Bauchweh, Durchfall oder Verstopfung machen Patienten mit Reizdarm das Leben schwer. Einige Ärzte geben ihnen dagegen das Antidepressivum Saroten mit dem Wirkstoff Amitriptylin. Das Mittel ist dafür zwar nicht zugelassen. Es lindert aber angeblich Schmerzen und macht die Muskeln des Magen-Darm-Trakts träge.
Fachleute sind skeptisch. Der Basler Gastroenterologe Rémy Meier sagt: «Ich würde Reizdarmpatienten Saroten nicht verschreiben.» Der Nutzen sei gering. Das zeigte eine Studie mit über 450 Patienten: Die Forscher teilten diese in zwei Gruppen ein. Die eine bekam täglich Amitriptylin, die andere ein Scheinmedikament. Nach sechs Monaten füllten die Patienten einen Fragebogen aus, mit dem Ärzte den Schweregrad von Reizdarm bestimmen.
Die Skala umfasst 500 Punkte. Resultat: Der Teilnehmergruppe mit Amitriptylin ging es um 27 Punkte besser als der Gruppe mit dem Scheinmedikament. Für eine deutliche Verbesserung wären jedoch 35, 50 oder sogar 95 Punkte nötig. Das kritisiert das deutsche Fachblatt «Arznei-Telegramm».
Hinzu kommt: Patienten riskieren mit Saroten Herzprobleme, Schläfrigkeit, sexuelle Unlust und Gewichtszunahme. In der Amitriptylin-Gruppe brach jeder achte Teilnehmer die Studie ab. Experte Meier sagt, das Mittel komme nur bei Patienten infrage, denen es auch seelisch nicht gut gehe. Auch das «Arznei-Telegramm» schreibt, Saroten komme «höchstens ausnahmsweise» infrage.
Darmflora mit vegetarischem Essen stärken
Reizdarm ist keine klar definierte Krankheit, sondern ein Sammelbegriff für unterschiedliche Beschwerden. Einige Patienten haben Bauchkrämpfe und Durchfall, andere leiden an Blähungen oder Verstopfung (Gesundheitstipp 5/2017). Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser empfiehlt, die Darmflora zu stärken, etwa mit vegetarischem Essen. Er rät, täglich einen geraffelten Apfel mit Bifidus-Joghurt zu essen.
Saroten-Hersteller Lundbeck weist darauf hin, dass Saroten für die Behandlung von Reizdarm nicht zugelassen sei. Er äussert sich zur Studie nicht.