Die Website Verhuetungsinfo.ch wendet sich an junge Frauen: Die Seite ist bunt, die Sprache zum Teil schweizerdeutsch. Die Frauen sollen sich hier über Vor- und Nachteile von Verhütungsmitteln informieren.
Hinter der Seite steckt der Pharmakonzern Bayer. Darauf beschrieben ist beispielsweise die Verhütungspille, welche die Hormone Östrogen und Gestagen enthält: Sie sorgen dafür, dass Frauen keinen Eisprung mehr haben und Spermien nicht bis in die Gebärmutter gelangen. Als Nachteil der Pille nennt die Seite ein «leicht erhöhtes Risiko» für Blutgerinnsel. Dieses Risiko erhöht sich allerdings signifikant, wenn man übergewichtig ist, raucht, unter Migräne leidet, ein Herzproblem oder hohen Blutdruck hat. Davon steht nichts auf Verhuetungsinfo.ch. Bayer stellt Verhütungspillen wie Yasminelle, Yasmin, Yaz und Milvane her.
Ebenfalls Thema auf der Website ist die Verhütung mit der Hormonspirale: Der Frauenarzt legt sie ein und sie verbleibt mehrere Jahre im Körper. Die Hormone verändern die Schleimhaut der Gebärmutter, so dass Spermien sich weniger gut einnisten können. Einziger Nachteil von Hormonspiralen ist gemäss der Bayer-Website, dass der Frauenarzt sie einsetzen muss. Bayer erwähnt auch mit keinem Wort, dass solche Spiralen bei jungen Frauen das Risiko für Depressionen verfünffachen können. Das nämlich zeigte eine Studie der Zeitschrift «Jama Psychiatry» aus dem Jahr 2016. Bayer stellt Hormonspiralen wie Mirena, Jaydess und Kyleena her.
Auch der Datenschutz ist nicht gewährleistet
Frauenärztin Helene Huldi aus Solothurn sagt: «Frauen müssen sich im Klaren darüber sein, dass diese Firma ihre Produkte verkaufen möchte.» Auch Frauenärztin Christina Schlatter aus Zürich empfiehlt «eher nicht», sich auf Internetseiten zu informieren, die von Pharmaunternehmen bezahlt sind, da immer ein Interessenskonflikt bestehe.
Auf der Website gibt es zudem einen Fragebogen mit dem Titel «Welche Verhütung passt am besten zu mir». Die jungen Frauen können darauf angeben, was sie sich von der idealen Verhütungsmethode wünschen: einen natürlichen Eisprung, ein geringes Thromboserisiko oder tiefe Kosten. Bayer erfragt auch persönliche Angaben wie Name, Alter, Gewicht, Mailadresse und Krankheiten in der Familie. Einen Ausdruck dieses Fragebogens soll die Frau zum Beratungsgespräch bei ihrer Frauenärztin mitnehmen.
In den Allgemeinen Geschäftsbedingungen schreibt Bayer, dass personenbezogene Daten an «Anbieter» weitergegeben werden und Google «Ihre Nutzung dieser Website» analysiert. Frauenärztin Christina Schlatter verwendet diesen Fragebogen nicht. Sie sagt, sie lege mehr Wert auf ein «offenes Gespräch mit einer individuellen Beratung».
Bayer schreibt, auf Verhuetungsinfo.ch seien die Risiken und Nebenwirkungen der Verhütungsmethoden «ausgewogen» dargestellt. Die Liste der Nebenwirkungen habe «keinen Anspruch auf Vollständigkeit».
Gratis-Merkblatt: «Verhütungsmethoden im Vergleich»
Zum Herunterladen unter www.gesundheitstipp.ch oder zu bestellen bei: Gesundheitstipp, «Verhütung», Postfach, 8024 Zürich