Vitamin B12 kommt ausschliesslich in tierischen Produkten vor, wie Fleisch, Eier oder Käse. Wer sich wie Veganer nur von Pflanzen ernährt, riskiert einen Mangel und damit irreparable Nervenschäden. Doch jeden Tag eine Vitaminpille beim Essen zu schlucken stösst bei vielen Veganern auf Ablehnung.
Dem soll nun eine Zahnpasta abhelfen. Logocos, der deutsche Hersteller der Sante-Naturkosmetik, hat sie in Zusammenarbeit mit dem deutschen Vegetarierbund entwickelt. Zweimal täglich mit ihr die Zähne zu putzen reiche aus, um «einen B12-Mangel zu reduzieren oder gar auszugleichen», schreibt Logocos. Vitamin B12 soll dabei über die Mundschleimhaut in den Körper gelangen, der Vitaminspiegel verbessere sich nach vier Wochen um 60 Prozent.
Doch solche Versprechungen stehen auf wackligen Füssen. Denn dazu gibt es erst wenige und kleinere Untersuchungen. Logocos verweist auf eine unveröffentlichte Studie der Universität Magdeburg – will sie allerdings dem Gesundheitstipp nicht zur Verfügung stellen.
Auch das Institut für alternative und nachhaltige Ernährung im deutschen Giessen überprüfte im Auftrag von Logocos den Nutzen der Zahncreme. Sie publizierte die Ergebnisse im Internet. Bei den beobachteten rund 100 Veganern und Vegetariern soll sich der Vitamin-B12-Spiegel nach fünf Wochen im Schnitt um bis zu 50 Prozent erhöht haben.
Die deutsche Zeitschrift «Ökotest» kommt allerdings zum Schluss, dass diese Studien nicht als «Belege» gelten können, weil sie bis anhin keine Fachzeitschrift veröffentlicht hat.
Frühere Studien weisen allerdings darauf hin, dass der Körper Vitamin B12 durch die Schleimhäute aufnehmen kann. Vor neun Jahren fanden israelische Forscher in einer Studie mit 30 Testpersonen heraus: Ob man das Vitamin schluckt oder es im Mund zergehen lässt, spielt keine Rolle. Nach acht Wochen hatten alle Testteilnehmer noch niedrige, aber normale B12-Werte. Die Forscher veröffentlichten die Studie im Fachblatt «Clinical Pharmacology».
«Dosierung ist wohl unpräziser»
Sabine Müller von der Universitätsklinik für Klinische Pharmakologie vom Inselspital Bern rät, sich nicht blind auf die Zahnpasta zu verlassen: «Die Dosierung ist im Vergleich zu Tabletten oder Spritzen vermutlich unpräziser.» Müller rät Veganern zudem, alle sechs 6 bis 12 Monate eine Blutkontrolle machen zu lassen. Der Hersteller der Zahnpasta wollte sich gegenüber dem Gesundheitstipp nicht äussern.