Res Marti verbringt Ferien am liebsten auf dem Sattel. Beim Velofahren habe man ein ideales Tempo, um eine neue Gegend kennenzulernen: «Zu Fuss ist man zu langsam, mit dem Auto zu schnell.» Der 35-jährige Zürcher radelte etwa über die Hügel der Toscana (I) von Stadt zu Stadt. Und dem Rhein entlang fuhr er nach Freiburg im Breisgau (D). Eine mehrtägige Tour strenge nicht an, sofern die Strecke durch flaches Gelände führe: «Ich geniesse den Fahrtwind im Gesicht.»
Velotouren machen nicht nur Spass – sie sind auch gesund. Der Solothurner Sportarzt Adrian Burki sagt: «Veloferien wirken sich sehr positiv auf Kreislauf, Gelenke und Muskulatur aus.» Besonders sportlich müsse man nicht sein: Wer in der Lage sei, zu Fuss drei Stockwerke hochzusteigen, könne eine solche Tour problemlos unternehmen. Auch für Fitnessberater Fritz Bebie aus Erlenbach ZH ist Velofahren ein gutes Kraft- und Ausdauertraining: Es stärke die Beinmuskeln, die Arme und die Haltemuskeln im Rücken.
Der Gesundheitstipp stellt acht Touren in attraktiven Regionen vor (siehe unten und Seite 14). Die Routen weisen geringe Höhendifferenzen auf und sind deshalb auch für wenig trainierte Fahrer machbar.
Nicht zu viele Kilometer einplanen
Auch nach der Pensionierung kann man mit dem Velo längere Touren unternehmen. «Für mich gibt es nichts Schöneres, als mich an der frischen Luft zu bewegen», schwärmt die 74-jährige Margrit Kiser aus Sachseln OW. Die Tourenleiterin der Velogruppe Unterwalden fährt jeweils mit einem Elektrovelo. Damit könne sie auch «Högerli» problemlos meistern, die sie ohne Motor nicht schaffen würde.
Lukas Stadtherr, Mitglied der Projektleitung bei der Stiftung Schweiz Mobil, empfiehlt für eine Velotour ein Trekking- oder Citybike. Aber auch mit einem E-Bike mache man etwas für die Fitness, so Stadtherr – je nachdem, welche Motorleistung man wähle. Für längere Touren sei ein Lenker mit seitlichen Hörnern oder ein Rennlenker angenehm. Denn so kann man die Position der Hände wechseln. Und bei der Wahl des Sattels gelte die Devise: je breiter, desto bequemer.
Stadtherr rät, pro Tag nicht zu viele Kilometer einzuplanen. So bleibe genügend Zeit, um Pausen zu machen, zu baden oder Orte in Ruhe anzuschauen. Bei gemütlichem Tempo legt man pro Stunde rund 15 Kilometer zurück. Als Faustregel gilt: Pro Tag nicht mehr als 50 bis 70 Kilometer fahren.
Wenn man mehrere Tage auf dem Sattel unterwegs ist, sollte man sich gut überlegen, was man einpackt. Res Marti nimmt nur wenige Ersatzkleider mit – «drei Stück von allen Teilen» – und wäscht sie unterwegs im Hotel. Rennfahrertrikots oder Velohosen sind für die hier vorgestellten Touren nicht unbedingt nötig. Denn im vorwiegend flachen Gelände kommt man nicht gross ins Schwitzen.
Wichtig ist aber ein guter Regenschutz. Bewährt haben sich Regenponchos, die über die Lenkstange reichen, oder Regenjacke und -hose. Gamaschen sind praktisch: Bei Dauerregen halten sie die Schuhe trocken. Ins Reisegepäck gehört zudem unbedingt ein Minimum an Werkzeug: Flickzeug für die Schläuche, drei Reifenheber, eine Pumpe, ein kleiner Schraubenschlüssel und Ersatzschläuche. Damit kann man einen Platten schnell reparieren, auch wenn kein Velomechaniker in der Nähe ist.
Besser das eigene Velo mitnehmen
Einige Reisebüros bieten fixfertig organisierte Veloferien an – inklusive Übernachtung, Velomiete und Gepäcktransport. Margrit Kiser organisiert ihre Touren aber lieber selber: «Das ist viel günstiger.» Zudem nimmt sie ihr eigenes Velo mit, statt dass sie vor Ort ein Leihfahrrad mietet. Auch Lukas Stadtherr von Schweiz Mobil rät, auf längeren Touren mit dem eigenen Velo zu fahren: «Man ist dann sicher, dass das Gepäck zum Velo passt.» Allerdings ist der Veloverlad nicht in allen Zügen möglich.
Damit man sich nicht überfordert, rät Sportarzt Adrian Burki, mindestens sechs Wochen vor der Tour ein Konditionstraining zu starten. Am besten sei es, dreimal pro Woche Velo zu fahren – anfänglich eine halbe Stunde, ab der dritten Woche eine bis zwei Stunden pro Tag.
Wer noch nie mit einem E-Bike gefahren ist, sollte vorher einen Kurs besuchen. Fitnessberater Fritz Bebie sagt: «Elektrovelos sind schwieriger zu beherrschen. Denn sie sind schwerer und man fährt damit schneller.»
Buchtipp
Weitere Tipps zur Ausrüstung, zur Streckenplanung, zum Packen und mehr finden Sie im «Handbuch Radreisen» von Hana und Peter Bergh (Braumüller Verlag, ca. Fr. 36.–).
Tipps
Das gehört ins Tourengepäck
- Seitentaschen, die man am Gepäckträger befestigen kann, sind von Vorteil. Der tiefere Schwerpunkt des Velos sorgt für Fahrstabilität.
- Nehmen Sie praktische und bequeme Kleider mit. Gepolsterte Velohosen sind nicht unbedingt nötig.
- Packen Sie Regenschutz und Gamaschen ein.
- Eine Strassenkarte und eine kleine Notfallapotheke gehören ebenfalls ins Gepäck.
- Packen Sie Flickzeug für die Schläuche ein, eine Pumpe, zwei Ersatzschläuche und einen Schraubenschlüssel.
- So sparen Sie Gewicht: Packen Sie wenige Kleider ein und waschen Sie schmutzige Kleider abends im Hotel.
- Wählen Sie eine Strecke mit geringen Höhendifferenzen. Fahren Sie pro Tag höchstens 50 bis 70 Kilometer, mit Kindern die Hälfte.
- Zugverbindungen mit Velomitnahme in diversen Ländern: Bahn.de } Strecke eingeben } «Weitere Optionen» } «Nur Verbindungen zur Fahrradmitnahme anzeigen».
- Prüfen Sie vor der Fahrt Bremsen und Licht Ihres Velos. Die Kette ölen.