Die Plastikflaschen der Marke Yfood gibt es in 15 Sorten: von «Happy Banana» bis «Classic Choco». Eine Flasche kostet bei Coop rund 5 Franken. Die Trinkmahlzeiten seien eine «leckere und praktische Alternative» für Leute, die keine Zeit zum Essen haben, schreibt die deutsche Firma Yfood auf ihrer Internetseite.
Die Zutatenliste von Yfood erinnert an einen Chemiebaukasten: Neben Milch, Pflanzenölen, Kokosmilch und Reispulver, Hafer- und Maisfasern enthält das Getränk zugefügte Vitamine und Mineralstoffe, den künstlichen Süssstoff Sucralose, Farben, Aromen und weitere Zutaten. Mit einer 5-Deziliter-Flasche nimmt man 500 Kilokalorien auf. Das sättige bis zu fünf Stunden lang, sagt Yfood.
Hersteller wie die Firma Perfectyou aus Kemptthal ZH, Nestlé, Nupo und Saturo verkaufen ähnliche Trinkmahlzeiten. Perfectyou schreibt im Internet, ihre Trinkmahlzeit Perfect Meal stärke das Immunsystem, unterstütze den Kreislauf, verbessere die Darmflora und lasse die Muskeln wachsen. Solche Aussagen sorgen bei Experten für Kopfschütteln. Bettina Isenschmid ist Spezialistin für Essstörungen und Übergewicht am Spital Region Oberaargau in Langenthal BE.
Sie sagt: «Die Gesundheitsversprechen der Hersteller sind völlig überzogen und wissenschaftlich nicht seriös belegt.» Trinkmahlzeiten seien industriell verarbeitete Lebensmittel, die nicht zu einer gesunden Ernährung passten, so Isenschmid. Zwar enthalten Produkte wie Yfood viele Kalorien und Fasern. Trotzdem sättigen sie laut der Expertin nicht gut, weil man sie als Getränk wahrnehme.
Hinzu kommt: Flüssigmahlzeiten trinkt man schnell und auch nebenbei. Das kann laut Isenschmid dazu führen, dass man zu viel davon konsumiert: «Diesen negativen Effekt stellen wir auch bei unseren Patienten fest, die häufig Milchshakes und Smoothies zu sich nehmen.»
Präventivmediziner David Fäh von der Berner Fachhochschule bestätigt: Mahlzeiten zu trinken, sei auf Dauer ungesund. «Flüssige Kalorien sind mitverantwortlich für Krankheiten wie Adipositas und Diabetes.» Das Kauen beim Essen sei wichtig für die Verdauung, weil der Körper dabei Insulin ausschütte, sagt Fäh. Wer Mahlzeiten trinkt statt zu essen, hindere den Körper daran, Hunger und Sättigung zu regulieren. Laut David Fäh sind die Trinkmahlzeiten ausserdem einem gesunden Mahlzeitenrhythmus abträglich. Auch der Süssstoff Sucralose sei problematisch: Er schwäche die Darmflora und die Blutzuckerregulation.
Studentenfutter ist die bessere Alternative
Gestressten Leuten, die wenig Zeit zum Essen haben, empfiehlt David Fäh, eine Mischung mit Kernen und Nüssen, Studentenfutter, Gemüse wie Cherrytomaten oder Früchte dabeizuhaben. «Selbst Popcorn ist sinnvoller als eine Flüssigmahlzeit.» Bettina Isenschmid rät, Mahlzeiten zu Hause vorzubereiten und diese am Arbeitsplatz in der Mikrowelle aufzuwärmen.
Hersteller Yfood sagt zur Kritik der Fachleute: Eine Studie habe gezeigt, dass die Trinkmahlzeiten den Blutzuckerspiegel nur geringfügig ansteigen liessen. Allerdings war Yfood selber für die Studie verantwortlich, diese hatte zudem nur zehn Teilnehmer.
Die Firma Perfectyou schreibt, Perfect Meal sei nicht als ständiger Ersatz für normale Mahlzeiten gedacht, sondern als gesunde Alternative zu Fastfood für bestimmte Situationen. Das Getränk enthalte viele Nahrungsfasern, sättige daher wie eine normale Mahlzeit und halte den Blutzuckerspiegel stabil.
Die Firma Nupo schreibt, sie behaupte nicht, dass ihre Produkte gesundheitliche Vorteile hätten. Nestlé teilt mit, ihre Trinkmahlzeiten würden sich an Patienten mit Mangelernährung richten.