Wandern mit Schneeschuhen ist nicht harmlos. Laut der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU) verliert im Durchschnitt jedes Jahr ein Schneeschuhwanderer sein Leben durch eine Lawine.
Hinzu kommt: Schneeschuhläufer überleben die Lawine weniger oft als Skitourenläufer. Eine Studie des Instituts für Schnee- und Lawinenforschung in Davos zeigte vor fünf Jahren: Jeder dritte Schneeschuhläufer, der verschüttet wurde, überlebte die Lawine nicht – bei den Skitourenläufern war es nur jeder zehnte. Die Forscher untersuchten die Lawinenunglücke zwischen 2005 und 2015. Dabei waren insgesamt 1235 Skitourengänger verunglückt.
Die Autoren der Studie kamen zum Schluss, dass dies an einer «weniger effizienten Kameradenrettung» liege. Das heisst: Schneeschuhwanderer sind weniger gut für Notfälle ausgerüstet oder vorbereitet.
Viele Schneeschuhläufer bleiben auf signalisierten Schneeschuhwegen – denn diese gelten als lawinensicher. So schreibt etwa die BfU: «Die Betreiber sichern die Routen vor Lawinen.»
Auch für Brigitte Wüst aus Zollikon ZH kommt es nicht infrage, die markierten Wege zu verlassen: «Dafür kann ich die Lawinensituation zu wenig einschätzen.» Die Anfängerin hat das Schneeschuhwandern vor zwei Jahren für sich entdeckt. «Die Schönheit der Natur, die tolle Aussicht und die Ruhe gefallen mir dabei besonders», erzählt sie.
Ihre ersten Erfahrungen hat sie in einem Kurs gesammelt. Dort bekam sie zugleich Grundkenntnisse in Lawinenkunde vermittelt. Wie viele Menschen vertraut sie darauf, dass die signalisierten Routen sicher sind: «Auf Skipisten geht man ja auch davon aus, dass keine Lawinen runterkommen.»
Je steiler ein Hang, desto grösser die Gefahr
Allerdings raten Fachleute auch auf signalisierten Wegen zu Vorsicht. Schneeschuhführer Rainer Meichtry aus Haslen GL sagt: «Lawinen sind auch auf markierten Wegen nicht ausgeschlossen.» Eine Lawine könne etwa durch Personen ausgelöst werden, die über dem markierten Weg im freien Gelände unterwegs sind. Andere Schneeschuhführer teilen die Bedenken.
So etwa Alois Kiser aus Laufenburg AG: «Schneeschuhwanderer wiegen sich auf markierten Wegen in falscher Sicherheit.» Vor allem wenn die Wege an steilen Hängen vorbeiführen, könne man sich nicht allein darauf verlassen, dass die Betreiber die markierten Wege sichern. Je steiler ein Hang, desto grösser ist die Lawinengefahr.
Meichtry empfiehlt, auch auf signalisierten Wegen eine Notfallausrüstung mitzunehmen. Diese besteht aus einem Suchgerät für Lawinenverschüttete, einer Lawinensonde und einer Lawinenschaufel. In einem Kurs lerne man das nötige Basiswissen dazu schon in wenigen Stunden.
So planen Sie eine Schneeschuhtour
- Informieren Sie sich bei Globaltrail.ch oder Schweizmobil.ch über den Schwierigkeitsgrad, die Anzahl Höhenmeter und die Länge der geplanten Route.
- Folgen Sie unterwegs nicht blindlings fremden Spuren.
- Checken Sie den Wetterbericht und das Lawinenbulletin unter Slf.ch über aktuelle Gefahren.
- Gehen Sie nicht allein auf eine Schneeschuhwanderung.
- Informieren Sie Angehörige über die von Ihnen geplante Route.
- In den Rucksack gehört die Lawinennotfallausrüstung, eine Rettungsdecke, Verpflegung, eine Thermoskanne mit Tee und eine zusätzliche Jacke.