Die Firma Arnold Betten in Wädenswil ZH rät in einem Werbevideo auf ihrer Website: «Kein Matratzenkauf ohne den Wirbelscanner.» Die Verkäufer setzen das kleine Gerät bei Kunden ein, die eine Matratze kaufen wollen. Sie suchen damit die Wirbelsäule ab – zuerst im Stehen, dann beim Liegen auf der Matratze. Der Wirbelscanner misst die Knochen laut Arnold Betten «mit medizinischer Präzision» aus. Die Form der Wirbelsäule erscheint dann auf einem Bildschirm. Die Matratze, auf der die Wirbelsäule die gleiche Haltung annimmt wie beim Stehen, sei die beste Wahl. Man finde so «objektiv» das richtige Modell. Ein Wirbelsäulenscan zu Hause kostet 180 Franken. Andere Bettenläden setzen den Scanner ebenfalls ein, etwa Schweizer Betten in Gümligen BE oder Schlafpunkt in Winterthur ZH und St. Gallen.
«Scanner zeigt nicht, ob die Matratze passt»
Fachleute sind skeptisch. «Für den Nutzen dieses Geräts gibt es keinen Beleg», sagt Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser. Rheumaarzt Christoph Reich aus Zürich kritisiert: «Ein Wirbelscanner sagt höchstens etwas darüber aus, wie die Wirbelsäule geformt ist.» Daraus werde aber nicht ersichtlich, welche Matratze sich am besten eigne. «Ein solches Gerät ersetzt nicht eine gute Beratung im Geschäft», so Reich. Fürs Probeliegen im Laden solle man überlegen, ob man auf dem Bauch, dem Rücken oder auf der Seite schläft. «Ein Bauch- oder Rückenschläfer kann meist eine etwas härtere Matratze wählen», erklärt Christoph Reich. Auch für schwere Personen sind härtere Modelle besser als weiche.
Paare kaufen besser zwei Matratzen
Wer auf der Seite schläft, sollte eine Matratze wählen, in der Schultern und Hüfte leicht einsinken, die Taille aber gestützt ist. Walser rät Käufern, sie sollen sich seitlich auf die Matratze legen und dabei versuchen, eine Hand unter der Taille hindurchzuschieben. «Wenn das gerade noch knapp geht, passt die Matratze.» Ein weiterer Tipp: Wenn man zu zweit in einem Bett schläft, kauft man besser zwei Matratzen, die je 90 Zentimeter breit sind. So kann man unterschiedliche Härten wählen.
Arnold Betten schreibt, der Wirbelscanner sei ein zusätzliches Hilfsmittel bei einer Beratung. Schweizer Betten ergänzt, Kunden würden nach gesundheitlichen Problemen befragt und ausgemessen. Erst am Schluss mache man einen Scan, damit sich der Kunde überzeugen könne, «gut ausgerichtet zu sein».