sie Bioprodukte
Prüfen Sie die E-Nummern auf der Verpackung.
Kaufen Sie Bioprodukte. Sie dürfen nur natürliche Färbemittel enthalten.
Stellen Sie Fruchtgummis selber her. Sie kommen ohne künstliche Zutaten aus. Das Rezept ist einfach: 300 Gramm Früchte pürieren und auf einem Backpapier ausstreichen. Dann bei einer Temperatur von 50 Grad im Backofen trocknen lassen. Dies dauert fünf bis acht Stunden. Anschliessend in Streifen schneiden.