Eine 19-jährige Frau schluckt wegen Magen-Darm-Koliken das Schmerzmittel Paracetamol. Die Beschwerden bessern am nächsten Tag nicht, deshalb schluckt sie nochmals Tabletten – diesmal acht Gramm. Das ist doppelt so viel, wie die Packungsbeilage als höchste Dosis pro Tag empfiehlt. Der Frau wird übel, sie muss erbrechen und geht auf die Notfallstation. Die Diagnose: akutes Leberversagen. Diesen Fall schilderten Autoren in der Zeitschrift «Swiss Medical Forum».
Apotheken verkaufen häufiger stärkere Pillen
Die Frau erholte sich. Doch solche Fälle nehmen zu. In der Schweiz vergifteten sich im Jahr 2018 fast 1200 Leute mit Paracetamol. Das sind doppelt so viele wie noch 2003, wie Schweizer Wissenschafter im Fachblatt «Journal of the American Medical Association» berichten. Einer der Gründe: 2003 kamen Tabletten auf den Markt, die doppelt so viel des Wirkstoffs enthielten wie zuvor: ein ganzes Gramm. Obwohl die starken Tabletten nur mit Arztrezept erhältlich sind, würden sie in Apotheken heute zehn Mal häufiger verkauft als solche mit 500 Milligramm, schreiben die Autoren.
Hugo Kupferschmidt von der Informationsstelle Tox Info Suisse sagt: «Patienten nehmen oft gleichzeitig mehrere Präparate mit Paracetamol, ohne sich dessen bewusst zu sein» – neben Schmerzmitteln etwa Fiebersenker und Grippemittel.
Spirig schreibt, seit Einführung dieser Tabletten seien ihr erst drei Überdosierungen oder Vergiftungen gemeldet worden. Sandoz hält fest, der Arzt sei fürs Verschreiben solcher Pillen verantwortlich.
Das können Sie bei Schmerzen tun
Schlucken Sie nicht mehr als 4 Gramm Paracetamol pro Tag. Nehmen Sie ein Schmerz mittel nicht mehr als drei Tage. Gehen Sie dann zum Hausarzt.
Prüfen Sie bei Erkältungs mitteln, welche Wirkstoffe sie enthalten.
Bei Kopfweh helfen Alter nativen wie Pfefferminzöl, bei chronischem Rückenweh eine warme Auflage, bei Fieber ein kühler Lappen.
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