Für Schmerzen im Rücken, in Nacken oder Schultern sind oft verspannte Muskeln verantwortlich. Solche Beschwerden kann man mit Wärmepflastern behandeln. Walter O. Frey, Facharzt für Rheumatologie an der Zürcher Hirslanden-Klinik: «Wärme kann helfen, die Muskeln zu lockern.» Sie fördere die Durchblutung der Muskulatur und löse Verspannungen.
Der Test des Gesundheitstipp zeigt aber: Nicht alle Wärmepflaster wirken gut und lange. Laborexperten untersuchten bei zehn Produkten, wie sie lange sie wärmen und wie gut sie auf der Haut haften. Zudem prüfte das Labor die Pflaster auf Schadstoffe (siehe «So hat der Gesundheitstipp getestet»). Auf dem Prüfstand standen ausschliesslich Pflaster, die eine Aktiv-kohle-Eisen-Mischung enthalten. Verbindet sich diese mit Sauerstoff, erzeugen die Pflaster Wärme.
Testsieger riecht leicht nach Kräutern
Als einziges Wärmepflaster schnitt das Modell von Herbachaud mit «sehr gut» ab. Die höchste gemessene Temperatur betrug bei diesem Produkt 37,3 Grad, der durch-schnittliche Wert lag bei 36,9 Grad. Und: Die Wärme hielt insgesamt 24 Stunden lang. Irritierend war beim Pflaster von Herbachaud lediglich der leichte Geruch nach Kräutern, der wohl nicht allen Benutzern behagt. Auch die Wärmeauflage von Thermacare zeigte eine gute Wärmeleistung.
Bei allen anderen Produkten war die Wärmewirkung etwas lau, wie die Laborexperten befanden: Die durchschnittliche Temperatur der Pflaster betrug 36,5 Grad – das ist nur 1 Grad über dem Wert von 35,5 Grad, den die Experten an der Hautoberfläche von Testpersonen massen.
Das Produkt «Natürliches Wärmepflaster» von Wundmed erreichte zwar den Spitzenwert von 37,8 Grad – doch die Temperatur sackte schon nach viereinhalb Stunden auf die Hauttemperatur ab oder lag gar darunter. Hinzu kommt: Das Pflaster klebte schlecht auf der Haut. Urteil der Experten: «Es haftet an den Ecken weniger gut.» Auch für das Pflaster von Wundmed reichte es deshalb nur für eine genügende Note.
Spuren von heiklen Stoffen in Aldi-Produkt
Wärmepflaster kleben oft lange auf der Haut – die Hersteller raten zu fünf bis zehn Stunden. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die Pflaster keine heiklen Stoffe abgeben. Der Gesundheitstipp liess deshalb testen, ob die Pflaster Stoffe enthalten, die Allergien oder gar Krebs auslösen können oder wie Hormone wirken. Die gute Nachricht: Das Labor fand in keinem der Pflaster Stoffe, welche die Haut reizen. Im Pflaster der Aldi-Marke Active Med fand das Labor allerdings leicht erhöhte Rückstände von Substanzen, die bei Kontakt mit Stickoxiden Nitrosamine bilden können. Diese können Krebs auslösen. Das Pflaster bekam eine halbe Note Abzug, obwohl Aldi die Grenzwerte einhielt. Der Grund: Gerade Gesundheitsprodukte sollten keine Schadstoffe enthalten.
Wundmed zeigt sich in seiner Stellungnahme überrascht, dass sein Pflaster bereits nach viereinhalb Stunden abkühlte. Laut der Firma sollte das Pflaster acht Stunden wärmen. Aldi und Drogeriemarkt Müller schreiben, ihre Pflaster hätten in eigenen Untersuchungen länger gewärmt als im Gesundheitstipp-Test.
Auch beim Preis der Wärmepflaster zeigten sich im Test grosse Unterschiede. Die beiden besten Produkte kosten je rund 5 Franken pro Pflaster. Andere sind deutlich billiger. Für das günstigste Wärmepflaster im Vergleich – das Produkt von Sanactiv – zahlt man Fr. 2.45 pro Stück.
Bewegung hilft bei verspannten Muskeln
Übrigens: Wer verspannte Muskeln behandeln will, braucht nicht zwingend ein Wärmepflaster. Der Sportarzt Walter O. Frey sagt: «Ein sehr gutes Mittel gegen Verspannungen in Nacken, Schultern und Rücken ist Bewegung.»
Auch bestimmte Yogaübungen können bei Verspannungen im Rücken helfen. Zehn geeignete Übungen liefert das Gesundheitstipp-Merkblatt «Yoga gegen Rückenschmerzen» (Hinweis unten). Treten die Schmerzen im Nackenbereich auf, hilft zudem das Merkblatt «Übungen für einen entspannten Nacken». Falls die Beschwerden länger als eine Woche anhalten, sollte man zum Arzt.
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So hat der Gesundheitstipp getestet
Experten des Prüfinstituts Ipi in Stuttgart (D) testeten für den Gesundheitstipp die Wärmeleistung der Pflaster und machten einen Praxistest. Zudem prüfte ein deutsches Chemielabor die Pflaster auf schädliche Inhaltsstoffe. Die Kriterien im Überblick.
- Wärmeleistung: Die Laborexperten benutzten zum Prüfen von Wärmeleistung und -dauer einen sogenannten Liebigkühler – ein Rohr, das man mit warmem Wasser durchspült. Die Maschine war so eingestellt, dass die Oberflächentemperatur am Rohr 35,5 Grad betrug. Diesen Wert hatte man vorgängig bei Testpersonen auf der Haut ermittelt. Auf das Rohr klebten die Experten drei Pflaster pro Produkt. Dann überprüften sie während 24 Stunden die Temperaturentwicklung unter dem Pflaster.
- Praxistest: Drei Laborexperten trugen jedes Pflaster einen Tag lang. Danach bewerteten sie, wie gut sich die Pflaster an Rücken, Schulter und Nacken anbringen liessen, wie gut der Tragkomfort war und ob die Pflaster beim Abziehen Schmerzen bereiteten.
- Schadstoffe: Ein chemisches Labor überprüfte, ob die Pflaster allergene Duftstoffe enthalten. In keinem einzigen Produkt fanden sich solche Stoffe. Die Klebeteile der Pflaster wurden zudem auf Weichmacher und auf Stoffe geprüft, aus denen sich Nitrosamine bilden können. Diese stehen im Verdacht, Krebs zu fördern sowie Wachstum und Stoffwechsel zu schaden.