Wenn mich eine Verkäuferin einfach so mit Parfüm besprüht, muss ich das Geschäft fluchtartig verlassen. Meine Augen beginnen zu brennen, mir wird übel, ich ringe nach Atem. Duftstoffe sind eine Qual für mich.
Im Dezember ist es besonders schlimm. Überall riecht es nach ätherischen Ölen, Duftstäbchen und Parfüms. Doch ich leide das ganze Jahr über: Vom Lufterfrischer bis zum Putzmittel – alles enthält Duftstoffe, die meine Schleimhäute reizen. Als ich einmal Schuhe kaufen wollte, imprägnierte eine Verkäuferin nebenan ein paar Stiefeletten mit einem Spray. Ich musste sofort an die frische Luft.
Auch in den Ferien ist es oft mühsam. Ich teile Hotels frühzeitig mit, dass man in meinem Zimmer weder Chemikalien noch Duftstoffe verwenden dürfe. Dennoch klappt es nur selten.
Meine Allergie begann vor rund fünf Jahren. Damals kam vieles zusammen: Nach einer Operation erholte ich mich fast nicht mehr von der Narkose. Gleichzeitig hatte ich einen Darminfekt. Die Ärzte gaben mir Antibiotika. Doch mein Körper vertrug diese überhaupt nicht. Eine Woche lang lag ich mit fast unerträglichen Bauchschmerzen im Spital. Von Tag zu Tag ging es mir schlechter. Die Ärzte fanden nicht heraus, was mir fehlte.
Seit dem Spitalaufenthalt reagiert mein Körper sensibler – auch auf Elektrosmog. Deshalb bin ich froh, wenn Bekannte bei mir das Handy ausschalten. Histamin vertrage ich ebenfalls nicht. Dieser Botenstoff im Körper kommt auch in Lebensmitteln vor. Mein Körper kann ihn nicht richtig abbauen. Das führt zu starken Schmerzen in Bauch und Darm.
Schliesslich fand ich eine Ärztin, die mich ernst nahm. Sie stellte fest, dass ich auf Duftstoffe stark allergisch reagiere. Sie riet mir, die Ernährung anzupassen und verschrieb mir Medikamente gegen Histamin.
Viele Leute glauben, dass ich übertreibe. Dieses Unverständnis ertrage ich schwer. Zum Glück unterstützt mich meine Familie sehr.
Bekannte lade ich am liebsten nach Hause ein. Seit einem Jahr wohne ich in einer Siedlung, die ohne Schadstoffe gebaut ist. Im Haus sind nur duftstofffreie Produkte erlaubt. Das ist für mich wie eine Befreiung. An meinem früheren Wohnort konnte ich nur mit Schutzmaske in die Waschküche gehen. Trotzdem wurde mir wegen der Waschmitteldüfte schwindlig.
Meine gesundheitlichen Probleme schränken mich stark ein. Früher unternahm ich Gletschertouren. Heute kann ich mich körperlich nicht mehr so anstrengen. Zwei Tage in der Woche arbeite ich in einer Bibliothek. Ich bin dankbar für jeden Tag ohne Beschwerden. In meiner Freizeit widme ich mich mit Leidenschaft der japanischen Papierfaltkunst Origami. Die Hoffnung bleibt, dass es mir irgendwann gesundheitlich wieder besser geht.
Duftstoffe sind für Allergiker ein Albtraum
Rund jeder Fünfte in der Schweiz reagiert auf bestimmte Duftstoffe allergisch. Typische Reaktionen sind juckende, gerötete Haut, Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und bisweilen sogar Atemnot. Die Duftstoffe, die Allergien auslösen, sind fast überall: In Duftsprays und Duftkerzen, Parfüms, Shampoos, Hautcremes, Seifen, Wasch- und Putzmitteln.
Unterdessen bieten viele Hersteller auch Produkte ohne Duftstoffe an. Für Menschen, die stark auf Duftstoffe und andere Chemikalien reagieren, gibt es seit zwei Jahren das MCS-Haus in Zürich-Leimbach.
Kontakt
Wohnbaugenossenschaft Gesundes Wohnen MCS, Meierwiesenstr. 20, 8064 Zürich, Tel. 043 336 33 99, info@gesundes-wohnen-mcs.ch