Die Apps sind einfach zu bedienen. Man installiert sie auf dem Smartphone, dann tippt man das Datum der letzten Periode und die Zyklusdauer ein. Bei einigen Apps braucht es nur diese Angaben, dann berechnen sie die fruchtbaren Tage oder den Zeitpunkt des Eisprungs. Bei anderen Apps muss die Frau zusätzlich die Körpertemperatur, das Gewicht, die Laune oder die Konsistenz des Gebärmutterschleims angeben.
Der Gesundheitstipp-Vergleich zeigt: Die meisten Zyklus-Apps sind ungenau. Für den Vergleich testeten sechs Frauen einen Monat lang acht Apps. Dafür massen sie jeden Tag die Körpertemperatur beim Aufwachen und beobachteten ihren Gebärmutterschleim. Mit diesen Daten fütterten sie die Apps. Gleichzeitig notierten sie die Messwerte in einem Menstruationskalender zum natürlichen Verhüten (siehe Kasten).
Die Experten Walter und Kati Gabathuler vom «Institut für natürliche Empfängnisregelung Prof. Dr. med. Josef Rötzer E. V. Iner» in Rorschach SG und die Frauenärztin Gesa Otti-Rosebrock aus Biel BE bestimmten anhand des Menstruationskalenders die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage der Frauen. Die von den Apps angegebenen Daten zur Fruchtbarkeit mussten mit den von den Experten berechneten Werten übereinstimmen.
Fazit: Von den acht Apps war nur einzige genau (Tabelle im PDF). Die Prognosen von «MyNFP» erwiesen sich als zuverlässig. Alle anderen Apps schnitten schlechter ab. «Clue», «Flo» und «Natural Cycles» wichen einen Tag von den tatsächlich fruchtbaren Tagen ab. Bei den Apps «Perioden Tagebuch Kalender», «Period Tracker», «Menstruations-Kalender und Zykluskalender» sowie «Ladytimer» betrug die Abweichung gar mehrere Tage.
Die besonders fruchtbaren Tage der Frau liegen um den Eisprung herum. Doch den kann man laut den Experten nicht auf den Tag genau voraussagen. Auch hier schnitt die App «MyNFP» am besten ab. Sie gab den Eisprung innerhalb eines Zeitraums von mehreren Tagen an. Alle anderen Apps legten sich auf einen bestimmten Tag fest.
Beim Datenschutz mangelhaft
Heikel: Die Frauen müssen intime Daten in die Apps eingeben. Die Benutzerinnen sollten sich also darauf verlassen können, dass die Apps die Daten weder speichern noch an Drittpersonen oder Firmen weiterleiten. Doch das ist nicht garantiert. Deshalb ist keine einzige App uneingeschränkt zu empfehlen. Das Fazit der Gesundheitstipp-Juristin Sarah Coopman: «Wer nicht will, dass die Hersteller so intime Daten speichern, sollte Zyklus-Apps nicht benutzen.» Sie prüfte die Datenschutzbestimmungen der acht Apps: «Bei allen Apps muss man sich mit einer E-Mail-Adresse registrieren. Die Daten werden auch gespeichert. Dasselbe gilt für die Gesundheitsdaten.» Immerhin: Die Benutzerinnen könnten selber festlegen, welche Daten sie preisgeben wollen, sagt Coopman.
Zyklusdaten in einem Kalender festhalten
Die Fachleute sind sich einig: Beim Verhüten sollte man sich nicht allein auf die Prognosen der Apps verlassen. Frauen sollten die Zyklusdaten vielmehr in einem Menstruationskalender festhalten. Frauenärztin Gesa Otti Rosebrock sagt: «Damit lernt man, die Veränderungen des eigenen Körpers im Zyklusverlauf besser zu deuten.» Sie weist aber auf einen möglichen Vorteil der Apps hin: So könne man jederzeit nachschauen, Beobachtungen eintragen und Daten mit der Ärztin oder dem Partner teilen.
Der Hersteller von «MyNFP» schreibt, dass man den Schleim und die Temperatur lückenlos und exakt eintragen müsse, andernfalls zeige die App keine fruchtbaren Tage an. Das Speichern der Daten sei für die Benutzerinnen von Vorteil: Sie würden die Messwerte oft anfordern, weil sie diese ab und zu verlieren.
Natürlich verhüten – die Tipps
Beim natürlichen Verhüten oder der symptothermalen Methode misst die Frau ihre Körpertemperatur jeden Morgen unmittelbar nach dem Aufwachen. Während der fruchtbaren Phase bis zum Eisprung ist die Temperatur tiefer. Danach steigt sie wieder an. Dann ist man unfruchtbar bis zur nächsten Periode.
Zusätzlich beobachtet die Frau ihren Gebärmutterschleim, der sich im Verlauf des Zyklus verändert. Der Schleim wird im Gebärmutterhals gebildet. Gegen den Eisprung hin in der fruchtbaren Phase wird er feuchter und klarer. Um den Eisprung herum ist er flüssig und dehnbar. Später nimmt er ab und wird trockener und trüber. Zudem gilt: Je länger man den Zyklus beobachtet, desto besser lassen sich die fruchtbaren Tage bestimmen.
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