Salz sei «gar nicht so ungesund», titelte der «Tages-Anzeiger» im August. Und die «Süddeutsche Zeitung» schrieb: «Her mit dem Salzstreuer.» Grund dafür war eine kanadische Studie, die das Fachmagazin «Lancet» publiziert hatte. Laut Forschern der McMaster Universität in Hamilton sind 12 Gramm Salz am Tag unbedenklich. Mehr noch: Wer viel davon esse, erhöhe zwar sein Risiko für einen Hirnschlag, erleide jedoch seltener einen Herzinfarkt.
Fachleute ärgern sich vor allem über die Methode der Studie. Um den Salzkonsum zu bestimmen, misst man normalerweise den Salzgehalt im Urin. Doch die Kanadier hatten nur den Morgenurin der Studienteilnehmer analysiert. Das genüge nicht, sagt Peter Ferloni von der Schweizerischen Herzstiftung: «Misst man den Salzgehalt nur einmal am Tag, kommt man zu falschen Ergebnissen.» Wissenschafter der Londoner Queen Mary Universität verglichen kürzlich verschiedene Methoden. Fazit: Am besten misst man den Urin innert 24 Stunden drei- bis siebenmal.
Zudem leben viele Teilnehmer der umstrittenen Studie in Asien. Dort essen die Leute oft sehr salzig. Aber: Durch die Hitze schwitzt der Körper viel Salz wieder aus. Ferloni sagt: «Die Ergebnisse kann man nicht einfach auf Westeuropäer übertragen.»
Wer viel Salz isst, erhöht sein Infarktrisiko
Francesco Cappuccio von der Universität Warwick (GB) arbeitet eng mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zusammen. Auch er schreibt in einer Stellungnahme, die Forscher hätten falsch gemessen. Experten anderer Universitäten, etwa vom King’s College in London, stimmen dem zu.
Ferloni sagt: «Die Resultate widersprechen den Befunden vieler gut gemachter Studien.» Schon lange ist bewiesen: Wer viel Salz isst, hat einen höheren Blutdruck – und damit ein grösseres Risiko, früh zu sterben. Auch die WHO verglich über 60 Studien und kam zum Schluss: Wer wenig Salz isst, senkt den Blutdruck und auch das Risiko eines Herzinfarkts. Die WHO empfiehlt seit Jahren, den Salzkonsum auf höchstens 5 Gramm zu beschränken. Das entspricht einem gestrichenen Teelöffel. In der Schweiz essen die Menschen im Durchschnitt täglich etwa 9 Gramm Salz.
Franz Messerli, Herzspezialist am Berner Inselspital, verfasste zum «Lancet»-Artikel einen wohlwollenden Kommentar: Salz könne das Herz vielleicht sogar schützen. Dem Gesundheitstipp sagt er nun: «Die Studie ist provokativ und spekulativ. Sie bedeutet nicht, dass man jetzt möglichst viel Salz essen soll.»
So essen Sie weniger Salz
- Würzen Sie mit Kräutern, Gewürzen oder mit Zitrone, Knoblauch und Zwiebeln.
- Essen Sie wenig Fertigprodukte, Bouillon, Streuwürze und Sojasauce.
- Greifen Sie seltener zu Wurstwaren, Backwaren, Käse und Suppen.
- Reduzieren Sie Salz schrittweise, um sich an den Geschmack zu gewöhnen.
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