Wer einen leichten Buckel hat, schläft in Rückenlage schlecht auf einem dünnen Kissen. Er braucht ein voluminöseres Modell. Mit breiten Schultern schläft man auf einem dünnen Kissen auch schlecht in der Seitenlage – vor allem auf einer harten Matratze. Doch die Hersteller machen dazu auf den Produkten meist keine Angaben. Der Gesundheitstipp liess zehn Nackenstützkissen mit Schaumstofffüllung testen. Wichtigstes Kriterium war der Schlafkomfort (siehe «So testete der Gesundheitstipp»).
Am besten schnitt das Kissen «Vitale Medium» von Micasa für knapp 140 Franken ab. Es ist für unterschiedliche Matratzenhärtegrade und Schultertypen geeignet. Das Migros-Produkt bietet zudem einen angenehmen Schlafkomfort: Als einziges Kissen im Test schnitt es in beiden Prüfpunkten gut ab. Es drückte kaum auf den Hinterkopf und transportierte die Feuchtigkeit gut vom Kopf weg.
Das günstigste Produkt im Test verpasste eine gute Gesamtnote nur knapp: Das «Nadana Visco Comfort Nackenstützkissen» von Mömax für rund 20 Franken eignet sich zwar für Leute von unterschiedlicher Grösse und mit unterschiedlichem Körperbau. Aber das Kissen konnte die Feuchtigkeit vom Kopf nicht besonders gut wegleiten. Zudem hat das Produkt eine harte Kante, die ins Genick drückte.
Mit dem Kissen «Mjölkklocka» von Ikea für Fr. 39.95 schnitt ein ebenfalls günstiges Produkt gut ab. Für Leute, die stark schwitzen, ist dieses Kissen allerdings nicht geeignet. Es konnte die Feuchtigkeit weniger gut wegleiten. Zudem ist die Stütze des Ikea-Modells relativ hoch. Damit eignet es sich eher für Leute, die auf harten Matratzen schlafen.
Gute Noten gab es auch für die Kissen «Dauny Sananeck Fibre» und «Tempur Shape». Ihre Nachteile: Das Produkt von Dauny passte sich der Kopfform nicht besonders gut an. Und jenes von Tempur eignet sich weniger für Leute, die bei offenem Fenster schlafen: Der Schaumstoff dieses Produkts wird bei tieferen Temperaturen sehr hart.
Heikle Stoffe in zwei Produkten
Zwei Kissen enthielten Spuren von Schadstoffen, die im Verdacht stehen, Krebs auszulösen. So fanden die Experten Rückstände von Benzolen im «Hamburg» von Globus sowie im «Fynn Visco Fresh» von Billerbeck. Die nachgewiesen Mengen waren gering und erfüllen die Vorgaben des Textillabels Öko-Tex. Nach Einschätzung des vom Gesundheitstipp beauftragten Textillabors besteht bei den gemessenen Rückständen keine Gefahr für die Gesundheit. Der Gesundheitstipp wertete Kissen mit Spuren von Schadstoffen dennoch ab. Grund: Sie stören das Immunsystem im Schlaf und schwächen es dadurch. Das zeigte etwa eine Untersuchung der Universität Rochester (USA) aus dem Jahr 2018 an Mäusen. Die Forscher fanden heraus, dass Gehirnflüssigkeit im Schlaf Schadstoffe aus dem Hirn entfernt. Dieser Vorgang reduzierte sich, wenn die Mäuse im Schlaf Schadstoffe einatmeten. Zudem zeigen andere Produkte im Test, dass es auch ohne Schadstoffe geht.
Das Nackenkissen von Globus war insgesamt ungenügend. Es leitete die Feuchtigkeit nicht gut vom Kopf weg – bei keinem anderen Kissen massen die Experten höhere Feuchtigkeitswerte. Allerdings: Wer beim Schlafen eher zu warm hat, dürfte dem Globus-Kissen doch etwas abgewinnen. Denn es verfügt über eine spezielle Gel-Schicht. Der Test zeigte: Diese Schicht führte dazu, dass sich rund um den Kopf weniger Wärme entwickelt. Das Modell «Livique Edition by Billerbeck» war ebenfalls ungenügend. Grund: Es war sehr hart und übte Druck auf den Hinterkopf aus.
Das sagen die Hersteller
Lipo und Billerbeck schreiben, die Wahl des Kissens hänge von persönlichen Vorlieben ab. Sie empfehlen, sich vor dem Kauf beraten zu lassen. Zu den Schadstoffen im Kissen «Fynn Visco Fresh» schreibt Billerbeck, dass die Rückstände «deutlich unter den strengstmöglichen Vorgaben» liegen. Globus zeigt sich überrascht über die schlechte Note des Kissens «Hamburg» bei der Feuchtigkeitsentwicklung: «In eigenen Tests hat das Kissen in diesem Prüfpunkt gut abgeschnitten.»
So testete der Gesundheitstipp
Das Ergonomieinstitut München und das Labor Testex in Zürich prüften für den Gesundheitstipp zehn Nackenstützkissen. Die Kriterien.
Stützeigenschaften: Das Labor ermittelte die Stützhöhe bei der Belastung mit dem Gewicht des Kopfes. Ein sogenannter Prüfstempel simulierte dabei einen schlafenden Kopf, der gleichmässig auf das Kissen drückte. Dann wurde die Einsinktiefe des Kopfes gemessen. Daraus leitete sich die Stützhöhe des Kissens ab. Modelle mit hoher Stütze eignen sich eher für Leute mit breiten Schultern, geringere Stützhöhen eher für Leute mit schmalen Schultern.
Schlafklima: Die Experten massen mit einem speziellen Dummy die Wärme- und Feuchtigkeitsentwicklung an der Kontaktfläche zwischen Kopf und Kissen. Es sollte die Feuchtigkeit gut ableiten.
Schadstoffe: Das Textillabor prüfte die Kissen auf die Gehalte an Benzolen und flüchtigen organischen Verbindungen. Diese Stoffe können Krebs auslösen.
So finden sie das passende Nackenkissen
Wenn möglich sollte man ein Nackenstützkissen vor dem Kauf ausprobieren. Wichtig: Die Wahl des richtigen Modells hängt in der Regel von Schlafposition und Matratzenhärte ab. Wer die Position in der Nacht wechselt, sollte ein Kissen wählen, das sich für unterschiedliche Positionen eignet.
Rückenschläfer: Leute mit gerader Körperhaltung haben einen niedrigen Stützbedarf, Personen mit vorgeneigter Haltung oder einem leichten Buckel hingegen einen hohen. Überprüfen lässt sich der Stützbedarf laut der Stiftung Warentest folgendermassen: Stellen Sie sich entspannt an eine Wand, sodass die Schulter blätter die Wand berühren.
Nun messen Sie den Abstand zwischen Hinterkopf und Wand. Beträgt die Distanz 2,5 Zenti meter oder weniger, ist der Stützbedarf niedrig. Beträgt die Distanz mehr als 7 Zenti meter, ist der Stützbedarf eher hoch.
Seitenschläfer: Bei ihnen ent scheidet die Schulterbreite, ob ein Kissen passt oder nicht. Schultern mit einer Breite ab 48 Zentimetern gelten als breit. Sind es weniger als 43 Zenti meter, spricht man von schma len Schultern.
Matratzenhärte: Bei harten Matratzen empfiehlt sich ein eher höheres Kissen, bei weichen Matratzen ein eher tieferes Modell.